Bayer-Keeper Özcan Ein Rambo auf verlorenem Posten

Leverkusen · Seinen martialischen Spitznamen "Rambo" hat Bayers Ersatzkeeper Ramazan Özcan seit der Jugend. Nach der 0:4-Pleite in Dortmund sprach er Klartext – und forderte seine Teamkollegen auf, selbstkritisch in den Spiegel zu schauen.

 Ramazan Özcan gab gegen den BVB sein Ligadebüt für Bayer 04.

Ramazan Özcan gab gegen den BVB sein Ligadebüt für Bayer 04.

Foto: dpa, mku soe

Seinen martialischen Spitznamen "Rambo" hat Bayers Ersatzkeeper Ramazan Özcan seit der Jugend. Nach der 0:4-Pleite in Dortmund sprach er Klartext — und forderte seine Teamkollegen auf, selbstkritisch in den Spiegel zu schauen.

Wenige Sekunden nach dem Schlusspfiff eines denkwürdigen Fußballspiels rang Ramazan Özcan nach Worten, um seine Gefühlslage zu beschreiben. "Es ist für mich eine Ehre, für so einen Riesenklub wie Bayer Leverkusen zu spielen. Ich habe mich darauf gefreut", sagte der Torhüter. "Aber so wie wir gespielt haben, ist es natürlich schon sehr, sehr… — es tut weh. Das muss ich ehrlich sagen."

Sein Team war gerade von einer furiosen Dortmunder Elf förmlich vom Platz gefegt worden. Das 0:4 (0:1) beim BVB war ein aus Leverkusener Sicht noch schmeichelhaftes Ergebnis. Vor allem Özcan war es zu verdanken, dass die Pleite nicht noch höher ausfiel. Er parierte nicht nur einen Elfmeter des doppelten Torschützen Marco Reus, sondern unter anderem auch eine hochkarätige Chance des 18-jährigen Engländers Jadon Sancho, der mit einem Tor und zwei Vorlagen dennoch der Mann des Spiels wurde. Seine Vorderleute ließen Özcan ein ums andere Mal im Stich. Das lag allerdings auch daran, dass die zuletzt strauchelnden Dortmunder einen Sahnetag erwischten.

Der 33-jährige Torwart gab sein Ligadebüt für Bayer 04, weil Bernd Lenos lädiertes Knie nicht rechtzeitig heilte. Nach der überdeutlichen Niederlage stellte der Österreicher sich und seinen Teamkollegen ein wenig schmeichelhaftes Zeugnis aus. "Wir hatten keinen Zugriff, haben Dortmund zu große Räume gelassen und bei Ballverlusten sind wir stehengeblieben. Herz und Leidenschaft haben gefehlt. Das ist ein Tag, den wir beinhart analysieren müssen", sagte er.

Dass der FC Bayern München die Werkself unter der Woche mit einem 2:6 demontierte, habe bei der neuerlichen Pleite nicht den Ausschlag gegeben, sagte Özcan. "Wir wissen, dass wir gegen Bayern 60 Minuten sehr gut gespielt haben. Das Pokalspiel war nicht mehr in unseren Köpfen", mutmaßte der Schlussmann und fügte einen Satz hinzu, der angesichts des deutlich sichtbaren Klassenunterschieds zu München und Dortmund einen Teil seiner Selbstverständlichkeit eingebüßt hat: "Wir sind alle Profis." Gerade deshalb müsse sich jeder Spieler fragen, "warum wir von A bis Z alles haben vermissen lassen."

Die aus Sicht von Bayer 04 einzige gute Nachricht an diesem ansonsten gebrauchten Abend in Dortmund ist, dass alles noch in den eigenen Händen liegt. Auf Platz vier der Tabelle kann die Werkself mit drei Siegen in den noch ausstehenden Spielen die Teilnahme an der Champions League fix machen, ohne auf andere Ergebnisse schauen zu müssen. Es bringe nichts, nach so einer Niederlage die bis dahin gute Saison schlechtzureden, betonte Özcan: "Wir werden die Köpfe jetzt nicht hängen lassen."

Das wäre auch die denkbar falscheste Reaktion auf die 2:10 Tore aus zwei Partien innerhalb von fünf Tagen. Rudi Völler war nach dem blutleeren Auftritt der Mannschaft, die erstaunlicherweise nicht einmal eine Gelbe Karte sah, sichtlich angefressen. "Wir haben die Grenzen aufgezeigt bekommen in den vergangenen Tagen", sagte der Sportdirektor und auch Trainer Heiko Herrlich stimmte in seiner Analyse ein: "Leidenschaftlich gegen den Ball arbeiten, aggressiv in den Zweikämpfen sein, hohe Laufbereitschaft zeigen, und die Räume eng machen — das alles haben wir eigentlich nur in den ersten fünf Minuten gemacht."

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