Bayer Leverkusen Jonas Boldt - Bayer 04-Manager ohne Allüren

Leverkusen · Der Mann ist 32 Jahre jung und bekleidet eine der wichtigsten Positionen beim Fußball-Bundesligisten. Nach seiner Auffassung führen flache Hierarchien am ehesten zum Erfolg. Sein freundlicher Umgang hat aber auch Grenzen.

 Wirkt immer freundlich und charmant: Bayer-04-Manager Jonas Boldt.

Wirkt immer freundlich und charmant: Bayer-04-Manager Jonas Boldt.

Foto: KSMediaNet

Das Gesicht ist auf den Fluren bei Bayer 04 längst bekannt. Der freundliche Typ mit dem smarten Lächeln schlendert dort, seit er 2003 als Praktikant der Jugendabteilung anfing, durch die Gänge. Nun, elf Jahre später ist er über die Position des Scouting-Leiters zum Manager aufgestiegen. Und das mit gerade einmal 32 Jahren. Jonas Boldt heißt der Mann, der seit dem 1. Juli zu den großen Fischen im Fußball-Bundesliga-Bassin zählt. Mehr Verantwortung spürt er schon, ansonsten habe sich nicht viel verändert: "Man wacht nicht morgens auf und sagt: ,Oh, jetzt bin ich jemand anderes!' Es ist ein Prozess, der über einen Zeitraum abgelaufen ist."

Sein Vater Jens-Uwe pflegte engen Kontakt zur Bayer-04-Vereinsspitze um Reiner Calmund und Wolfgang Holzhäuser und stellte so früh den Kontakt zur Werkself her. Als Chef der Scouting-Abteilung lernte der studierte Betriebswirtschaftler mit Schwerpunkt Sportmanagement viel von Rudi Völler und seinem Vorgänger auf dem Managerposten, Michael Reschke.

Boldts Name fällt häufig im Zusammenhang mit der Verpflichtung von Arturo Vidal. Aber: "Wenn jemand glaubt, der Boldt hat den Job nur bekommen, weil er Arturo Vidal entdeckt hat, schätzt er die Bosse bei Bayer 04 doch etwas simpel ein", sagt Boldt. Ohnehin betont der gebürtige Nürnberger immer wieder, dass er nicht alleine für den Transfer verantwortlich war, sondern das Kollektiv bei Bayer 04.

Diesen Teamgedanken hat Boldt verinnerlicht: "Ich komme aus dem Fußball - wenn auch nicht aus dem Profibereich - und habe mich immer als Teamspieler gesehen. Um erfolgreich zu sein, braucht man das." Flache Hierarchien sind ihm wichtig. "Ich kann meinen Kaffee selber kochen. Ich brauche es nicht, den Chef raushängen zu lassen", sagt er. Durch das stets freundliche und charmante Auftreten sollte sich aber kein Verhandlungspartner Boldts vorschnell in Sicherheit wiegen.

Seine Pläne sind klar strukturiert und nur einem Ziel untergeordnet: dem Erfolg von Bayer 04. "Ich will nicht der sympathische, tolle Jungmanager sein und wir spielen drei Jahre hintereinander nicht international. Dann stimmt irgendwas nicht", sagt er. Auf sein junges Alter wird Boldt durchaus angesprochen. Er sieht es aber eher als Stärke, da er in manchen Fällen einen besseren Draht zur jüngeren Generation finden könne. Mit Vidal hält er zum Beispiel bis heute freundschaftlichen Kontakt.

Dass Boldt sich sowohl mit Spielern als auch mit Völler und Geschäftsführer Michael Schade duzt, sieht er als selbstverständlich an: "Ich bin der Meinung, dass Duzen und Siezen nichts mit Respekt zu tun hat. Es gibt zwei Menschen vor denen ich den höchsten Respekt habe. Das sind meine Eltern - und die duze ich, seit ich sprechen kann." Und mit Völler sei die Zusammenarbeit ohnehin frei von Eitelkeiten. "Rudi spricht einem viel Vertrauen aus, lässt einen machen.

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Er sagt einem aber auch manchmal: ,Hey, ich bin schon so lange im Geschäft, vertrau' mir da mal'. Aber alles auf einer freundschaftlichen Basis, ohne sich etwas wegnehmen zu wollen", erklärt Boldt, der durch sein unbekannteres Aussehen weiterhin gerne Spielerbeobachtungen übernimmt. Denn: "Da erhöht sich schnell mal der Marktwert, wenn man weiß, dass Rudi an dem Spieler dran ist." Noch ist Boldts Gesicht eben hauptsächlich auf den Fluren von Bayer 04 bekannt.

(RP)
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