Bayer Leverkusen Bayers Pokalspiel weckt Erinnerung an Fast-Abstieg

Leverkusen · Leverkusen verbindet Gegner K'lautern stets mit dem 18. Mai 1996. Das Datum gilt manchem als wichtigster Tag der jüngeren Vereinshistorie.

Der Moment der Erlösung: Markus Münch trifft am 18. Mai 1996 in Minute 82 zum 1:1-Ausgleich gegen Kaiserslautern (oben). Sein anschließender Jubellauf (unten) ist Teil der Leverkusener Vereinsgeschichte geworden.

Der Moment der Erlösung: Markus Münch trifft am 18. Mai 1996 in Minute 82 zum 1:1-Ausgleich gegen Kaiserslautern (oben). Sein anschließender Jubellauf (unten) ist Teil der Leverkusener Vereinsgeschichte geworden.

Foto: imago

Am 24. Mai 1996 schaltet die Fußballabteilung von Bayer 04 eine halbseitige Anzeige im Lokalteil der Rheinischen Post. "Danke!", steht da in großen Lettern über einem Foto der Werkself geschrieben, die vor der Fankurve ausgelassen jubelt. In den Zeilen daneben spiegelt sich die ganze Erleichterung eines Vereins wider, der sechs Tage zuvor durch ein 1:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern den Abstieg aus der Bundesliga gerade soeben vermieden und damit einer Horror-Saison ein versöhnliches Ende beschieden hat. "Viele haben mit uns gezittert — ob im Stadion oder an den Bildschirmen, in den Gaststätten oder am Radiogerät daheim. Die guten Wünsche haben geholfen, daß Bayer 04 auch im 18. Jahr in der Bundesliga erstklassig bleibt", schreibt der Werksklub seinen Anhängern.

Wenn es am Mittwochabend (19 Uhr/Live-Ticker) im DFB-Pokal-Viertelfinale für Bayer 04 erneut gegen den FCK geht, weckt diese Paarung dann auch bei vielen Erinnerungen an dieses Zitterspiel aus dem Mai 1996. Denn der gute Ausgang damals ist in der Bewertung vieler im und um den Verein einer der wichtigsten Tage der jüngeren Klubhistorie. Klar, der Uefa-Cup-Sieg 1988, der DFB-Pokalgewinn 1993, das Champions-League-Finale 2002 — das waren Leverkusener Glanzlichter, aber ein Abstieg vor 18 Jahren — da sind sich die Beobachter heute einig — hätte den Verein entscheidend zurückgeworfen. "Schlimmeres als den Abstieg kann ich mir nicht vorstellen — außer einem Unglück in der Familie", sagte Manager Reiner Calmund knapp drei Wochen vor dem Endspiel gegen Kaiserslautern. Zu diesem Zeitpunkt hatte eine Saison voller Enttäuschungen die Nerven der Leverkusener Verantwortlichen schon fast vollends aufgefressen. Am 28. April entließ man Erich Ribbeck, Co-Trainer Hermann sollte nun den GAU vermeiden.

An diesem 18. Mai 1996 blickte ganz Leverkusen diesem GAU direkt ins Auge, nachdem Pavel Kuka die Pfälzer in Führung geschossen hatte und Bayer 04 virtuell auf einen Abstiegsplatz gestürzt war. Schützenhilfe aus Rostock blieb aus, Hansa verlor am Ende gegen Bayers Abstiegskonkurrent Köln 0:1. Es half also nichts: Ein Tor musste her. Und dies schoss Markus Münch acht Minuten vor Schluss. Es war ein Treffer, der Lautern in die 2. Liga schickte, der das Bild vom weinenden Andi Brehme im Arm von Bayer-Kapitän Rudi Völler schuf und der Völler einen Abschied vom Profidasein als Erstligist verschaffte.

"Wir wollen nicht noch einmal eine solche Zittersaison erleben. Darum bemühen wir uns nachhaltig, die Ursachen für so manchen sportlichen Rückschlag zu untersuchen", schreibt Bayer 04 sechs Tage später in der RP-Anzeige. Allein, der Wunsch blieb ein frommer. Sieben Jahre später lagen die Nerven zum Saisonfinale erneut blank. Erst durch zwei Siege gegen 1860 München und in Nürnberg hielt man die Klasse. 1996 wie 2003 galt das Team als viel zu gut, um in Abstiegsnöte zu geraten. Doch beide Male passierte genau das. "Im Sport lässt sich nichts berechnen", heißt es 1996 passend in der RP-Anzeige.

(RP)
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