Bayer Leverkusen Kampl: "Ich bin wieder glücklich"

Leverkusen · Leverkusens Mittelfeldmann war einmal mehr Dreh- und Angelpunkt im Spiel seiner Mannschaft. Der Slowene blüht bei Bayer 04 auf. Zum 3:1-Erfolg in Frankfurt steuerte er zwei Tor-Vorlagen bei. Ein Sieg zum richtigen Zeitpunkt.

Kevin Kampl bringt Bayer Leverkusen mit einem Traumtor zurück ins Spiel
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Kampl leitet Bayer-Aufholjagd mit Traumtor ein

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Foto: Screenshot Sky

Bayers Profis wussten den Moment des Sieges zu genießen. "Nach den letzten Wochen, in denen es immer Hochs und Tiefs gab, und vor allem nach den drei Niederlagen vor der Länderspielpause tut es gut, auch mal wieder ein Spiel zu gewinnen", sagte Kevin Kampl.

Abgekämpft, aber zufrieden und froh über den Erfolg trat Leverkusens Mittelfeldspieler mit seinen Kollegen den Gang in die Kabine an. Seine Schuhe trug der Dauerläufer bereits unterm Arm, der wieder mächtig Kilometer machte und als Schalt- und Waltzentrale im Spiel seiner Mannschaft wahrscheinlich jeden Zentimeter des Frankfurter Rasens beackert hatte. 89 Ballaktionen wies die offizielle Spielstatistik hinterher für Kampl aus - so viel wie bei keinem anderen Akteur auf dem Feld.

Egal, an welcher Stelle des Platzes sich das Spielgeschehen abspielte, Kampl war mit dabei. Der Mann scheint nicht müde zu werden. Gefühlt wirkt es bei ihm, als sei er omnipräsent. So zeichnete er sich einerseits durch ein starkes Defensivverhalten aus und belebte andererseits immer wieder die eigenen Angriffsbemühungen durch seine gefährlichen Pässe in den Raum. Das Adjektiv "perfekt" wollte der 25-Jährige aber nicht in den Mund nehmen. "Meine Leistung war ganz okay, denke ich", entgegnete er.

Natürlich wusste Kampl um seinen herausragenden Auftritt, mit dem er das gesamte Team mitriss. Roger Schmidt sprach von einer "reifen Leistung seiner Mannschaft", die es verstand, in Frankfurt ihre Stärken abzurufen, weil sie in vielerlei Hinsicht vieles besser machte als in den Vorwochen. Sportdirektor Rudi Völler gab ihm Recht. "Vor allem in der ersten Hälfte war das die Leistung, die wir spielen können, müssen und wollen."

Bayer war dominant über 90 Minuten. "Wir haben den Ball gut laufen lassen und gewartet, bis sich Lücken auftun", erklärte Kampl. Das war es aber nicht allein, was den Unterschied ausmachte. "Unser Gegenpressing war gut. Mit gezielten Aktionen sind uns die entscheidenden Ballgewinne gelungen", fügte der Slowene an. Bleibt noch herauszuheben, dass Bayer 04 auch nach dem Gegentor mutig weiterspielte und sich nicht verunsichern ließ.

So geschehen beispielsweise beim 1:0 durch Chicharitos erstem Treffer. Unter Druck verloren die Frankfurter den Ball, den Bayer aufnahm und sofort nach vorne spielte. Kampl passte auf den Mexikaner, der vor dem Tor den Fehler des Eintracht-Verteidigers Abraham eiskalt bestrafte.

Beim 2:0 war es Calhanoglu, der den Ball im Mittelfeld nach vorne trieb und in den Lauf von Chicharito passte (nachweislich aber in Abseits-Position). Beim dritten Treffer belohnte sich der Türke selbst, der sich deutlich formverbessert präsentierte. Wieder war Kampl der entscheidende Vorarbeiter, der viel Übersicht bewies und überhaupt "gute Entscheidungen" traf (Roger Schmidt). Bayer 04 demonstrierte bei seinem sechsten Saisonsieg, was möglich ist, wenn die Mechanismen greifen. Wenngleich das zwischenzeitliche 1:2 von Slobodan Medojevic den souveränen Auftritt der Werkself ein wenig trübte. Zum neunten Mal kassierte sie ein Gegentor nach einer Standardsituation - das sind mehr als die Hälfte aller 17 Gegentreffer. Dennoch: Kampl sieht sein Team wieder in der Spur. "Der Sieg war extrem wichtig mit Blick auf die nächsten schweren Wochen."

Der erste Brocken ist morgen Bate Borissow in der Champions League. Ein Erfolg ist Pflicht, wenn die Leverkusener überhaupt noch Chancen aufs Weiterkommen haben wollen. Am Sonntag ist Schalke 04 zu Gast. Kampl hat einen Wunsch: "Es wäre super, wenn wir nach einem Sieg in Weißrussland gegen den FC Barcelona im letzten Gruppenspiel so etwas wie ein Finale ums Achtelfinale haben könnten", sagte der gebürtige Solinger, der sich nach einem schwierigen halben Jahr bei Borussia Dortmund nun in Leverkusen angekommen fühlt. "Ich bin endlich wieder glücklich", sagt Kampl, der das Vertrauen von Trainer Roger Schmidt genießt und bislang voll zurückzahlt. "Dass es in Dortmund nicht klappte, hatte viele Faktoren. Das Kapitel ist abgehakt. Es war aber lehrreich zu erfahren wie es ist, wenn es nicht läuft", fügt Kampl an. "Ich bin dankbar für die Chance, wieder spielen zu können. Ich merke, dass ich auch privat wieder ein anderer Mensch bin."

Die verpasste EM-Qualifikation gegen die Ukraine nagt indes noch an ihm. "Das hat mich schon traurig gemacht. Ich würde so gerne mal bei einem großen Turnier dabei sein. Mit einem kleinen Land wie Slowenien wäre das definitiv etwas Besonderes", sagt Kampl. "Jetzt bin ich 25, zwei bis drei Qualifikations-Chancen werde ich aber sicher noch haben." Seite

(RP)
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