Bayer Leverkusen Brandt: Bayers Juwel reist dem nächsten Titel hinterher

Leverkusen · Knapp 18 600 Kilometer und 25 Stunden Anreise hat Leverkusens Mittelfeld-Talent auf dem Weg nach Neuseeland hinter sich. Am Montag startet Brandt mit der U 20-Nationalmannschaft ins WM-Turnier.

Diejenigen unter den Jung-Profis, die die Gepflogenheiten nicht kennen, werden sich verwundert die Augen gerieben haben. Typisch neuseeländisch wurden die deutschen U 20-Fußballer nach ihrer Ankunft von einer jugendlichen Maori-Gruppe mit einem Haka-Tanz begrüßt. Und typisch neuseeländisch wurden sich zur Begrüßung gegenseitig die Nasen gerieben. Bundestrainer Frank Wormuth freute sich über den herzlichen Empfang seiner Mannschaft und sprach von einem "positiven Weckruf für den einen oder anderen". Spätestens jetzt sei klar, "dass wir in Neuseeland angekommen sind und an einer WM teilnehmen".

Der Urlaub nach einer langen Saison mit Bayer 04 und der Teilnahme an drei Wettbewerben muss auch für Julian Brandt erst einmal warten. Ab Montag startet der Mittelfeldspieler mit der deutschen U 20-Nationalmannschaft in das WM-Turnier. Damit wartet auf den gebürtigen Bremer nur knapp ein Jahr nach dem Titelgewinn mit der U 19 bei der Europameisterschaft ein weiterer Höhepunkt seiner noch jungen Profi-Karriere. "Ich freue mich riesig auf meine erste WM", sagt Brandt auf der Internetseite des Vereins. "Viele Augen werden nach Neuseeland gerichtet sein. Das ist eine super Gelegenheit, sich zu beweisen."

Seit seinem Wechsel nach Leverkusen zeigt die Kurve des 19-Jährigen steil nach oben. Brandt kam in der Winterpause der Saison 2013/14 für kleines Geld vom VfL Wolfsburg und wurde - vorausahnend - mit einem langfristigen Vertrag bis 2019 ausgestattet. 37 Pflichtspiele (6 Tore) in der Liga hat er seitdem für die Werkself absolviert. Mit Hochs und Tiefs. Im September stoppte ihn ein Außenbandriss. Brandt musste pausieren, und die anfängliche Euphorie um den Blondschopf, die er mit guten Leistungen befeuerte, wurde etwas eingebremst. In der Rückrunde, vor allem in den Spielen gegen Köln, Bayern und Hannover gelang Brandt der nächste Schritt, und er zeigte, warum er als eines der größten deutschen Fußball-Talente gilt. "Er ist ein Juwel", sagt Geschäftsführer Michael Schade. Sportdirektor Rudi Völler ist sich sicher, "dass wir noch viel Freude an ihm haben werden". Brandt ist einer von zehn Spielern, die 2014 mit Deutschland bereits den U 19-EM-Titel in Ungarn gewonnen hatten. Mit der U 20 soll daran angeknüpft werden. "Erstes Ziel ist es, die Gruppenphase als Erster zu überstehen", betonte Wormuth. In einer klaren Favoritenrolle sieht er sein Team aber nicht, zu schwer sei die Qualität der Konkurrenz einzuschätzen.

In der Gruppenphase trifft die deutsche Auswahl in Christchurch auf Fidschi (1. Juni, 3 Uhr MESZ), Usbekistan (4. Juni, 9 Uhr) und Honduras (7. Juni, 4 Uhr). Wenn alles nach Wunsch verläuft, wird Brandt für knapp drei Wochen in Neuseeland bleiben. Das Finale findet am 20. Juni statt. "Es wäre falsch, große Töne zu spucken und zu sagen: Wir werden Weltmeister. Aber unser Ziel ist es schon, ins Halbfinale zu kommen. Dann werden wir sehen, zu was es reicht", sagt der 19-Jährige, der dann vermutlich später in die Saisonvorbereitung in Leverkusen einsteigt (erstes Training am 3. Juli). "Ich bin gespannt auf dieses schöne Land. Es ist etwas Besonderes, gegen Teams außerhalb Europas zu spielen. Mit der U 19 haben wir letztes Jahr sehr viel Selbstvertrauen gesammelt, das wir bei der WM einbringen möchten."

(RP)
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