Bayer Leverkusen Die neue Qualität von Bayer Leverkusen

Leverkusen · Die Woche in drei Wettbewerben hat gezeigt, dass Roger Schmidt bereit ist, im Sinne des Ergebnisses auch ein Stück weit von seiner Spielphilosophie abzuweichen. Das brachte den gewünschten Erfolg und Bayer 04 wieder auf Kurs.

Bayer 04 - Freiburg: Einzelkritik
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Stefan Kießling hatte nach dem Pokalsieg ziemlich sicher das ansteckendste Lachen. Leverkusens Stürmer schätzt man dafür, dass er auch nach Niederlagen Auskunft gibt. Gegen den 1. FC Kaiserslautern war der Anlass aber wieder ein schöner - und zwar in doppelter Hinsicht. Der 31-Jährige gehörte zum erfolgreichen Team der Werkself, das ins Viertelfinale des DFB-Pokals einzog - und Kießling hatte mit seinem Tor zum 2:0-Sieg auch noch entscheidenden Anteil daran.

Die Erleichterung war groß nach fünf Spielen ohne Treffer. Kießling hatte das Lachen wiedergefunden, mochte aber nicht verneinen, dass es in punkto Toreschießen aktuell "eine schwierige Situation ist". Einer wie er - von Hause aus klassischer Mittelstürmer - braucht seine Nebenleute. Braucht Bälle, braucht Vorlagen. Wenn die aber wie zuletzt nicht kommen, haben es Kießling und auch sein Sturmkollege Josip Drmic schwer. Der Schweizer verließ gegen Kaiserslautern ohne Torchance nach 79 Minuten das Feld. Kießling ging es gegen Freiburg nicht anders. Von einer Torflaute der Stürmer zu sprechen, wäre aber gewiss zu einfach gedacht.

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Es fehlt an Unterstützung. Im Spielaufbau machen die Leverkusener vieles richtig, denen es zweifellos nicht an individueller Qualität fehlt. Die beiden Außenstürmer Karim Bellarabi und Heung-Min Son zählten in den vergangenen Wochen regelmäßig zu den Besten ihres Teams. Dazu kommt Spielmacher Hakan Calhanoglu, der nach mittelprächtigen Leistungen gegen Kaiserslautern eindrucksvoll bewies, dass er mit einer Aktion, seinem direkten Freistoß, eine Partie entscheiden kann. Den letzten Pass, den Kießling oder Drmic final verwerten können, bringen sie aber zu selten an den Mann. Insofern wollte Kießling seiner ersten Groß-Chance gegen Kaiserslautern auch nicht hinterhertrauern. Im Gegenteil: "Obwohl ich sie kläglich vergeben habe, war ich froh, überhaupt mal wieder eine gehabt zu haben. Das sind genau die Situationen, die ich brauche", entgegnete er.

Öffentliches Hadern ist aber nicht Kießlings Sache, der seine persönliche Situation ganz schnell hinten anstellte und auf die erfolgreiche Woche verwies. "Wir haben in drei Wettbewerben dreimal zu Hause gespielt. Da ist es nicht einfach, den Schalter immer umzulegen", erklärte er. "Ich finde aber, dass wir das mit drei Siegen und 4:0-Toren sehr gut gemeistert haben. Im Pokal war es wichtig, auch mal so ein Spiel zu gewinnen. Gerade nach dem schwierigen Rückrundenbeginn."

Das ist Lars Bender
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Foto: AFP

Roger Schmidt lobte insbesondere die Moral seiner Mannschaft. "Das waren drei Spiele in sieben Tagen. Alle drei waren sehr intensiv, aber alle drei haben wir zu Null gewonnen. Das tut erstmal gut", sagte er. Was dabei auffällt: Die Werkself hat nun auch bei mäßigeren Leistungen wie gegen Freiburg oder etwa Kaiserslautern Erfolg, weil sie ihr Spiel dem Ergebnis unterordnet. Bayers neue Qualität zeigt sich darin, dass man eben nicht mehr - koste es, was es wolle, zur Not auch den Sieg - an einer Spielidee festhält, sondern bei Bedarf auch die Erlebnis-Fußball-Bremse tritt. "Wir können nicht im Stakkato spektakuläre Spiele abliefern", erklärte Schmidt.

Der Trainer verwies in diesem Zusammenhang auf seine junge Mannschaft und einen schlanken Kader. Der allerdings scheint die richtige Mischung zwischen Risiko und Stabilität gefunden zu haben. Schmidt lobte den Reifeprozess seines Kaders und sprach von "Vertrauen in die eigene Stärke", die sich nach dem schwierigen Start ins Jahr 2015 während der jüngsten Erfolgsserie entwickelt habe.

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Foto: dpa, ckl hak

Auch beim Trainer fällt auf: Er klebt weniger an seinem System wie noch zu Beginn der Rückrunde. "Ich kann nur verlangen, was leistbar ist. Man muss sich an dem Gegner orientieren." Borussia Dortmund habe, so Schmidt, im Rückspiel nur lange Bälle gespielt. "Da kann man nur schwer nach vorne pressen."

Schmidt macht Zugeständnisse an sein Team, fordert aber trotzdem, "dass wir das schnelle Umschaltspiel immer wieder abrufen. Die Elemente, die ich verlange, will ich auch zu sehen bekommen", sagt Schmidt. "Das war bisher der Fall." Am Sonntag wartet in Paderborn die nächste Herausforderung.

(RP)
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