Bayer Leverkusen Der große Tag des kleinen Flügelflitzers

Sinsheim · Für Bayer 04-Rechtsverteidiger Dani Carvajal war das 2:1 in Hoffenheim eine denkwürdige Partie. Der schüchterne Musterprofi aus Spanien erzielte im zwölften Spiel seinen ersten Bundesligatreffer für die Leverkusener.

EL 12/13: Charkow - Leverkusen
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Das Timing passte perfekt. Als Dani Carvajal frisch geduscht Richtung Ausgang der Sinsheimer Arena schlenderte, lief auf dem Monitor an der Wand sein Sololauf zum 2:0. Bayers Spanier hielt einen Moment inne, guckte zum Bildschirm und lächelte. "Ich bin sehr glücklich, weil ich der Mannschaft mit meinem Treffer zum Sieg verhelfen konnte", sagte Carvajal. Große Töne sind sein Ding nicht, auch nicht so kurz nach seinem ersten Bundesligatreffer im zwölften Spiel für seinen neuen Arbeitgeber.

Für manchen Profi ist eine Partie bei der TSG Hoffenheim ein notwendiger Dienstausflug in die Provinz. Für Carvajal war das 2:1 dagegen ein besonderes Spiel — und das schon weit vor dem Anpfiff. Joselu, sein Kumpel aus gemeinsamen Tagen bei der zweiten Mannschaft von Real Madrid, kickt schließlich bei den Kraichgauern. So hatten sich die beiden Spanier über das von ihnen heiß geliebte Medium "Twitter" kurzerhand zum Trikottausch nach dem Abpfiff verabredetet.

Während Joselu zur Halbzeit in der Kabine bleiben musste, warf sich Carvajal im zweiten Durchgang der Hoffenheimer Aufholjagd entgegen. Das brachte ihm in einer Szene sogar körperliche Schmerzen ein, als Hoffenheims Sven Schipplock auf dem spanischen Knöchel landete und Bayers Teamchef Sami Hyypiä auf der Bank bange Sekunden aushalten musste bei der Frage, ob womöglich der nächste Außenverteidiger verletzt ausfallen würde. Am Ende war die Schrecksekunde mit dem Knöchel aber nur eine Randnotiz. Die große Geschichte hatte Carvajal bereits nach 38 Minuten geschrieben, als er zum doppelten Doppelpass mit Lars Bender und André Schürrle ansetzte, danach TSG-Keeper Koen Casteels umkurvte, den Ball aus spitzem Winkel halbhoch ins Tor jagte und beim Jubel den Namen der Freundin auf seinem Schuh küsste.

Wie sehr sich anschließend jeder einzelne Mitspieler förmlich darum riss, diesen Premierentreffer mit dem "Kleinen von der rechten Seite" (Bender) zu feiern, sagt einiges über dessen Beliebtheit und Stellenwert im Team aus. "Er ist ein Super-Junge", sagte Sportdirektor Rudi Völler über den Mann, den sie im Sommer für fünf Millionen Euro aus Madrid losgeeist hatten und den Real im Sommer theoretisch für 6,5 Millionen wiederholen kann. Bei Bayer hat sich der schüchterne Iberer längst den Ruf eines Musterprofis verdient. Einer, den man nicht zum Deutschunterricht prügeln muss. Einer, der seinen Job liebt und lebt. "Er ist inzwischen auch selbstbewusster geworden", sagte Völler. Wie selbstbewusst, wissen sie seit gestern Abend auch in Sinsheim.

(RP)
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