Chicharito verlässt Leverkusen Goodbye, Javier!

Leverkusen · Die Bundesliga ist um eine Attraktion ärmer: Javier Hernández alias Chicharito wechselt in die Premier League zu West Ham United. Bei den Londonern wird er der Sturmpartner des ebenfalls just eingekauften Ex-Bremers Marko Arnautovic.

Das ist Javier Hernandez "Chicharito"
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Foto: KSMedianet / Bayer04

Wenn am kommenden Sonntag die Profis der Werkself ihre Quartiere im Trainingslager in Zell am See (Österreich) beziehen, ist ein Spieler nicht mehr dabei: Javier Hernández, besser bekannt als Chicharito. Der Mexikaner weilt nach seinem Einsatz für sein Heimatland beim Confed-Cup noch im Urlaub. Ruhig wurde es um den 29-Jährigen aber nie — im Gegenteil: Transfergerüchte waren sein ständiger Begleiter. Das hat nun ein Ende, denn die Zukunft des mexikanischen Rekordtorschützen liegt in London bei West Ham United.

Über die Ablöse machten beide Klubs keine Angaben. Es ist aber davon auszugehen, dass die von Bayer bis zuletzt geforderten 20 Millionen Euro — also das doppelte dessen, was 2015 bei der Verpflichtung des Mexikaners an Manchester United überwiesen wurde — nach längerem Hin und Her gezahlt wurden. Denkbar ist ein Modell mit einem Fixbetrag, der durch etwaige Bonuszahlungen auf 20 Millionen Euro ansteigen kann. Vor seinem Wechsel ins Rheinland war Hernandez an Real Madrid ausgeliehen. Der obligatorische Medizincheck in London steht noch aus.

Dass es damals gelang, den umworbenen und in seinem Heimatland Heldenstatus genießenden Angreifer zu verpflichten, gilt bis heute als Coup der Verantwortlichen von Bayer 04 — auch, wenn das Arbeitsverhältnis einer Zweckehe gleichkam. Chicharito konnte in der Champions League spielen, und die Werkself erhielt im Gegenzug einen Angreifer, wie es sie nur selten gibt: technisch stark, wieselflink, eiskalt im Abschluss, mit eingebautem Torinstinkt. Es war aber wohl allen Beteiligten von Anfang an klar, dass er bei einem lukrativen Angebot den Verein wieder verlassen würde.

Chicharito mit bärenstarker Quote im ersten Jahr

Der Plan ging vor allem in seiner ersten Spielzeit für die Werkself voll auf. Chicharito gelangen 26 Tore in 40 Pflichtspielen — eine bärenstarke Quote. In der vergangenen Saison hingegen lief es für ihn nicht mehr so gut. 13 Tore in 36 Spielen stehen in der Bilanz. Das ist aber auch der Tatsache geschuldet, dass Bayer insgesamt herb enttäuschte und die schlechteste Saison seit 14 Jahren spielte. Dabei gab es für den 29-Jährigen nicht viele Chancen, zu glänzen.

Die Konsequenz aus der verkorksten Spielzeit ist, dass es in diesem Jahr ungewohnterweise keinen internationalen Fußball in der BayArena geben wird. Den haben zwar auch die Londoner nicht zu bieten, aber das ändert freilich nichts an den üppigen finanziellen Möglichkeiten und der weltweiten Strahlkraft der Premier League — abgesehen davon, dass die englische Hauptstadt einen deutlich höheren Glamour-Faktor hat, als das im Vergleich beschauliche Leverkusen.

Bayer Leverkusen: Die Rekord-Abgänge der Werkself
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Die Rekord-Abgänge von Bayer Leverkusen

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Foto: dpa/Marius Becker

West Ham rüstet derzeit ohnehin massiv auf. Der englische Nationaltorwart Joe Hart kehrte nach seiner Leihe an den FC Turin ebenfalls auf Leihbasis in die Premier League zurück. Der 30-Jährige steht noch bei Manchester City unter Vertrag, spielt aber nun für das Team von Trainer Slaven Bilic. Der Ex-Bremer Marko Arnautovic kam unlängst für 27 Millionen Euro vom Ligarivalen Stoke City. Chicharito wird nun sein Sturmpartner.

Dass der Mexikaner bei Bayer 04 eine große Lücke hinterlässt, wurde zuletzt beim 2:2 (0:1) gegen den Regionalligsten Bonner SC deutlich. Das dritte Testspiel der Vorbereitung am Mittwoch, in dem Kevin Kampl (9.) und Vladlen Yurchenko (65.) die Tore für die Werkself erzielten, endete auch deswegen unentschieden, weil die Mannschaft von Heiko Herrlich etliche Großchancen vergab, die sich der Mexikaner in dem Maße wohl nicht hätte entgehen lassen.

Chicharito ist nach Hakan Calhanoglu (AC Mailand), Ömer Toprak (Borussia Dortmund) und Kyriakos Papadopoulos (Hamburger SV) der vierte namhafte Abgang der Werkself. Dem steht bislang nur die Verpflichtung des Defensivspezialisten Sven Bender gegenüber, der für etwa 15 Millionen Euro vom BVB zu Bayer 04 wechselte, wo er nun mit seinem Zwillingsbruder Lars in einem Team spielen kann. Zudem kehrten André Ramalho nach seiner Leihe an den FSV Mainz sowie U21-Europameister Dominik Kohr aus Augsburg zurück, nachdem Bayer 04 eine Rückkaufoption zog.

Ob im Angriff noch nachgerüstet werde, lässt Manager Jonas Boldt offen: "Wir haben in Kevin Volland, Joel Pohjanpalo und Stefan Kießling drei unterschiedliche Stürmertypen im Kader, die jeweils alleine oder gemeinsam spielen können." Auch sonst verfüge die Werkself über viele variabel einsetzbare Offensivspieler, die Torgefahr erzeugen könnten. "Sollten wir zu der Erkenntnis kommen, dass wir zum Beispiel wegen Verletzungen personell nachlegen müssen, ist das aber natürlich eine Option", sagt der 35-Jährige. Zeit dafür ist reichlich vorhanden. Das Transferfenster schließt am 31. August in Deutschland.

(RP)
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