Bayer Leverkusen Eine Win-Win-Situation für Lewandowski

Leverkusen · Bayers Interimstrainer gereicht die Endphase der Saison so oder so zum Vorteil. Ist er erfolgreich, ist es für viele sein Werk, ist er es nicht, ist es für viele nicht seine Schuld. Damit erwächst er zum Faktor bei der laufenden Trainersuche.

Bundesliga 13/14: Bayer - Hertha
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Zwei Ziele hatten Bayers Verantwortliche vor einer Woche beim Trainerwechsel von Sami Hyypiä zu Sascha Lewandowski im Sinn - und sie taten diese auch bereitwillig kund: Zum einen soll der Interimstrainer aus dem eigenen Verein die Bundesligaprofis über die Ziellinie des vierten Platzes führen, zum anderen sollte er aber auch als derjenige fungieren, der dem Werksklub die Zeit und "die Freiheit gibt, im Sommer einen Trainer zu verpflichten, der dann auch mal für viele Jahre zur Verfügung steht", wie es Sportdirektor Rudi Völler formulierte. Für Lewandowski selbst ist die zeitlich begrenzte Rückkehr auf die Bundesligabühne eine Win-Win-Situation. Erreicht Bayer 04 am Saisonende Platz vier, wird dies in den Augen vieler vor allem sein Werk sein. Schafft er es nicht, dürften die meisten bei der Analyse zum Schluss kommen, dass schon vorher zu viele Fehler gemacht worden waren, um Lewandowski wirklich einen Vorwurf zu machen. So oder so bietet sich dem 42-Jährigen also die Chance, sich ein zweites Mal gewinnbringend als Bundesligatrainer zu profilieren. Und so oder so hat er einen Vertrag als Nachwuchs-Cheftrainer bis 2019 in der Tasche.

Die nachvollziehbare Entscheidung für Lewandowski als Feuerlöscher beinhaltet für Bayers Chefetage allerdings auch das vorhersehbare Wagnis, dass man die Auswahl des neuen Trainers ab 1. Juli nur scheinbar losgelöst vom Wirken der Interimslösung treffen kann. Ein versöhnliches Saisonende unter Lewandowski wäre zugleich eine Art Hypothek für dessen noch zu benennenden Nachfolger. Was, wenn dieser Startprobleme hat? Wenn der von oben angekündigte Umbau der Mannschaft zunächst auf Kosten der Ergebnisse geht? Dann werden diejenigen wieder vortreten, die nicht ganz zu Unrecht fragen: Warum ist Lewandowski eigentlich schon wieder nach einer erfolgreichen Zeit bei den Profis zurück in den Jugendbereich gegangen? Gab es wirklich keine Mittel und Wege, ihm, der den Verein kennt, der den Nachwuchssektor, aus dem doch bitte endlich mal wieder ein Talent nach oben reinrutschen soll, auswendig kennt, den Job bei den Profis dauerhaft schmackhaft zu machen? "Die Arbeit mit einer Profimannschaft ist reizvoll, und ich schließe das für meine Zukunft nicht aus", hatte Lewandowski bei einem Medientermin im Oktober gesagt. Und wer ihn dieser Tage beobachtet, im Training, im Coaching, in der Öffentlichkeitsarbeit, der sieht jedenfalls nicht den großen Zweifler am Profigeschäft, als der er vor seinem Rückzug im Sommer 2013 dargestellt worden war.

Nach dem 2:1 gegen Berlin hat Bayer 04 das mit Rang vier nun wieder selbst in der Hand. Als die guten 25 Minuten vorbei waren, war indes nicht mehr wirklich viel an positiver Veränderung erkennbar. "Da gab es Momente, die wir nicht souverän gelöst haben. Man sieht, dass wir noch sehr viel Arbeit haben", sagte Lewandowski. Die wird auch sein Nachfolger haben. Sollte er Roger Schmidt (Salzburg) heißen, müsste Bayer ihn nach Medienberichten aus Österreich für 1,5 Millionen Euro von Red Bull loseisen.

(RP)
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