Bayer Leverkusen Chicharito — Torjäger, Mutmacher und Trotzkopf

Mainz · Es ist inzwischen Tradition, dass sich dreifache Torschützen nach dem Spiel den Ball schnappen und als Trophäe behalten. Als sich Chicharito nach seinem Dreierpack in Mainz mit der Kugel unter dem Arm davonmachte, sorgte der Mexikaner aber nicht ausnahmslos für Begeisterung - vor allem wegen seiner Wortkargheit.

Chicharito schießt Bayer mit Dreierpack zum Sieg
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Chicharito schießt Bayer mit Dreierpack zum Sieg

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Foto: dpa, gfh

Medienvertreter, die nach dem Spiel lange ausgeharrt hatten, um mit dem Matchwinner sprechen zu können, gingen leer aus. Der 28-Jährige ließ sein Andenken grinsend auf den Boden titschen und verschwand schweigend im Mannschaftsbus. Selbst die Intervention der Bayer-Presseleute, die ihm hinterhereilten, brachte nichts.

Keine Frage: Der 3:2 (1:2)-Sieg beim FSV Mainz ist zu großen Teilen ein Verdienst von Chicharito, der mit seinem zweiten Dreierpack (32., 66., 90.+2) in der Bundesliga dem bis dahin schwächelnden Werksklub vorerst etwas Ruhe bescherte. Erstmals gelang ihm dieses Kunststück im Dezember 2015 gegen Borussia Mönchengladbach. "Mein Dank gilt den Teamkollegen, die sich reingehauen haben. Das späte Tor war auch eine Belohnung für harte Arbeit", sagte Chicharito bei seinem TV-Pflichtinterview. Unrecht hat er mit seiner Einschätzung nicht. Leverkusen zeigte in Mainz zumindest in der zweiten Halbzeit die bisher beste Saisonleistung: defensiv sicher und offensiv gefährlich. In den ersten 45 Minuten lief es eher andersherum.

Auch wenn der Mexikaner im Umgang mit den Medien bisweilen zwischen introvertiert und trotzig schwankt, ist er für Bayer 04 unentbehrlich. Seine Tore sind es, die nach dem dürftigem Saisonstart Mut machen - auch für die Aufgabe morgen Abend in Monaco. Teamkollege Kevin Volland fasst die Bedeutung des stillen Angreifers so zusammen: "Ich kenne niemanden, der so gut vor dem Tor ist."

Gegen die Franzosen, die in ihrer Liga 2:1 gegen SCO Angers gewannen, erwartet die Leverkusener ein anderes Spiel als in Mainz. Bereits vor zwei Jahren trafen beide Teams in der Königsklasse aufeinander. Das Ergebnis: Bayer 04 war in beiden Spielen eigentlich die bessere Mannschaft, aber verlor jeweils 0:1. "Da haben wir noch eine Rechnung offen", sagte Stefan Kießling, der nach dem Last-Minute-Sieg in Mainz nicht schönreden wollte, was in der Saison bisher nicht gut lief.

"Wir haben gezeigt, dass wir da sind, Fußball spielen können und eine positive Moral haben", erklärte er, "aber wir müssen nicht immer schön hinten rumspielen und die Gegner zu Kontern einladen." Tore schieße man vor allem im 16-Meter-Raum. Wenn die Bälle da nicht hinkämen, werde es schwierig. Gemeint ist das zuletzt sichtbare Problem, dass es im letzten Drittel auf dem Weg zum gegnerischen Tor oft hakt bei der Werkself. Besonders klar wurde das beim 0:0 gegen den FC Augsburg am vergangenen Mittwoch.

Nach Monaco am Dienstag steht am Samstag das Heimspiel gegen Borussia Dortmund an. Der Sieg in Mainz tue gut, betonte Sportchef Rudi Völler, "aber jetzt müssen wir dranbleiben, schließlich haben wir zwei Riesenkaliber vor uns".

(RP)
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