Bayer Leverkusen Roger Schmidt - Der Neue soll das Spiel der Werkself beschleunigen

Leverkusen · Die Profis in Salzburg schwärmen von seiner Art. Beobachter loben ihn für den Tempo-Fußball, den er spielen lässt. Bayer 04 erwartet von Schmidt nicht weniger, als dass er langfristig erfolgreich arbeitet.

Es waren ein Testspielsieg und ein verbaler Ritterschlag, die im Januar den Namen Roger Schmidt auf die Bildfläche deutscher Fußballinteressierter spülte. Sein Team von Red Bull Salzburg hatte soeben den unbesiegbaren FC Bayern 3:0 geschlagen, und Bayerns Trainer-Guru Pep Guardiola hatte anschließend gesagt: "Ich habe in meiner Karriere noch nie gegen eine Mannschaft gespielt, die mit so einer hohen Intensität gespielt hat." Das ließ aufhorchen. Das war beste Werbung für Schmidt.

Ab Juli soll und will der 47-Jährige nun als Trainer von Bayer 04 Werbung in eigener Sache betreiben. Die Verantwortlichen versprechen sich viel von ihm. Es formuliert zwar keiner explizit so, aber die Erwartungen an Schmidt lesen sich wie die Hoffnung, dass die Werkself künftig in etwa so wie Jürgen Klopps Dortmunder spielen wird: Schnell, attraktiv, mit gnadenlosem Pressing, mit überfallartigen Angriffen, mit Ein-Kontakt-Fußball par excellence. In Salzburg verlieh er seiner Truppe im Rahmen des Möglichen diese Handschrift. Dass die österreichische Liga und die Bundesliga zwei verschiedene Paar Schuhe sind, dürften Michael Schade und Rudi Völler bei ihrer Bewertung von Schmidt berücksichtigt haben. Der Neue soll endlich Konstanz auf Leverkusens Trainerbank bringen - und erhielt trotzdem erst einmal nur einen Zweijahresvertrag.

Dass Schmidt einmal Bundesligatrainer werden würde, war keine Selbstverständlichkeit. In seinem Geburtsort Kierspe im Sauerland wird Motoball gespielt. Bei Tornado Kierspe. In der Bundesliga. Er selbst verließ als Fußballer nie die Grenzen Westfalens und des Amateurfußballs. Er kann eine Ausbildung zum Werkzeugmechaniker und ein Ingenieurstudium vorweisen. Als Trainer arbeitete er sich über Delbrück und Münster nach Paderborn in die 2. Liga hoch, ehe ihn das Angebot vom Red-Bull-Sportdirektor Ralf Rangnick erreichte, den Salzburger Werksklub zu übernehmen.

Saltzburgs Profis schwärmen von ihm. Von seiner Art, mit ihnen zu arbeiten, zu den unterschiedlichsten Charakteren einen Zugang zu finden. Sie loben seine fachliche Arbeit und seine Vorstellung vom Fußball. "Roger hat hier wirklich einen sehr guten Job gemacht und mit dem Team national und international für Aufsehen gesorgt", sagte Rangnick gestern. Mit einer eingespielten Offensive um den früheren Leverkusener Nachwuchsspieler Kevin Kampl wurde RB in dieser Saison überlegen österreichischer Meister und sorgte auch in der Europa League für Furore - beispielsweise mit zwei überzeugenden Siegen (3:0 und 3:1) gegen Ajax Amsterdam.

Eines jedoch konnte auch Schmidt mit Salzburg nicht bewerkstelligen: die Teilnahme an der Champions League. 2012 erntete der Klub europaweite Häme, als er in der Qualifikation an den Luxemburger No-Names aus Düdelingen scheiterte. 2013 war gegen Fenerbahce Istanbul Endstation. Schmidt muss nun hoffen, dass er im Spätsommer mit Bayer 04 seinen dritten Anlauf auf die Königsklasse nehmen kann. Dann wäre sein neuer Verein auf Platz vier eingelaufen. In drei Spielen ist Schmidt schlauer.

(RP)
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