Bayer Leverkusen Rolfes und Kießling - Freunde fürs Leben

Leverkusen · Leverkusens Stürmer backte Kuchen für Rolfes - ihm ging der Abschied seines langjährigen Weggefährten besonders nah.

Simon Rolfes und Stefan Kießling - Freunde fürs Leben
Foto: Miserius, Uwe (umi)

Die Fans riefen - und Simon Rolfes wie auch Stefan Reinartz ließen sich nicht lange bitten. Ein letztes Mal kletterten die beiden Mittelfeldspieler von Bayer 04 auf den Zaun der BayArena. Ein letztes Mal tauchten sie ein in die rot-schwarze Kurve und ließen sie sich von den Anhängern feiern. "Das war ein wirklich toller Moment", sagte Reinartz, der sich darüber freute, "dass ich mit Simon noch einmal auf dem Platz stehen durfte. Ich bin ja nun schon länger nicht mehr vor der Kurve entlang gegangen. Aber wenn dir der 150. Fan tief in die Augen blickt und sich bei dir bedankt, kann man erahnen, wie wichtig das den Leuten ist."

Begleitet und unterstützt von ihren Familien nahmen Reinartz und Rolfes Abschied von Bayer 04. Der 26-jährige Reinartz, der als Zehnjähriger zum Werksklub kam, verlässt auf eigenen Wunsch den Verein (wohl in Richtung Frankfurt). Rolfes tritt nach zehn Jahren in Leverkusen ab und eröffnet eine Agentur zur Karriere-Planung. Als der Kapitän zum letzten Mal die große Bühne des Fußballs in der BayArena verließ, erhoben sich die Menschen und applaudierten minutenlang. "Ich bin sehr dankbar für diese Karriere und diese positiven Momente hier", sagte der 33-Jährige nach dem 2:0 gegen die TSG Hoffenheim.

Die Führung hatte Hakan Calhanoglu erzielt, der mit seinem sechsten direkt verwandelten Freistoß aus 33 Metern zum 1:0 kurz vor dem Pausenpfiff traf. Das 2:0 von Stefan Kießling bereitete er zudem vor. "Wir beenden die Saison mit einem positiven Erlebnis vor eigenem Publikum und haben Simon und Stefan als Mannschaft den Abschied geschaffen, den sie verdienen. Die Krönung wäre ein Tor für beide gewesen", meinte Kießling, der nach seinem neunten Saisontreffer nun noch ein persönliches Ziel hat. "Der Trainer hat kürzlich erklärt, dass ich die Spielzeit nicht beenden darf, ohne zweistellig getroffen zu haben", entgegnete der Stürmer mit einem Augenzwinkern.

Bayer 04 Leverkusen: Simon Rolfes und Stefan Reinartz verabschieden sich
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Rolfes und Reinartz verabschieden sich von den Fans

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Foto: dpa, fg jhe

Tatsächlich wäre das Balsam auf die Seele nach einer, so Kießling, "alles andere als einfachen Saison, in der ich stets versucht habe, mich in den Dienst der Mannschaft zu stellen". Das zehnte Tor wäre sein insgesamt 135. in der Bundesliga - damit hätte er Horst Hrubesch auf Platz 19 der ewigen Torschützenliste eingeholt. Dem 31-Jährigen ging die Verabschiedung seines alten Weggefährten besonders unter die Haut. "Simon ist in solchen Dingen immer etwas cooler. Mir fällt es heute ein bisschen schwer, darüber zu reden", sagte Kießling, der für seinen Kapitän sogar einen Kuchen gebacken hatte. Und der mit zunehmend feuchter werdenden Augen über seine ganz besondere Beziehung zu Rolfes erzählte, mit dem er 2009 im Pokalfinale stand und 2011 Vizemeister wurde. "Wir waren neun Jahre in einer Mannschaft und ein eingeschworenes Team. Jeder weiß, wie der andere tickt."

Als Geschenk gab es überdies ein Bild. "Stefan hat mir auch was dazugeschrieben", sagte Rolfes. "Kies ist ein besonderer Mitspieler. Ein toller Mensch mit einem super Charakter. Es freut mich, dass ihm die gemeinsame Zeit so viel bedeutet. Wir haben uns in schwierigen Zeiten gestützt." Rolfes genoss den Rummel, ließ aber keine große Wehmut aufkommen. "Ich bin nicht traurig, das war alles so gewollt. Ich wollte auf Top-Level aufhören, das habe ich geschafft. Gerade auf der Sechserposition musste man bei uns hohes Niveau verkörpern, um zu spielen. Das wird mit zunehmendem Alter nicht einfacher", erklärte der Mittelfeldmann, der ankündigte, dass es kein Abschiedsspiel geben wird. "Ich mag solche Spiele nicht", sagte Rolfes, der im Sommer zum dritten Mal Vater einer Tochter wird.

Einen letzten Wunsch wird sich der 26-fache Nationalspieler nach der Saison erfüllen. "Es war immer mein Traum, im San Siro in Mailand zu spielen. Das hat nie geklappt", sagte Rolfes. "Nun mache ich mein allerletztes Spiel ausgerechnet in Mailand. Eine Woche nach der Bundesliga spiele ich dort mit den DFB-Altinternationalen bei der WM-Halbfinal-Revanche von 2006 gegen Italien - besser geht nicht!"

(RP)
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