Bayer Leverkusen Bellarabi-Absage ist als Ansage von Bayer zu verstehen

Leverkusen · Borussia Dortmund ist bereit, rund 50 Millionen Euro für Ömer Toprak und Karim Bellarabi zu bezahlen. Dass Bayer 04 ablehnt, zeigt: Der Werksklub ist a) auf das Geld nicht angewiesen und b) hat selbst große Ziele. Eines davon: eben jene Dortmunder anzugreifen, statt sich schwächen zu lassen.

 Roger Schmidt hat gut lachen: Sportdirektor Rudi Völler und das Management der Werkself wollen trotz Millionenofferten die wichtigsten Spieler im Kader halten.

Roger Schmidt hat gut lachen: Sportdirektor Rudi Völler und das Management der Werkself wollen trotz Millionenofferten die wichtigsten Spieler im Kader halten.

Foto: MISERIUS

LEVERKUSEN Der Moment, als Ömer Toprak nach dem letzten Spiel auf den Zaun kletterte und begann, ausgelassen mit den Fans zu feiern, kam manchem auch wie Abschied nehmen vor. Es gab zumindest Zuschauer, die sich an das Vorjahr erinnert fühlten, als Gonzalo Castro ähnliches widerfuhr. Auch er wurde damals von den Fans gerufen, die versuchten, den Mittelfeldmann noch von seinem Wechsel zu Borussia Dortmund abzuhalten. Ohne Erfolg, wie man weiß.

Wie das Rennen um Toprak ausgeht, um den sich zuletzt ebenfalls der BVB bemühte, ist noch nicht final entschieden. In Leverkusen geht man aber davon aus, dass sich ein möglicher Wechsel erledigt hat, zumindest ist Ruhe in das Thema eingekehrt. Dortmund hatte Bayer 04 ein Angebot von zirka 22 Millionen Euro für den Innenverteidiger unterbreitet, das der Werksklub allerdings ablehnte. An diesem Fakt hat sich nichts geändert. Stand heute wird Toprak Leverkusen also in diesem Sommer nicht verlassen. Es sei denn, der BVB packt weitere Millionen obendrauf.

Anders liegt der Fall bei Karim Bellarabi, den abzuwerben, so ließ Rudi Völler durchblicken, sei vergebene Liebesmühe. Auf der Suche nach einem Ersatz für den abwanderungswilligen Spielmacher Henrikh Mkhitaryan hatte sich der BVB erneut an Leverkusen gewandt. Angeblich soll er sein Angebot für den Nationalspieler, der für das laufende EM-Turnier nicht berücksichtigt wurde, von 24 Millionen Euro auf 36 Millionen erhöht haben.

Offiziell bestätigt diese Zahl freilich niemand. Es ist allerdings ziemlich unerheblich, ob die Ablöse tatsächlich 36, 30 oder auch "bloß" 28 Millionen schwer ist. Die ableitbare Aussage aus der Tatsache, dass Bayer 04 dieses lukrative Angebot für den Offensivmann erneut abschmettert und in Summe mit dem Angebot für Toprak rund 50 Millionen ausschlägt, ist viel entscheidender: Der Werksklub ist auf das Geld nicht angewiesen. Der Verein hat in der Vergangenheit gut gewirtschaftet. Das gelang nicht zuletzt durch die regelmäßige Teilnahme am internationalen Wettbewerb und den damit verbundenen Einnahmen - vor allem aber mithilfe einer erfolgreichen Personalpolitik. Heißt: Durch gutes Scouting konnten Talente frühzeitig entdeckt, Flops weitgehend vermieden und demgegenüber Profis gewinnbringend verkauft werden.

In Summe verschafft das Bayer 04 Handlungsfähigkeit - etwa wenn es darum geht, wichtige Spieler zu halten (Bellarabi, Leno, Toprak, Chicharito) oder Geld in die Qualitätssteigerung des Kaders zu investieren. So ist beispielsweise der 20 Millionen Euro teure Transfer von Kevin Volland weniger Zufall als logische Konsequenz.

In der Liga hat man die jüngsten Personalien in Leverkusen registriert und die indirekte Kampfansage vernommen: Als Mannschaft will man den nächsten Schritt gehen und in allen drei Wettbewerben eine gewichtigere Rolle spielen als dass zuletzt der Fall war. Ziel ist es, sich den Dortmundern zu nähern, die zuletzt noch 18 Punkte voraus waren, statt sich von einem Konkurrenten schwächen zu lassen. Auch deshalb drückte sich Völler recht unmissverständlich aus, als er sagte, dass Bellarabi unabhängig jeder Summe "unverkäuflich" ist.

In den Augen der Dortmunder ist Bayer 04 offensichtlich ein sehr ernstzunehmender Konkurrent für die neue Saison. So wie Bayern München zuletzt Gefallen an Spielern des BVB fand, liebäugelt dieser mit Zukäufen aus Leverkusen. Das ist das Geschäft - man könnte es auch Nahrungskette Bundesliga nennen. Sie verdeutlicht die Kräfteverhältnisse. Bei Bayer 04 ist man aber offenbar nicht gewillt, noch länger hinter Bayern und Dortmund mit großem Abstand der Erste vom Rest zu sein. Dieser Kader ist aber auch eine Verpflichtung.

(RP)
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