Bayer Leverkusen Schmidt ist nicht mehr unantastbar

Meinung · Normalerweise beherrscht Roger Schmidt das Kameragrinsen perfekt. Aus der Reserve locken lässt sich der 48-Jährige nicht. Normalität ist in diesen Wochen bei Bayer 04 jedoch ein Fremdwort. Verbale Ausuferungen von Sportdirektor Rudi Völler ist die Fußballwelt mittlerweile gewohnt. Dass jedoch der Trainer während eines Live-Interviews zur Attacke übergeht, ist ein Novum.

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Das ist Roger Schmidt

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Foto: AFP/PATRICIA DE MELO MOREIRA

Eine menschliche Reaktion nach einem bitteren Ausscheiden - die allerdings Unsouveränität im Umgang mit der sportlichen Situation offenbart. Bei Bayer 04 liegen die Nerven blank. Das ist verständlich ob der Ergebniskrise, in der sich die Werkself befindet. Statt die Lage sachlich zu analysieren, verkörpern die Verantwortlichen mittlerweile eine Wir-gegen-alle-Mentalität: Wir gegen die Schiedsrichter, wir gegen das Glück im Abschluss, wir gegen die Fans — wie am Flughafen von Minsk deutlich wurde, als Völler mit einem Fan verbal aneinandergeriet.

Das größte Problem von Bayer 04 neben den fehlenden Ergebnissen — der Trainer, mit dem man vorzeitig bis 2020 verlängerte, ist nicht mehr unantastbar. Erstmals in seiner Karriere sieht Roger Schmidt sich großen Zweifeln an seinem System ausgesetzt, das lange als wasserdicht galt. Die fehlende Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor oder die Schwäche beim Verteidigen von Standardsituationen spricht der frühere Paderborner Woche für Woche an. Eine Lösung für die ausgemachten Probleme hat er jedoch nicht zur Hand. Schmidt kommt langsam an einen Punkt, an dem ihm "Wir haben eine junge Mannschaft" oder "Uns fehlen viele Leistungsträger" nicht mehr weiterhelfen.

Noch stärkt die Führungsetage dem 48-Jährigen den Rücken. Das könnte sich ändern, wenn er nicht schon bald Ergebnisse liefert. Am besten schon am Wochenende gegen Borussia Mönchengladbach.

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