Bayer Leverkusen Zlatan Ibrahimovic — Faszination Egoist

Leverkusen · Der Weltstar gastiert am Dienstagabend (20.45 Uhr/Live-Ticker) in der Champions League mit Paris St. Germain bei Bayer Leverkusen.

So viel sind die Stars von Paris St. Germain wert
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In einer Mannschaft der Star zu sein, ist vielen Fußballern gelungen. Eine Mannschaft voller Stars in der öffentlichen Wahrnehmung auf den eigenen Namen zu reduzieren, schaffen nur wenige. Zlatan Ibrahimovic ist so einer. Er ist ein Weltstar. Ein kickender Künstler. Eine verbale Abrissbirne. Ein Wunder. Ein Egoist. Die einen verehren ihn, die anderen verachten ihn. Ein Dazwischen gibt es nicht. Fasziniert sind alle. Doch was ist das Charismatische an diesem 32-jährigen Schweden, der am Dienstagabend mit Paris St. Germain bei Bayer Leverkusen in der Champions League antritt? Die Antwort liefert die Geschichte, die sein Leben erzählt. Seine Vita ist Projektionsfläche für die Massen. Jeder findet eine Facette, die reizt, aufregt, begeistert. Er ist Held und Anti-Held in einer Person.

Das Märchen des männlichen Aschenputtels

Zlatan Ibrahimovic: Seine besten Sprüche
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Die besten Sprüche von Zlatan Ibrahimovic

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Foto: dpa/Jonathan Moscrop

Der Sohn eines Bosniers und einer Kroatin schreibt das moderne Märchen eines männlichen Aschenputtels. Die Eltern trennen sich kurz nach der Geburt, der Vater trinkt, die Mutter arbeitet Tag und Nacht. Vom tristen Malmöer Brennpunkt Rosengard führt Ibrahimovics Weg über Holland, Italien und Spanien ins mondäne Paris. Er, der als Junge Fahrräder klaute, verdient heute 15 Millionen Euro netto. Er, der als Jugendlicher kilometerweit zum Training lief, fährt heute die teuersten Sportwagen. Wenn Ibrahimovic nicht Profi geworden wäre, dann wohl Krimineller. Da macht er sich keine Illusionen. Die Schweden feiern ihn als Musterbeispiel erfolgreicher Integration, er selbst sieht in seinem Aufstieg letztlich nur die Bestätigung dessen, was für ihn schon früh klar war: Ich werde ein Star.

Er war schon ein Star, als er 2001 als teuerster schwedischer Profi von Malmö FF zu Ajax Amsterdam wechselte. Ein Star, der sich nie anpassen wollte und will — allein deswegen schon für viele ein Star ist. Die Menschen bewundern offen oder insgeheim, wie er sich Autoritäten widersetzt, wie er das Image des arroganten Egoisten pflegt, wie er sich keinen Deut darum schert, was die Öffentlichkeit über ihn denkt. "Ich habe mich unter Ordnungsmenschen noch nie wohlgefühlt. Ich habe was übrig für Typen, die bei Rot fahren", schreibt er in seiner Biografie, die zu einem der erfolgreichsten Bücher im Land von Henning Mankell, Stieg Larsson und Håkan Nesser avancierte.

König des Transfermarkts

Ibrahimovic ist der ungekrönte König des Transfermarkts. 170 Millionen Euro setzten er, sein berüchtigter Agent Mino Raiola und die Vereine bislang in seiner Karriere um. Er ging von Ajax zu Juventus Turin, zu Inter Mailand, zum FC Barcelona, zum AC Mailand, zu Paris St. Germain. Überall schoss er Tore, viele Tore, Traumtore. Überall lagen sie ihm zu Füßen oder wünschten ihn zum Teufel. Ibrahimovic ist trotz seiner 1,95 Meter Körpergröße technisch versiert, er schießt aus allen Lagen, mit beiden Füßen gleichstark. Lionel Messi begeistert als filigraner Filou. Cristiano Ronaldo funktioniert als Dressman. Ibrahimovic ist der "böse Junge", vor dem jeder Vater seine Tochter warnt. Mit José Mourinho als Trainer bei Inter kam er vorzüglich klar, mit Pep Guardiola bei Barca überhaupt nicht. "Wenn Mourinho einen Raum erleuchtet, zieht Guardiola die Gardinen zu", sagte Ibrahimovic mal.

Inzwischen ist "Ibrakadabra" Vater zweier Söhne. Seine Frau Helena, ein Ex-Model, ist elf Jahre älter. Es heißt, sie habe zu Hause die Hosen an. Ihr Mann bemüht sich nach eigener Aussage inzwischen, nach zehn Uhr keine Videospiele mehr zu zocken. Er ist etwas ruhiger geworden, fokussierter. Denn er hat zwar in seiner Karriere viel gewonnen, nationale Meisterschaften, persönliche Auszeichnungen — aber nie die Champions League. Das soll sich ändern. Schon in dieser Saison. Dafür muss er Leverkusen schlagen. Er ist schließlich PSG. Er ist Ibrahimovic. Er ist der Star.

(RP)
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