Bayer Leverkusen Leno bei Löw weiter ohne Chance

Leverkusen · Bayers Sportdirektor Rudi Völler stellte klar: "Für mich ist Bernd die Nummer zwei in Deutschland." Beim DFB sieht man das offenbar weiterhin anders. Leno, aktuell seit vier Ligaspielen ohne Gegentor, erhielt erneut keine Einladung ins A-Nationalteam.

Es gab Zeiten bei Bayer 04, da kritisierte Rudi Völler die Duelle, in denen Bernd Leno bester Spieler der Werkself war. Das hatte aber weniger mit Leno als mit der Tatsache zu tun, dass ihm nicht gefiel, was dessen Vorderleute leisteten. Wenn man Leverkusens Sportdirektor in diesen Tagen auf seinen Keeper anspricht, dann bleibt die Antwort die gleiche: Leno war auch gegen den FC Schalke 04 einer der Besten auf dem Rasen - aber inzwischen stimmt eben auch das große Ganze drumherum. Die Werkself spielt einen erfolgreichen Fußball.

Auf Schalke überzeugte Leverkusen erneut mit enormer Abwehrstärke. Großen Anteil daran hatte - wen wundert's - der Torwart, den viele schon seit längerem als Nummer zwei hinter Manuel Neuer in der Nationalmannschaft sehen. Völler sprach das nach dem Sieg aus. Leno sei eindeutig "die Nummer zwei in Deutschland", erklärte er überzeugt. Was übersetzt so viel heißt wie: Die Nominierungen von Joachim Löw für die anstehenden Länderspiele sind aus Leistungssicht nicht nachzuvollziehen. Der Bundestrainer hat für die Partien gegen Asienmeister Australien am Mittwoch und in der EM-Qualifikation bei Außenseiter Georgien am 29. März erneut Roman Weidenfeller und Ron-Robert Zieler berufen - um damit womöglich deren Verdienste bei der WM zu würdigen.

Aus sportlichen Gesichtspunkten würde derzeit jedenfalls vieles für Leno sprechen, der auf einen Rekord zusteuert. Der 1:0-Erfolg gegen Schalke war das vierte Bundesligaspiel in Folge, das der 23-Jährige ohne Gegentor beendete. Davor hielt er im Pokal gegen Kaiserslautern seinen Kasten sauber und bewies insbesondere in den Spielen gegen Atlético Madrid auch international seine Qualitäten.

Wettbewerbübergreifend musste Leno nur einmal in den letzten sieben Pflicht-Begegnungen hinter sich greifen. Das war beim abgefälschten Schuss in Madrid. Selbst bei den anschließenden Elfmetern hatte er stets die richtige Ecke ausgeguckt. Einen Strafstoß hielt er sogar und wäre wohl zum Helden geworden, wenn seine Teamkollegen besser getroffen hätten. "Er hält nicht nur in der Bundesliga gut, sondern auch in der Champions League", attestierte Schmidt. Ron-Robert Zieler, bei der WM Nummer drei, fehlt diese Erfahrung in der Königsklasse beispielsweise völlig.

Schmidt stellte sich ebenso deutlich hinter seinen Keeper. "Bernd hätte es aufgrund seiner sehr guten Auftritte national und international verdient, einmal bei der A-Nationalelf dabei zu sein", sagte er. "Bernd hat überragende Reflexe, und ich schätze an ihm, dass er in hektischen Phasen Sicherheit ausstrahlt und den Überblick behält."

Das ist für einen erst 23-Jährigen keine Selbstverständlichkeit, der allerdings schon 125 Bundesliga- und 24 Champions-League-Spiele auf dem Buckel hat. Schmidt betonte, dass Leno in der Hinrunde vielleicht "etwas zu schlecht weggekommen" sei. Da seien die meisten wirklich gefährlichen Bälle auf das Leverkusener Tor "unhaltbar" gewesen. Das sei jetzt anders.

Leno selbst äußert sich diesbezüglich stets zurückhaltend. "Manuel Neuer ist die unumstrittene Nummer eins", sagt er. "Aber hinter Manuel sehe ich mich nicht schlechter als die anderen."

Mehr gibt es in dieser Angelegenheit nicht von ihm zu hören. Am Thema Nationalmannschaft haben sich vor ihm schon andere Teamkollegen die Zähne ausgebissen. Ob es an der fehlenden Lobby der Werkself beim DFB liegt?

Als bestes Beispiel für Nichtnominierung trotz überzeugender Leistung ist Stefan Kießling zu nennen, der dem Kapitel Nationalmannschaft irgendwann selbst ein Ende bereitete. Leno hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben und will sich mit guten Leistungen bei der U 21 weiter für höhere Aufgaben bewerben. Das Team von Trainer Horst Hrubesch hat im Sommer bei der U 21-Europameisterschaft in Tschechien Großes vor. Vorher stehen die beiden Testländerspiele gegen Italien (27. März) und am 31. März in England an, für die Leno nominiert wurde. "Natürlich hoffe ich, irgendwann mal in der A-Nationalmannschaft dabei zu sein", sagt er. "Mich jetzt damit zu beschäftigen, kostet aber unnötige Kraft."

(RP)
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