"Hoffe, dass es bei uns nie so weit kommt" Völler warnt vor Abschaffung der Winterpause

Leverkusen/Mönchengladbach · Neun Bundesligisten verzichten auf ein Trainingslager im Süden. Doch über Weihnachten durchzuspielen, ist weiter kein Thema.

Das ist Rudi Völler
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Foto: dpa/Hendrik Schmidt

In Bonn diskutiert die Welt in diesen Tagen über die Folgen des Klimawandels, und auch die Fußball-Bundesliga kann ein Beispiel zum Thema Erderwärmung beisteuern: Nur noch die Hälfte der 18 Vereine fliegt in der kommenden Winterpause für ein Trainingslager in den Süden. Der Rest bleibt daheim. Warum? Weil die Pause selbst nur drei Wochen kurz ist, vor allem aber, weil der Winter in Deutschland zuletzt oft genug keiner mehr war, der geplante Trainingseinheiten einfror.

"Bei einem Trainingslager geht es ja vor allem darum, das Zusammengehörigkeitsgefühl unter idealen Bedingungen zu stärken. In Deutschland sind die Platzverhältnisse inzwischen aber auch im Winter gut genug, um hier zu bleiben - unter anderem wegen Rasenheizungen und vielen anderen Dingen, die es zu meiner aktiven Zeit noch nicht in dem Ausmaß gab", sagt Bayer Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler. Der Werksklub war in den vergangenen Jahren zum Jahresstart nach Florida geflogen, doch diesmal zieht Trainer Heiko Herrlich die Vorbereitung an der BayArena durch. "Das liegt auch am Terminkalender im WM-Jahr. Kurz nach der Jahreswende steigen wir ja schon wieder ins Training ein", sagt Völler.

Die Planungen der Bundesliga-Klubs in punkto Trainingslager verändern sich indes nicht erst in diesem Jahr. Stand lange Belek an der türkischen Riviera für viele hoch im Kurs, hat die politische Lage binnen zwei Spielzeiten dazu geführt, dass niemand mehr dorthin fliegt. Von den neun, die diesmal reisen, zieht es sechs Teams nach Spanien, die Bayern halten an ihrem umstrittenen Trip nach Katar fest, und Augsburg und Stuttgart wissen noch nicht, wohin es geht. Wie Leverkusen bleibt auch Gladbach diesmal zu Hause. "Wir beginnen am 2. Januar mit der Vorbereitung auf die Rückrunde. Dann sind es nur zwölf Tage bis zum ersten Spiel in Köln. Für ein Trainingslager müssten wir zwei Reisetage einplanen, diese Zeit nutzen wir lieber für Training", argumentiert Borussias Sportdirektor Max Eberl.

Durchaus denkbar scheint also in naher Zukunft ein Szenario, bei dem die Teams in der Regel im Winter alle auf ein Trainingslager verzichten und nur noch zu Werbe- und Vermarktungszwecken eine Reise auf sich nähmen. Nur stellt sich dann konsequenterweise die Frage, ob die Winterpause generell noch eine Zukunft hat. Täte die Liga mit Blick auf den vollen Terminkalender nicht gut daran, wie die englische Premier League durchzuspielen und einen Spieltag auf den wohl zuschauerträchtigen zweiten Weihnachtstag zu legen?

Völler widerspricht vehement: "Ich hoffe, dass es bei uns nie so weit kommt. Vor englischen Verhältnissen kann ich nur warnen. Dass in England durchgespielt wird, ist grenzwertig. Man wird hier wohl kaum einen Verantwortlichen finden, der dafür ist", sagt der 57-Jährige. "Ich denke, die Winterpause ist notwendig und tut allen Beteiligten gut, um nach einer anstrengenden Vorrunde zu verschnaufen und den Kopf freizubekommen, selbst wenn es wie in diesem Jahr nur zehn Tage sind." Eberl pflichtet ihm bei: "Von englischen Verhältnissen halte ich auch nicht viel. Ich bin kein Freund davon, auch noch an den Feiertagen zu spielen, es ist die Zeit für die Familie. Es ist ganz gut, eine Pause zu haben. Die kurze Pause, die wir jetzt haben, ist sowieso fast so, als würde durchgespielt", sagt er.

Fast durchgespielt wird auch in Spanien. Nur zehn Tage pausiert La Liga über den Jahreswechsel, um dann mit Englischen Wochen wieder zu starten. Toni Kroos hat dieses Pensum mit Real Madrid vor der Brust. Ist das mit Blick auf die WM nun ein Nachteil? "Die Auswirkungen werden wir im Sommer sehen. Ich bin eigentlich in den vergangenen Jahren gewohnt, wenig Pause zu haben. England wurde in den vergangenen Jahren bei den Turnieren im Sommer für die fehlende Pause bestraft. Der Unterschied zwischen den Ligen ist nicht mehr ganz so riesig", sagt Kroos.

(RP)
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