Bayer Leverkusen Fachlich umstritten, menschlich schwierig

Leverkusen · Athletiktrainer Oliver Bartlett arbeitet nicht mehr länger für Bayer 04. Der Verein stellte den 47-Jährigen frei. Auslöser für die Entlassung war nicht nur die Häufung von Verletztungen, sondern auch die Uneinsichtigkeit des Schmidt-Vertrauten.

 Co-Trainer Oliver Bartlett galt als enger Vertrauter von Roger Schmidt. In der Mannschaft war er allerdings dem Vernehmen nach nicht sonderlich beliebt.

Co-Trainer Oliver Bartlett galt als enger Vertrauter von Roger Schmidt. In der Mannschaft war er allerdings dem Vernehmen nach nicht sonderlich beliebt.

Foto: MISERIUS

Die Nachricht platzte in das dritte Adventwochenende: Bayer 04 hat sich nach zweieinhalb Jahren von Athletiktrainer Oliver Bartlett getrennt. In einer knappen Mitteilung begründete Sportchef Rudi Völler den Schritt damit, dass es "persönliche Auffassungen gebe, die nicht mehr zu einhundert Prozent deckungsgleich" seien. Gleichzeitig dankte er Bartlett für die gute Arbeit. In der Mannschaft und im Umfeld der Werkself war der 47-Jährige (vorsichtig formuliert) nicht unumstritten — methodisch und auch menschlich.

Nun zogen die Verantwortlichen die Konsequenzen. Ein möglicher Grund: Seit Anfang 2015 verzeichnet Bayer 04 eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an Muskelverletzungen, deren Ursprung oft im Training zu finden war. Etwa ein halbes Jahr, nachdem Bartlett seine Stelle in Leverkusen antrat, begann die Misere, die seitdem ein ständiger Begleiter der Werkself ist. Zuletzt hatten sich Admir Mehmedi (Muskelfasseriss) und Kevin Volland (Muskelbündelriss) bei einer Einheit unter Bartletts Leitung verletzt - auf hartgefrorenem Platz. Das sind nur die jüngsten Beispiele.

Der Athletiktrainer galt als enger Vertrauter von Cheftrainer Roger Schmidt, der mit ihm bereits bei RB Salzburg zusammenarbeitete und ihn bei seinem Amtsantritt zur Werkself lotste. Insofern könnte seine Entlassung auch als Schwächung von Schmidts Position gedeutet werden. Wie der Verein mitteilte, werden ab sofort Schahriar Bigdeli und Daniel Jouvin die Aufgaben des gebürtigen Engländers übernehmen. Beide arbeiten bereits von Beginn an als Athletiktrainer im Team von Schmidt. Der wiederum stellte sich bis zuletzt vor seinen Co-Trainer und betonte, dass die Gesamtverantwortung bei ihm liege. Die Häufung von Verletzungen erklärte er vor allem mit der hohen Belastung einer Mannschaft, die andauernd Englische Wochen spielt und viele Nationalspieler stellt.

Dennoch kündigten Völler und auch Schmidt an, das Thema intern diskutieren zu wollen. Es ist davon auszugehen, dass dieser Klärungsversuch letztlich zu der Entlassung Bartletts führte. Der 47-Jährige gilt nicht unbedingt als einsichtig und auch sonst als schwieriger Charakter. Völlers knappe Äußerung deutet jedenfalls darauf hin. Die Basis für eine weitere Zusammenarbeit war offensichtlich dahin.

"Das ist sehr schade. Wir haben rund dreieinhalb Jahre gut zusammengearbeitet und er hat die Mannschaft immer in einem guten Zustand gehalten", kommentierte Roger Schmidt die Entlassung vor dem 1:0-Sieg gegen den FC Schalke. Mehr wolle er dazu aber nicht sagen. Völler äußerte sich gegenüber dem Fernsehsender "Sky" ausführlicher zu der Entscheidung: "Es gab einige Gespräche darüber, was man ändern könnte und da waren wir unterschiedlicher Auffassung", sagte Bayers Sportdirektor.

Die Situation sei insgesamt nicht mehr so, wie es sich der Verein vorgestellt und gewünscht hätte. "Wir mussten eine Entscheidung zum Wohl des Klubs treffen. Das lag nicht an den Verletzten. Es haben auch ein paar andere Dinge nicht mehr gepasst."

(mane)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort