Bayer Leverkusen Calhanoglu erfüllt die Erwartungen

Leverkusen · Mit seinem achten direkt verwandelten Freistoß unterstreicht die Nummer zehn ihren Wert für die Werkself.

 Jubelsprung: Hakan Calhanoglu freut sich über das 1:0, Heung-Min Son (Nummer 7) freut sich mit ihm.

Jubelsprung: Hakan Calhanoglu freut sich über das 1:0, Heung-Min Son (Nummer 7) freut sich mit ihm.

Foto: ap

In den sozialen Internet-Netzwerken konnte man sie gestern noch einmal genießen, die 55. Spielminute. Aus jedem erdenklichen Blickwinkel der BayArena gab es private Videoaufnahmen der Fans. Es scheint, als hätte jeder der 30 210 Zuschauer gewusst, was passieren würde, als Schiedsrichter Christian Dingert Freistoß für Bayer 04 pfiff. 25 Meter, zentral vor dem Tor des FC Bayern - eine Situation wie bestellt für Hakan Calhanoglu.

 Die Fans hoffen auf einen Verbleib Castros in Leverkusen.

Die Fans hoffen auf einen Verbleib Castros in Leverkusen.

Foto: privat

Da wurden schnell die Smartphones gezückt, um den Moment in Bild und Ton festzuhalten. Und Bayers Nummer zehn wurde den Ansprüchen gerecht: Der türkische Nationalspieler zirkelte den Ball über die zugegebenermaßen nicht besonders dicht gestellte Mauer der Bayern ins linke Eck. Manuel Neuer streckte sich vergebens gegen den perfekten Schuss und wurde seit September 2010 und somit das erste Mal als Torhüter des Rekordmeisters überhaupt in der Bundesliga per Freistoß überwunden. "Ich wollte unbedingt gegen Manuel Neuer ein Freistoßtor schießen. Das war meine Motivation heute", sagte Calhanoglu. "Jeder weiß, dass er der beste Torhüter der Welt ist. Ich bin glücklich, dass ich der erste bin, der ihn als Bayern-Keeper bezwungen hat." Der Führungstreffer war der Grundstein für das 2:0 der Leverkusener über den alten und neuen Deutschen Meister. Calhanoglu spielte dabei nicht zum ersten Mal in dieser Saison den Türöffner.

Das 1:0 war der achte direkt verwandelte Freistoß Calhanoglus in dieser Saison - und nicht selten waren es wichtige Treffer und eben nicht Ergebniskosmetik oder i-Tüpfelchen bereits entschiedener Spiele. Die Bilanz spricht eine deutliche Sprache, was den Wert Calhanoglus als Standardspezialisten für die Werkself angeht: Neben dem Führungstreffer gegen München erzielte er nach ruhendem Ball in der Liga das Siegtor gegen Schalke, das 2:1 gegen Köln (Endstand 5:1), das 2:2 gegen Bremen (3:3) und das 3:0 in Mainz (3:2). Dazu kommen das 2:0 in der Champions-League-Qualifikation gegen Kopenhagen und die beiden Führungstreffer im DFB-Pokal in Magdeburg (7:6 n.E.) und gegen Kaiserslautern (2:0 n.V.). Neben den acht Freistoßtreffern erzielte der 21Jährige wettbewerbsübergreifend vier weitere Treffer und bereitete zudem zehn Tore vor.

Auch, wenn es aus elf Metern zwei Mal nicht klappte (in Madrid und in Köln vergab Calhanoglu je einen Strafstoß) und seine Leistungen dem jungen Alter entsprechend Schwankungen unterliegen, der Edeltechniker erfüllt die Erwartungen in seiner ersten Saison bei Bayer 04. Und die waren nicht gering: 14,5 Millionen Euro überwies Bayer 04 an den Hamburger SV, so viel Geld wie nie zuvor für einen Spieler in der Vereinsgeschichte. Erschwerend kam hinzu, dass die Nebengeräusche des Wechsels auch zu großen Bedenken bei den Werkself-Fans geführt hatten. Geschäftsführer Michael Schade sagte im Sommer: "Fans sind nicht rational, sondern emotional. Sobald Hakan den ersten Freistoß in den Winkel haut, reißen sie bei uns die Nordkurve vor Freude ab." Er sollte Recht behalten. Nach dem Sieg gegen Bayern sagte ein strahlender Michael Schade im Bauch der BayArena: "Für den ruhenden Ball haben wir ihn geholt. Dass er das kann, hat er diese Saison beeindruckend bewiesen." Die zwei Fehlschüsse aus elf Metern ändern diesen Eindruck für Schade nicht.

(RP)
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