Bayer Leverkusen Jedvaj ersetzt Spahic bei Bayer bravourös

Freiburg · Der 18-Jährige avanciert nach dem Platzverweis des 34-Jährigen zum Abwehrchef beim 0:0 in Freiburg.

 Tin Jedvaj (r.) überzeugte nach dem Platzverweis von Emir Spahic als Abwehrchef.

Tin Jedvaj (r.) überzeugte nach dem Platzverweis von Emir Spahic als Abwehrchef.

Foto: afp, ej

Tin Jedvaj sah so aus, wie Emir Spahic sich gefühlt haben muss: furchtbar. Der 18-jährige Verteidiger kam mit dickem blauen Auge - eine Erinnerung an einen Ellbogenschlag aus dem Spiel gegen den FC Augsburg - und frischem Pflaster darüber nach dem 0:0 beim SC Freiburg aus der Kabine. Dass es nur zu einem torlosen Remis gegen das Kellerkind gereicht hatte, hatte auch mit Spahic zu tun: Zum zweiten Mal binnen sechs Tagen hatte sich Bayer 04 Leverkusen früh selbst in Bedrängnis gebracht: Nach der Roten Karte gegen Rechtsverteidiger Giulio Donati in Wolfsburg (Endstand 1:4) folgte nun die gelb-rote Karte gegen Spahic bereits in der 28. Minute. Diese Partie ging immerhin nicht verloren, die Werkself brachte sich aber um eine bessere Chance, sie für sich zu entscheiden.

Nationalspieler Lars Bender analysierte: "Wenn du so früh einen Platzverweis kriegst, und zum zweiten Mal in sechs Tagen in Unterzahl spielst, kannst du mit dem Punkt zufrieden sein. Aber wenn man die zweite Halbzeit sieht, in der wir fast nichts zugelassen haben, aber selber das Ding auf dem Fuß haben, kann man nicht zufrieden sein. Man muss die Dinger auch reinmachen. Das ist so im Fußball."

Karim Bellarabi, der mit einem schönen Schuss nur die Unterkante der Latte getroffen hatte, meinte: "Wir haben super gekämpft, aber es ist natürlich nicht die beste Situation, wenn du so früh einen Platzverweis kriegst, der aus meiner Sicht keiner war." Roberto Hilbert, der als Rechtsverteidiger zum zweiten Mal in Folge eine gute Partie abgeliefert hatte, sagte: "Die Rote Karte habe ich nicht so gesehen." Und auch Sportchef Rudi Völler fand den Platzverweis überzogen: "Ich habe mit Felix Brych in der Halbzeit ganz ruhig gesprochen und ihm gesagt, dass ich finde, dass unsere internationalen Schiedsrichter zu schnell gelbe Karten geben. International machen sie das nicht." Das sagte Völler auch mit Blick auf den Platzverweis gegen Freiburgs Pavel Krmas: "Herr Brych ist ein hervorragender Schiedsrichter, aber ich finde, die erste gelb-rote Karte ist keine und die zweite gegen Freiburg auch nicht. Zum Glück ist er seiner Linie treu geblieben."

Spahic fliegt bereits nach 28 Minuten vom Platz
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Freiburg - Leverkusen
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Erfreulich war an dem Leverkusener Platzverweis nur eines: Tin Jedvaj avancierte in Abwesenheit von Spahic und dem angeschlagenen Ömer Toprak, der erst spät eingewechselt wurde, zum Abwehrchef - nicht selbstverständlich für einen 18-Jährigen. Das Zweikampfverhalten des vom AS Rom ausgeliehenen Talentes ist noch nicht immer glücklich, aber seine Spieleröffnung und seine Körpersprache sind eine Augenweide. Jedvaj strahlt absolutes Selbstvertrauen aus, das jeden Gegner zum Nachdenken bringt, ob er gegen ihn in den Zweikampf gehen will. Zudem hat der Verteidiger bereits zwei Tore erzielt und sich spätestens mit seinem Auftritt gegen Augsburg in die Herzen der Bayer-04-Fans gespielt: Als er kurz vor dem Ende mit einer Platzwunde am rechten Auge auf dem Platz liegenblieb, unterstützten ihn die Anhänger der Werkself mit Sprechchören. Und als Jedvaj von den Mannschaftsärzten blutend vom Feld geführt wurde, hob er die Arme und applaudierte dem Publikum - ein sensationelles Bild. Dass er trotz Wunde die Partie zu Ende spielte, brachte ihm weitere Sympathien. Und auch gegen Freiburg steckte er nun keine Sekunde zurück - ein Abwehrchef mit 18 Jahren, was für ein Glücksgriff von Bayer 04.

(RP)
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