Bayer Leverkusen So anstrengend ist Fußball wirklich

Leverkusen/Köln · Die Belastung der Fußballprofis ist enorm - wie sieht es eigentlich bei anderen Sportarten aus?

Bender staubt nach einem Fehler von Keeper Kruse ab
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Dass er seinen Spielern viel abverlangt, weiß Roger Schmidt. Der Bayer-04-Trainer erklärt im Interview, dass sich die Akteure an den Grenzen der Belastung bewegen. Der Spielplan sei ausgereizt. Sportdirektor Rudi Völler erklärte zuletzt, dass man im Kontakt mit dem Deutschen Fußball Bund stehe und für eine Entzerrung des Programms plädiere. Vergleiche mit anderen Sportarten, deren Vereine häufiger antreten, hält Schmidt für unzulässig. "Die physische Belastung eines Fußballers ist nicht vergleichbar mit der eines Basketballers", sagt Schmidt.

Experte Dr. Markus de Marées von der Deutschen Sporthochschule in Köln beschäftigt sich mit den Folgen von körperlicher Belastung im Profisport. Er gibt Rudi Völler Recht — sieht die Gründe für die hohe Belastung aber vor allem im taktischen Konzept.

"Leverkusen muss man bei der Diskussion um die Belastung als speziellen Fall betrachten, weil sie mit dem neuen System eigentlich immer mehr und schneller agieren als ihre Gegner", erklärt de Marées. Champions League, DFB-Pokal, Bundesliga — in den englischen Wochen würden viele Spieler an ihr körperliches Limit stoßen. Ein "vernünftiger Ausgleich von Be- und Entlastung" könne da nur schwer stattfinden.

Wer ein derart kraftraubendes System erfolgreich auf den Platz bringen will, müsse vor der Saison entsprechende Grundlagen legen. "Fußballer trainieren in der Vorbereitung zwei bis drei Mal täglich. Im Vergleich dazu werden in anderen Sportarten, zum Beispiel Triathlon, deutlich größere Trainingsumfänge realisiert", berichtet der Experte.

Der Blick zu anderen Sportarten zeigt, dass die Terminkalender teilweise wesentlich enger getaktet sind als der von Fußballern. "Hockey ist auch sehr intensiv. Dort bestreiten die Mannschaften besonders im Hinblick auf die Meisterschaften mehrere Spiele in kürzester Zeit", erklärt der Sportwissenschaftler. Der Unterschied zum Fußball: Der Hockeysport steht nicht so sehr im Fokus. Mögliche Leistungstiefs fallen also möglicherweise nicht so sehr auf.

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Foto: dpa, gki fpt

Das Paradebeispiel an maximaler Belastung ist der Modus der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA. Die Profis spielen teilweise täglich und fliegen regelmäßig tausende Kilometer zu den Spielorten. Das erfordert spezielle Maßnahmen, wie de Marées weiß: "In der NBA haben die Spieler teilweise mehrere persönliche Betreuer, die sich ausschließlich um die Fitness und die Regeneration kümmern. In dieser Hinsicht ist die NBA sehr viel weiter als der Fußball in Deutschland."

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Foto: afp, pst/dg

Auch die englischen Spitzenvereine haben sich an den als robust und kraftzehrenden Fußball in der Premier League angepasst. Die Vereine würden nicht nur täglich die Leistungsdaten ihrer Profis auf den Prüfstand stellen, sie hätten auch wissenschaftlich der Bundesliga etwas voraus "Zum Teil sind englische Vereine — was die sportwissenschaftlichen Methoden angeht — etwas weiter als einige der deutschen Klubs", sagt der Sportwissenschaftler.

(RP)
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