Bayer Leverkusen Gelsdorf verspricht neue Bundesliga-Stars

Leverkusen · Der Leiter des Bayer 04-Leistungszentrums glaubt an den direkten Sprung einiger A-Jugendlicher zu den Profis in den nächsten Jahren.

Jürgen Gelsdorf auf dem Trainingsgelände am Kurtekotten. Im Hintergrund macht sich Bayers U 14 auf den Weg zum Training.

Jürgen Gelsdorf auf dem Trainingsgelände am Kurtekotten. Im Hintergrund macht sich Bayers U 14 auf den Weg zum Training.

Foto: Uwe Miserius

Auf dem Fenstersims steht ein weißes Blechschild mit schwarzem Aufdruck "Zukunft Jugend" steht darauf. Am Schreibtisch sitzt Jürgen Gelsdorf. Seit über 40 Jahren ist er im Fußballgeschäft tätig. Das Motto vom Blechschild beschreibt seinen Alltag. Der gebürtige Duisburger ist als Leiter des Leistungzentrums am Kurtekotten für die Ausbildung junger Talente verantwortlich. In diesem Bereich hat es eine einschneidende Veränderung gegeben: Bayer 04 hat seine zweite Mannschaft, die U 23 aus der Regionalliga, abgemeldet. Dennoch - oder gerade deswegen - sagt Gelsdorf: "Ich bin mir sicher, dass hier Spieler von der Qualität eines Levin Öztunali oder eines Julian Brandt in den nächsten Jahren den Sprung zu den Profis schaffen."

Das Ende der U 23 in Leverkusen hat eine DFB-Reform möglich gemacht. Bisher war für Profi-Mannschaften ein zweites Team Pflicht. Nun nicht mehr. "Es hat sich in den vergangenen Jahren so viel getan", sagt Gelsdorf und führt die deutsche U 19-Mannschaft, die mit Öztunali und Brandt gerade Europameister geworden ist, als Beispiel an. "Die Jungs sind schon so weit entwickelt in diesem Alter. Nicht nur sportlich, auch von der Persönlichkeit", sagt der 61Jährige. Einen Umweg über die Regionalliga bräuchten diese Talente nicht mehr.

Die Verantwortlichen bei Bayer 04 haben sich in den vergangenen Jahren viele Gedanken, um diese Entwicklung gemacht. Herausgekommen ist ein Drei-Kategorien-System. In die erste Kategorie fallen Spieler wie Öztunali, Brandt oder in anderen Vereinen Mario Götze (Dortmund) oder Max Meyer (Schalke 04). Diese schaffen den Sprung sofort und hätten eine U 23 ohnehin nicht gebraucht.

"In die zweite Kategorie werden Spieler eingeordnet, die Talent haben, aber noch etwas Zeit brauchen. Und da ist das Entscheidende das Spielniveau", sagt Gelsdorf. Für eine Weiterentwicklung sei eine höhere Spielklasse als die Regionalliga notwendig. "Das mag bei anderen Vereinen anders sein. In Leverkusen ist es so. Deshalb ist es gut, dass nun jeder Verein individuell entscheiden darf, ob er eine zweite Mannschaft braucht", erklärt Gelsdorf. Für Bayer 04 sieht der Weg so aus: Vielversprechende A-Jugendliche trainieren bei den Profis mit, der Trainer fällt sein Urteil. Dann wird entschieden. Sportdirektor Rudi Völler sagte gestern beim großen RP-Fußballgipfel (Sport Seite ): "Der Plan ist, die Spieler, die nicht den direkten Sprung in die Bundesliga schaffen, mit langfristigen Verträgen auszustatten und dann zu verleihen. Das beste Beispiel ist Christoph Kramer." Kramer spielte zunächst auf Leihbasis beim VfL Bochum in der Zweiten Liga und nun bei Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga. Sein Marktwert stieg in dieser Zeit von 100 000 Euro auf acht Millionen Euro. Nächstes Jahr kehrt er zurück.

In die dritte Kategorie fallen Spieler, denen der Sprung in die Bundesliga nicht zugetraut wird. "Diese Spieler geben wir jetzt frei und helfen ihnen. Sie sollten studieren oder es bei anderen Vereinen versuchen", sagt Gelsdorf. Es würde keinen Sinn machen, diesen Spieler in der zweiten Mannschaft eine Profi-Perspektive vorzugaukeln. "Das wäre nicht fair!"

Bei Bayer 04 ist man von der Entscheidung gegen die U 23 überzeugt. Gelsdorf: "Für die meisten A-Jugendlichen ist es eine zusätzliche Motivation. Sie sehen: Nach uns kommen direkt die Profis."

(RP)
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