Bayer Leverkusen Calhanoglu feiert Happy End

Leverkusen · Zur Krönung einer turbulenten Woche führt der Leverkusener sein Team mit einem Freistoßtor zum 1:0 gegen Schalke.

Bayer - FC Schalke: Einzelkritik
16 Bilder

Bayer - FC Schalke: Einzelkritik

16 Bilder

Mit viel Schnitt zirkelt Hakan Calhanoglu den Ball mit seinem rechten Fuß hinein. Der 20Jährige lächelt, freut sich wie ein kleiner Junge. Zwei von drei Versuchen sitzen - links oben im Loch der Torwand des Aktuellen Sportstudios. Das Publikum jubelt, ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein sagt anerkennend: "Wahnsinn." Am darauffolgenden Morgen redet aber keiner mehr über die Treffer des Bundesliga-Profis von Bayer 04 Leverkusen an der Torwand. Zu skurril war das Interview, das er vorher gegeben hatte.

Als er sich den Frust über die seiner Ansicht nach falsche Darstellung seines Abgangs vom Hamburger SV von der Seele redete. Als er die wahnsinnige Geschichte von einem Besuch der türkischen Nationalmannschaft, bei dem er von Mitspieler Gökhan Töre mit einer Waffe bedroht wurde, in aller Ausführlichkeit ausplauderte. Die Aussagen in den sozialen Netzwerke konzentrierten sich anschließend nur auf die Bewertung des Menschen Calhanoglu: "naiv", "ehrlich", "dumm", "authentisch".

Sieben Tage später ist das Ganze vergessen. Die turbulente Woche fand ein Happy End. Jetzt steht der Fußballer Calhanoglu im Mittelpunkt: "sagenhaft", "genial", "magisch". Wieder zirkelte der gebürtige Mannheimer einen Ball mit seinem rechten Fuß hinein. Diesmal vor 30 210 Zuschauern in der ausverkauften BayArena in den Torwinkel des FC Schalke 04. Calhanoglus fantastischer Freistoß verzauberte die Anhänger der Werkself und brachte seine Mannschaft auf die Siegerstraße zum hochverdienten 1:0.

"Ich habe ein paar Spieler weggeschickt, wollte unbedingt alleine am Ball stehen. Dann habe ich mich sehr konzentriert und mir eine Ecke ausgesucht", beschrieb Calhanoglu die Szene in der 53. Minute und ergänzte: "Noch wichtiger war aber, dass wir die Null hinten gehalten haben." Das war allerdings nicht die erwartet schwere Aufgabe. Schalke 04 beschränkte sich darauf, Fußball zu verhindern, bolzte einen planlosen hohen Ball nach dem anderen in die gegnerische Hälfte. "Nach vorne und im Spielaufbau können und müssen wir uns verbessern", analysierte Schalkes Trainer Roberto Di Matteo treffend.

Sein Gegenüber, Roger Schmidt, stellte fest, dass sein Team "die richtigen Lehren aus dem 3:3 in Stuttgart gezogen" habe. Dass die Leverkusener von ihrem sehr offensiven Spielstil abgewichen wären, verneinten alle Verantwortlichen aber unisono. Wenn man genau hinschaut, nicht zu Unrecht: Wie schon beim 2:0 gegen St. Petersburg in der Champions League am vergangenen Mittwoch kam Bayer 04 gar nicht dazu, so aggressiv in der gegnerischen Hälfte zu attackieren, weil auch Schalke sich dazu entschied, dem Pressing durch lang geschlagene Bälle zu entgehen. Das gelang aber nur bis zu Calhanoglus Geniestreich. Der Deutsch-Türke hatte schon gegen Zenit mit zwei Torvorlagen gezeigt, dass ihn die Diskussionen über seinen Fernsehauftritt nicht negativ beeinflussen. Roger Schmidt ging noch einen Schritt weiter: "Ich habe den Eindruck, dass er nach seinem Interview befreit aufspielt. Es war wohl wichtig, dass er sich einige Dinge von der Seele reden konnte und sich nun wieder ganz auf Fußball konzentriert."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort