Bayer Leverkusen "Man kämpft mehr, als dass man Fußball spielt"

Leverkusen · Stefan Kießling und Josip Drmic hatten in der Offensive der Leverkusener gegen Dortmund einen schweren Stand. Die erhoffte höhere Konsequenz beim Erarbeiten von Torchancen blieb aus.

 Austeilen und einstecken können hieß es für die Akteure beider Mannschaften. Hier duellieren sich Neven Subotic und Stefan Kießling (links).

Austeilen und einstecken können hieß es für die Akteure beider Mannschaften. Hier duellieren sich Neven Subotic und Stefan Kießling (links).

Foto: Roland Weihrauch

Josip Drmic hatte den Schweiß auf der Stirn stehen. Auch noch nach dem Duschen und mit ausreichend Abstand zum 0:0 gegen Borussia Dortmund war dem 22-jährigen Offensivmann die Anstrengung dieser intensiven Partie anzumerken. 342 Zweikämpfe standen am Ende für beide Mannschaft insgesamt zu Buche - das ist ligaübergreifender Saisonrekord und untermauert auch aus statistischer Sicht, warum das Duell der beiden Mannschaften letztlich eben kein spielerisches Spektakel wurde.

Zum Leidwesen der Zuschauer duellierten sich beide Teams auf rustikale Art und Weise. Und das bekamen auch die beiden Stürmer von Bayer Leverkusen zu spüren. "Dortmund hat uns das Leben schwer gemacht. Sie haben versucht, die Räume eng zu machen. Das erforderte enorme Kampfkraft", entgegnete Josip Drmic. "Das war für die Zuschauer sicher eine langweilige Begegnung, aber für uns ein schweres und hartes Spiel." Tatsächlich hatte die Partie etwas von Rasenschach. Beide Teams versuchten, die Mitte dicht zu machen und dem Gegenüber keinen Platz zum Kombinieren zu lassen. Also flogen zumeist lange Bälle quer über das Feld, die allzu oft ihren Abnehmer verfehlten. "Für Kies und mich war ein Durchkommen heute sehr schwer. Es gab selten Lücken. Man kämpft mehr, als dass man Fußball spielt", fügte Drmic an, der wie erwartet in Abwesenheit von Heung-Min Son neben Stefan Kießling stürmen durfte.

Bis zu seiner Auswechslung nach 69 Minuten hatte er aber ebenso wenig wie sein Sturmpartner eine echte Torchance zu verzeichnen. Beide fanden nie wirklich Bindung zum Spiel, weil Leverkusen es nicht schaffte, seinen Offensivfußball im eigenen Stadion zu entfalten. Gegen Dortmund waren in erster Linie Geber- und Nehmerqualitäten gefragt.

Insofern zeigte sich Drmic auch nicht zufrieden mit seinem ersten Bundesliga-Startelfeinsatz seit September. Überhaupt war es erst sein vierter Pflichtspieleinsatz für Bayer 04 von Beginn an. Für ihn spricht, dass er besser ins Leverkusener Spiel eingebunden war als noch in der Hinrunde. Er war bemüht, lief viel und ackerte ebenso wie Kießling in vielen Zweikämpfen. "Aber wir wollten daran arbeiten, Tore zu schießen. Wenn wir dann keines erzielen, kann uns das nicht zufrieden stellen", entgegnete der schweizer Nationalspieler, der Gonzalo Castro bei seinen beiden vergebenen Chancen keinen Vorwurf machen wollte.

"Wir müssen weiter am Spiel nach vorne arbeiten, die Feinheiten verbessern und unsere Chancen vor dem Tor besser ausspielen", stellte auch Ömer Toprak fest. "Jetzt warten auf uns mit Berlin und Bremen zwei schwere Auswärtsspiele, in denen wir es besser machen müssen."

Bisher hatte Drmic nicht unbedingt eine glückliche Zeit in Leverkusen. Der Rückrundenauftakt sollte für ihn ein Neubeginn sein. Nach der WM stieg er im Sommer erst spät in die Vorbereitung ein - zu spät, um dabei zu sein, als es um die Verteilung der Stammplätze ging. Für das System von Roger Schmidt, das von schnellem Umschaltspiel lebt, fehlten ihm auch die physischen Voraussetzungen. Die Misstöne rund um seinen Beinahe-Wechsel nach Hamburg sind hinlänglich bekannt.

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Nun aber hat Drmic eine komplette und gute Vorbereitung gespielt. Und so ist er bereit, im Konkurrenzkampf eine andere Rolle zu spielen. Zugute halten muss man dem Schweizer, dass sich der eingewechselte Julian Brandt gegen Dortmund ebenso wenig für einen Startelfeinsatz aufdrängte. Insofern spricht einiges dafür, dass Drmic auch am Mittwoch in Berlin zum Einsatz kommt. Um Anschluss an die Konkurrenz zu halten, ist ein Sieg Pflicht. Das muss man wohl nicht extra betonen.

(RP)
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