Bayer Leverkusen Sieben Spiele in 22 Tagen - zu viel für Bayer

Leverkusen · Lars Bender schaute sich um, breitete die Arme hilfesuchend aus, als er Paderborns Linksverteidiger Daniel Brückner in dessen Hälfte unter Druck setzen wollte. Knapp links hinter ihm schnaufte und trabte Hakan Calhanoglu, rechts versuchte Karim Bellarabi seinen Motor nochmals anzuwerfen - doch die Tanks waren leer. Das extreme Pressing-System von Bayer 04 Leverkusen war erlahmt. Die Szene spielte sich nicht etwa kurz vor dem Ende der Partie, sondern noch in der ersten Halbzeit ab. Sie war Sinnbild für das 2:2 (1:1) zwischen der Werkself und dem SC Paderborn am siebten Bundesligaspieltag. Die Leverkusener zollten der Kombination aus dem harten Programm mit sieben Spielen in 22 Tagen und ihrer kraftraubenden Spielweise Tribut. Aus den vergangenen fünf Ligapartien ging Bayer 04 nur einmal als Sieger hervor. Auffällig: in drei englischen Wochen gelang maximal ein Sieg pro Woche.

Bayer - Paderborn: Einzelkritik
16 Bilder

Bayer - Paderborn: Einzelkritik

16 Bilder

"Es war für uns ein sehr schwieriges Spiel heute. Man hat der Mannschaft angemerkt, dass die Beine müde waren - vor allem aber auch dass der Kopf ein bisschen müde war", analysierte Bayer-Trainer Roger Schmidt treffend. Vor allem in der ersten Halbzeit war Bayer 04 physisch und mental weit weg von seinem hohen Leistungsniveau, das er noch drei Tage zuvor beim 3:1 gegen Benfica Lissabon in der Champions League gezeigt hatte.

Schmidt hatte vor der Partie eindringlich davor gewarnt, den überraschend stabilen Aufsteiger aus Ostwestfalen zu unterschätzen. Dennoch waren die Spieler nicht ganz bei der Sache. Zahlreiche Fehlpässe und Fehler bei der Ballannahme dienten als Belege, Torhüter Bernd Leno lieferte mit seinem krassen Patzer vor dem 0:1 den härtesten Beweis. Nach dem Ausgleich durch Bender und der Halbzeitpause kratzten die Hausherren zwar nochmals alle körperlichen Reserven zusammen und setzten Paderborn unter Druck. Für drei Punkte reichte es aber nicht. Erstens, weil die Chancenverwertung weiterhin ein großes Manko darstellte. Zweitens, weil Roberto Hilbert im Zweikampf mit Moritz Stoppelkamp seine Orientierung verlor und so das 1:2 ermöglichte. Dass Bellarabi wenigstens noch den Ausgleich gegen auf zehn Mann dezimierte Paderborner herstellte, lässt immerhin keine Diskussionen über den Charakter der Mannschaft zu.

Nun pausiert die Bundesliga aufgrund der Länderspielwoche. "Wir brauchen unbedingt diese Pause. Die Regeneration wird in den kommenden Wochen im Vordergrund stehen", sagt Schmidt. Bellarabi, der in dieser Spielzeit seit Mitte August bereits 1011 Minuten auf dem Platz stand, würde diese Unterbrechung ebenfalls guttun. Doch hervorragende Leistungen brachten ihm seine erste Nominierung für die deutsche Nationalelf ein. Und mit ihm gehen acht weitere Bayer-04-Akteure auf Reisen - Regeneration? Fehlanzeige! Eine Hoffnung von Bayer 04 liegt nun auf der Genesung der zahlreichen verletzten Spieler in den kommenden zwei Wochen, um mehr rotieren zu können. "Ich glaube, dass das Gerüst passt und, dass die Mannschaft wiederkehrend hervorragend auftritt", sagt Schmidt. Ein Plan B für englische Wochen neben dem teils erfolgreichen Extrem-Pressing könnte aber nicht schaden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort