Bayer Leverkusen Jens Hegeler drängt nach vorn

Leverkusen · Jens Hegeler hat sich vom Innenverteidiger zur "halben Zehn" entwickelt, avancierte vorige Saison zum Jokerkönig der Liga und strebt nun in seinem zweiten Jahr bei Bayer 04 noch mehr und längere Einsatzzeiten an.

 "Mir wurde nicht viel geschenkt, ich musste mir viel erarbeiten": Jens Hegeler, hier im Trainings-Duell mit dem neuen Teamkollegen Giulio Donati (l.).

"Mir wurde nicht viel geschenkt, ich musste mir viel erarbeiten": Jens Hegeler, hier im Trainings-Duell mit dem neuen Teamkollegen Giulio Donati (l.).

Foto: Ksmedianet

Viele Amateurfußballer, aber auch Nationalspieler wie Bastian Schweinsteiger — oder lange vor ihm Lothar Matthäus — finden sich im Laufe ihrer Karriere weiter hinten auf dem Spielfeld wieder als noch in jungen Jahren. Bei Jens Hegeler verläuft die Entwicklung genau entgegengesetzt. Angefangen als Innenverteidiger, ist der 25-Jährige nun bei Bayer 04 in fast vorderster Front angelangt.

"Wie das gekommen ist, weiß ich auch nicht so richtig, ehrlich gesagt. Ich habe mein erstes Bundesligaspiel [am 10. Mai 2008 unter Michael Skibbe in Rostock, Anm. d. Red.] als Innenverteidiger gemacht. Und jetzt ging es nach und nach immer weiter vor. Ich weiß nicht, ob ich noch weiter nach vorne kann. Abgesehen davon sind wir ja da vorne mit dem Kieß exzellent besetzt", sagt Hegeler, der sich im Leverkusener System auf der "halben Zehn" eingerichtet hat. "Ich habe mich nicht darauf festgelegt. Ich trainiere momentan häufig auf dieser Position. Auch in den Testspielen habe ich da gespielt. Insofern glaube ich schon, dass ich aktuell da eher gesehen werde."

Wenn es nach ihm gegangen wäre, die Sommerpause wäre 2013 garantiert ausgefallen. Nicht weil er etwa einem Urlaub nichts abgewinnen kann, nein, weil für ihn die Endphase der vergangenen Spielzeit fast optimal gelaufen war. Im Schatten von Stefan Kießlings Torjägerkanone wusste auch Hegeler famos auf sich aufmerksam zu machen. Gegen Hannover und in Hamburg spielte er groß auf, schoss zwei Tore, hatte viele gute Szenen und nutzte zweifelsfrei seine Chance, die ihm das Trainerduo gab, als es ihn ungewohnterweise mal von Beginn an auflaufen ließ. "Auch bei meinen Einwechslungen zuvor war ich immer ganz passabel. Es war natürlich schön, dass ich am Ende noch zweimal von Beginn an spielen durfte. Ich würde natürlich gerne öfter von Anfang an spielen, aber da muss man mal abwarten, wie es kommt", sagt Hegeler im Teamhotel in Kaprun.

22 Mal war er 2012/13 eingewechselt worden und damit ligaweit zum Jokerkönig avanciert. Deswegen kam es für manchen auch überraschend, als er im März bei Bayer vorzeitig bis 2017 verlängerte. "Die Saison war nicht so unbefriedigend für mich, wie manch Außenstehender das vielleicht gesehen hat. Ich bin als Leihspieler aus Nürnberg zurückgekommen und habe — über die ganze Saison gesehen — schon eine Entwicklung mitgemacht. Mir wurde nicht viel geschenkt, ich musste mir viel erarbeiten. Für mich war es, alles in allem, eine gute Saison im ersten Jahr", sagt Hegeler.

Doch nun will er mehr. Will mehr und länger spielen. Will seine neu gewonnene Dynamik, seinen Zug zum Tor stärker in die Waagschale werfen dürfen. "Ich fühle mich körperlich gut, habe einiges gemacht und bin von Anfang an in der Vorbereitung dabei, was mir sicherlich hilft", sagt er und fügt mit Blick auf namhafte Neuzugänge wie Heung-Min Son hinzu: "Wenn man jemanden für viel Geld holt, ist klar, dass der am Anfang schon auch mehr Chancen bekommt. Aber am Ende muss man Leistung bringen, da hilft einem auch die Ablöse nicht."

STEFAN KLÜTTERMANN BERICHTET AUS ZELL AM SEE

(RP)
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