Bayer Leverkusen Spahic-Nominierung wirft Fragen auf

Leverkusen · Der Innenverteidiger von Bayer 04 wurde trotz Rücktritts in die bosnische Nationalelf berufen. Während sich der 34-Jährige überrascht zeigt, erklärt der Trainer, es habe eine Absprache gegeben. Der Verein sucht nun das Gespräch.

 Emir Spahic war eigentlich aus der bosnischen Nationalmannschaft zurückgetreten.

Emir Spahic war eigentlich aus der bosnischen Nationalmannschaft zurückgetreten.

Foto: afp, agz

Als hätte die Werkself nach einer verkorksten Woche mit den Niederlagen in Monaco (0:1) und Wolfsburg (1:4) nicht genug intern aufzuarbeiten, kommt nun noch ein nicht selbst verschuldeter Problemfall hinzu: Gestern flatterte eine offizielle Einladung für Emir Spahic zu den bosnischen EM-Qualifikationsspielen im Oktober gegen Belgien und Wales in die Bayer-04-Geschäftsstelle. Eigentlich kein Grund zur Aufregung — wäre Spahic nicht im August aus der Nationalmannschaft Bosnien-Herzegowinas zurückgetreten.

Die Nominierung wirft einige Fragen auf. Zuerst bei Spahic selbst, der gestern gegenüber dem Verein bekundete, völlig überrascht davon zu sein. Bosniens Nationaltrainer stellt das Ganze anders dar. Safet Susic beteuerte, "dass Emir mir am Wochenende gesagt hat, dass er zurückkehren wird. Sonst hätte ich ihn auch nicht nominiert. Ich würde ihn niemals zwingen oder in Schwierigkeiten bringen wollen". Der 34-jährige Innenverteidiger hatte nach 75 Länderspielen und dem Karriere-Höhepunkt, der WM in Brasilien, entschieden, dass er sich "zurückziehen werde".

Susic sagte im August: "Es wird schwer, ihn zu ersetzen, er wird uns fehlen." Der bosnische Coach schien die Entscheidung nachvollziehen zu können: "Bayer Leverkusen spielt Champions League und die Konkurrenz auf seiner Position ist sehr groß. Er möchte sich auf seine Vereinskarriere konzentrieren." Der Sinneswandel nur anderthalb Monate später ist auf den verpatzten Start in die EM-Qualifikation gegen Zypern (1:2) zurückzuführen. Susic habe direkt danach den Ex-Kapitän und nationalen Volkshelden per SMS um einen Rücktritt vom Rücktritt gebeten. Diese Bereitschaft habe Spahic — wenn man Susic Glauben schenkt — nun erklärt.

Bayer-04-Sportdirektor Rudi Völler erläuterte, dass Spahic ihm nach der WM mitgeteilt hatte, den Weg für die junge bosnische Generation freimachen zu wollen. "Insofern überrascht mich die erfolgte Einladung sehr. Ich werde mich in den nächsten Tagen mit Emir darüber unterhalten", sagte Völler. Pikant wird die Thematik zusätzlich durch den Fall Franck Ribéry. Der Franzose von Bayern München war ebenfalls aus der Nationalelf zurückgetreten. Uefa-Präsident Michel Platini hatte seinem Landsmann kürzlich mit einer Sperre von bis zu drei Vereins-Spielen gedroht, sollte er im Falle einer Berufung den Einsatz im Nationalteam verweigern.

Davon lassen sich die Bayer-04-Verantwortlichen aber noch nicht beunruhigen. Sie gehen davon aus, dass Spahic sich mit dem bosnischen Verband und anschließend mit dem Verein zusammensetzt, um die Irritationen schnellstmöglich zu beseitigen. Eine zeitnahe Entscheidung und einheitliche Sprachregelung wären im Sinne des Vereins, damit sich der Verteidiger zusammen mit seinen Teamkollegen wieder auf die interne Arbeit konzentrieren kann.

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