Bayer Leverkusen Sorgenkind Derdiyok am Scheideweg

Lagos · Der formschwache Stürmer tankt im Trainingslager von Bayer 04 Selbstvertrauen. Trotzdem darf er gehen, wenn der Werksklub Ersatz findet. Der Name Kevin Kuranyi fällt mal wieder. Das Rennen um Kevin de Bruyne ist dagegen verloren.

 Wegweisend: Sami Hyypiä spricht im Trainingslager von Lagos mit Eren Derdiyok. Für den Schweizer Stürmer entscheidet sich vieles im kommenden Halbjahr: seine WM-Teilnahme wie seine berufliche Zukunft.

Wegweisend: Sami Hyypiä spricht im Trainingslager von Lagos mit Eren Derdiyok. Für den Schweizer Stürmer entscheidet sich vieles im kommenden Halbjahr: seine WM-Teilnahme wie seine berufliche Zukunft.

Foto: ksmedianet

Nein, Eren Derdiyok wollte nichts sagen. Die Interviewanfrage unserer Zeitung im Trainingslager von Bayer 04 lehnte der Schweizer höflich ab. Dabei gäbe es etliche Fragen an den 25-Jährigen: Wie motiviert er sich jeden Tag aufs Neue, er, der seit Monaten konstant im Leistungstief steckt? Würde er im Januar gerne wieder den Verein wechseln oder hofft er, sich doch noch bei seinem zweiten Aufenthalt in Leverkusen für die WM empfehlen zu können? Oder — das wäre wohl die brennendste Frage —: Was hindert ihn seit langem daran, sein großes Potenzial abzurufen?

Als er im Sommer für 500 000 Euro Leihgebühr (samt Kaufoption) aus der Truppe der aussortierten Hoffenheimer Reservisten zu Bayer 04 zurückkehrte, war von der zweiten Chance die Rede. Sportdirektor Rudi Völler sagte damals: "Eren kennt die Verhältnisse hier, er hat bei uns tolle Spiele abgeliefert, aber nicht immer sein riesengroßes Potenzial abgerufen. Diese Chance geben wir ihm jetzt. Wir sind überzeugt, dass er sie nutzen wird." Derdiyok selbst sagte nach seinem ersten Spiel im alten/neuen Dress, einem Testspiel beim Amateurklub SSV Merten, bei dem er dreimal traf: "Ich bin hierhergekommen für einen Neuanfang."

Doch aus dem Neuanfang wurde eine Verlängerung der Tristesse. Von 26 Pflichtspielen der Werkself durfte er nur in elf mitmischen, kam dabei im Schnitt auf 24 Minuten pro Partie. Einzig in Braunschweig und in Bielefeld stand er in der Startelf, doch beide Chancen ließ er mit unterirdischen Leistungen verstreichen. Ein Tor gelang ihm nicht, selbst das Zählen von Torchancen fördert wenig bis gar nichts zutage.

Das neue Jahr soll nun — mal wieder — eine Wende bringen. Im Testspiel gegen Heerenveen traf er zweimal, gegen Bern einmal. Derdiyok will spielen — er muss spielen, wenn Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld ihn mit zur WM nehmen soll. Ob Derdiyok diesen Kampf um Einsätze in der Rückrunde indes in Leverkusen bestreitet, ist dabei bis 31. Januar äußerst fraglich. Ein erstes Angebot aus der Türkei lehnte Bayer 04 vor wenigen Tagen ab — noch. Sollte der Werksklub allerdings selbst zeitnah einen neuen Stürmer finden, würde man Derdiyok keine Steine in den Weg legen. Der Name Kevin Kuranyi (31, Dynamo Moskau) kocht aktuell wieder hoch. Schon im Sommer war das Interesse am Ex-Nationalspieler groß. Kuranyi macht keinen Hehl daraus, in die Bundesliga zurückkehren zu wollen. Die Frage wird aus Bayer-Sicht sein, ob er sich mit a) weniger Gehalt und b) einer Rolle hinter/neben Stefan Kießling anfreunden könnte.

Bayers Hoffnungen auf ein Kommen von Kevin de Bruyne haben sich dagegen endgültig zerschlagen. "Zu welchem Verein Kevin wechselt, ist nicht mehr fraglich, das wird der VfL sein", sagte Wolfsburg Manager Klaus Allofs am Rande des Trainingslagers in Abu Dhabi.

(RP)
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