Bayers Henrichs kämpft sich zurück Wenn der Hype verflogen ist

Leverkusen · Benjamin Henrichs lernte nach seinem kometenhaften Aufstieg zuletzt die Schattenseiten des Geschäfts kennen. Jetzt befindet er sich auf gutem Weg zurück zu alter Stärke.

Das ist Benjamin Henrichs
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Foto: afp, PST

Als Linksverteidiger Wendell am Samstag in Hamburg nach einer Viertelstunde verletzt ausgewechselt werden musste, schlug die Stunde von Benjamin Henrichs. Obwohl der gebürtige Bocholter zuvor nur wenige Minuten auf dieser Position zum Einsatz gekommen war, erledigte er seine Aufgabe größtenteils souverän und bereitete sogar das 2:0 durch Kai Havertz vor. "Ich freue mich, dass es bei ihm bergauf geht", sagte Bayer-Trainer Heiko Herrlich.

Das Lob des Coachs dürfte Henrichs motivieren, doch es impliziert auch, dass es in den vergangenen Monaten nicht immer nach Wunsch für das Bayer-Talent lief. Der 20-Jährige begann die Saison zwar als Stammkraft auf der rechten Außenverteidigerposition, fand sich nach einigen schwächeren Partien jedoch schnell auf der Bank wieder. Allein vier Mal blieb der Sohn eines Deutschen und einer ghanaischen Mutter in der Hinrunde ohne Einsatz im Kader. Ein Umstand, an den sich Henrichs erst einmal gewöhnen musste. "So schnell, wie es mit mir hochgegangen und der Hype gekommen ist, so schnell kann es auch in die andere Richtung gehen", sagte er. Ein grippaler Infekt sowie eine Rote Karte im Spiel gegen Leipzig warfen den beidfüßigen Profi im November zusätzlich zurück.

Doch Henrichs ließ sich nicht entmutigen, bot sich im Training weiter an und lauerte auf seine Chance. Als sich in der Wintertransferphase die Gelegenheit auftat, den Werksklub in Richtung Leipzig zu verlassen, lehnte Henrichs dankend ab. Er wolle sich bei Bayer 04 durchbeißen, erklärte der spielintelligente Verteidiger. Ein Entschluss, den er aktuell wohl nicht bereut. Schließlich sei er jetzt wieder auf einem guten Weg, an seine alte Form anzuknüpfen. "In den letzten Spielen hat man es gesehen", sagte Henrichs. "Zwar wurde ich zum Teil auch eingewechselt, aber ich habe gute Leistungen gezeigt." Auf die lasse sich aufbauen, erklärte er. Ziel sei nun, "immer zu spielen".

Henrichs ist ein Leverkusener Eigengewächs. Seine Karriere begann er bei der SpVg. Porz-Gremberghoven (heute SpVg. Porz 1919) in Köln, doch schon 2004 wechselte er als F-Jugendlicher unters Bayer-Kreuz. Dort durchlief er anschließend alle Jugendteams und unterschrieb 2015 seinen ersten Profivertrag, den er vergangenen Sommer vorzeitig bis 2022 verlängerte. Entscheidenden Anteil an seinem Durchbruch in der Saison 2015/16 hatte der ehemalige Bayer-Coach Roger Schmidt, der den zuvor im Mittelfeld eingesetzten Henrichs im Winter-Trainingslager in Orlando zum Außenverteidiger umschulte. Schmidts Schützling machte es fortan sogar so gut, dass Bundestrainer Joachim Löw Henrichs 2016 erstmals für die Nationalmannschaft nominierte. Drei Spiele hat er seitdem für den DFB absolviert und gehörte zum Team, das 2017 den Confed-Cup gewann.

Gerne würde Henrichs in diesem Sommer erneut nach Russland fliegen. "Die WM habe ich noch nicht abgeschrieben", betont er. "Fakt ist aber auch, dass ich dafür spielen und Leistungen wie in Hamburg zeigen muss." Seine Chancen auf ein Ticket für die Weltmeisterschaft schätzt er realistisch ein. "Es ist natürlich schwer, da auch viele Spieler auf meiner Position dazugekommen sind." Am Freitag feiert Henrichs seinen 21. Geburtstag. Ob er sich mit seinem ersten Pflichtspieltor für Bayer 04 am Sonntag gegen Schalke (15.30 Uhr) selbst beschenken wird? Henrichs will zumindest nichts ausschließen: "Ich bin fest davon überzeugt, dass mein erstes Tor noch in dieser Saison kommt."

(sb)
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