Bayer Leverkusen Castro will mit Bayer 04 aufs nächste Level

Lagos · Führungsspieler und Ansprechpartner für Talente: Der 26-Jährige ist zu einem der Fixpunkte im Team geworden.

 "Der erste Tag ist immer der schlimmste": Im Trainingslager in Portugal warten auf Gonzalo Castro und seine Kollegen noch einige schweißtreibende Trainingseinheiten und viele Flaschen Wasser.

"Der erste Tag ist immer der schlimmste": Im Trainingslager in Portugal warten auf Gonzalo Castro und seine Kollegen noch einige schweißtreibende Trainingseinheiten und viele Flaschen Wasser.

Foto: Ksmedianet

In dieser Saison hat Gonzalo Castro eine Aufgabe weniger zu erledigen als sonst. Wo er früher als Integrationsbeauftragter für Südamerikaner und Spanier einem Arturo Vidal, einem Renato Augusto oder einem Dani Carvajal gewinnbringend den Alltag eines Profifußballers in Deutschland erleichterte, steht aktuell einzig ein reifer, routinierter Andres Palop aus diesem Sprachraum im Kader, und der kommt ganz gut alleine zurecht.

Doch gewissermaßen schleichend fällt Castro inzwischen eine andere, ähnliche Rolle zu: die des Führungsspielers bei Bayer 04, des Ansprechpartners für junge Spieler wie einen 17-jährigen Julian Brandt. "Die Aufgabe nehme ich gerne an, auch wenn es ein bisschen enttäuschend ist, zu sehen, wie schnell man alt geworden ist", sagt Castro, selbst 26, und lacht. "Die jungen Spieler brauchen sehr, sehr viel Hilfe. Mit 17 ist man noch lange kein Erwachsener, ja auch noch lange nicht so weit wie mit 18, 19. Wenn ich Emre [Can, Anm. d. Red.] dagegen sehe, das sind zwei verschiedene Welten. Aber das ist normal."

Um in Castros Laufbahn zwei verschiedene Welten zu finden, braucht man bloß den Ist-Zustand mit seiner Rolle bis vor zwei Jahren vergleichen: heute der etablierte Mittelfeldspieler, damals das ewige, "polyvalente" (Jupp Heynckes) Talent, das auf jeder Position aushelfen musste, aber selbst keine Heimat auf dem Feld fand. "Das Thema ist ganz vom Tisch, seitdem ich es im vorletzten Sommer gegenüber der Vereinsführung angesprochen habe", sagt Castro im Januar 2014.

In diesen Tagen von Lagos ist er einer Fixpunkte, wenn es darum geht, das zentrale Weiterbildungsziel der Werkself zu trainieren: das effektivere Ballbesitzspiel. "Das ist das nächste Level, das wir erreichen müssen, wenn wir eine Top-Mannschaft sein wollen", sagt er. "Wir brauchen das, denn je besser wir spielen, desto mehr Mannschaften stellen sich gegen uns hinten rein." Was mancher als Last oder Fluch des guten Umschaltspiels sehen mag, das sieht Castro als Anerkennung. "Ich denke, wir haben es uns verdient, dass wir das trainieren müssen. Es ist ja außerdem viel reizvoller, wenn du die Messlatte sehr hoch ansetzen kannst", sagt er.

Andere Mannschaften haben mittlerweile erkannt, dass einer konstant gut konternden Werkself mit Pressing oder Mitspielen nicht wirklich beizukommen ist. Also arbeiten die Leverkusener an der Algarve am nächsten Level – hart, fokussiert, kräftezehrend. "Der erste Tag ist immer der schlimmste", sagt Castro an diesem Sonntagabend. Ihm winken Massage, Abendessen und ein paar Stunden Freizeit, bis es um 9.30 Uhr wieder weitergeht. Mit dem Projekt "Nächstes Level".

(RP)
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