Bayer Leverkusen Das Zehn-Millionen-Euro-Spiel

Leverkusen · An den 27. August 2003 erinnert sich in Dortmund niemand gern. Die Borussia spielte an diesem Abend um die Qualifikation zur Champions League, und die Spieler um Superstar Marcio Amoroso zweifelten nicht daran, dass sie das Leichtgewicht FC Brügge locker aus dem Weg räumen würden. Am Ende des Abends stand eine 2:4-Niederlage im Elfmeterschießen.

Champions League: die Prämien für die Saison 15/16
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Foto: AFP

Für Dortmund war das der Anfang eines bemerkenswerten Niedergangs. Die Gehälter der Spieler entsprachen nicht im Entferntesten mehr der Gegenleistung, und (schlimmer): Das nötige Geld konnte außerhalb der Champions League nicht erwirtschaftet werden. Ein paar Jahre darauf stand der BVB vor der Pleite.

So weit wird es in Leverkusen nicht kommen (und in Dortmund sicher auch nicht mehr). "Wir müssen ein Team auf die Beine stellen, das international spielen kann. Wir planen daher nie so kurzfristig, dass wir unsere Ausgaben und Investitionen in Spieler davon abhängig machen, ob wir Ende August für die Champions League qualifiziert sind oder nicht", sagte Bayers Geschäftsführer Michael Schade vor dem Play-off-Rückspiel gegen Lazio Rom (20.45 Uhr/Live-Ticker). Schade weiß aber natürlich, dass es am Mittwochabend um sehr viel Geld geht. Allein die Teilnahme an der Gruppenphase in der Champions League wird mit zwölf Millionen Euro honoriert, in der Europa League gibt es vergleichsweise bescheidene 2,4 Millionen. Auch die anderen Prämien sind unvergleichbar. Für einen Sieg gibt es in der Meisterklasse 1,5 Millionen Euro, in der Europa League 360.000 Euro. Und der Sprung in die K.o.-Runde bringt in der Champions League 5,5 Millionen, während es in der Europa League nur 500.000 Euro gibt. "Natürlich ist die Champions League aus finanziellen Gesichtspunkten lukrativ", erklärte Schade. Noch wichtiger findet der Geschäftsführer: "Die Qualifikation ist für uns aber sportlich wichtig, weil wir international auf Topniveau spielen und erfolgreich sein wollen."

Es macht die Aufgabe nicht viel einfacher, dass die Gäste aus Italien daran ebenfalls interessiert sind. Das machten sie bereits im Hinspiel deutlich, das sie mit viel Einsatz und extremem Tempo bestritten und ein wenig glücklich mit 1:0 gewannen. Den Leverkusenern ist bewusst, dass es ein gefährliches Ergebnis ist. Es erlaubt keine hemmungslose Torjagd, weil bei einem weiteren Treffer der Römer zum Weiterkommen schon ein Sieg mit zwei Toren Unterschied notwendig wäre. "Die Konstellation ist nicht ganz einfach nach dem Hinspiel", räumte Trainer Roger Schmidt ein, "deshalb wollen wir sofort Druck ausüben." Kapitän Lars Bender versprach: "Es ist die letzte Chance auf die Champions League, und wir werden uns 90 Minuten voll reinhauen."

Das wäre zumindest mal ein Unterschied zu jener verzärtelten Dortmunder Truppe, die vor zwölf Jahren im Schongang über die Runden kommen wollte. Deren trauriges Schicksal darf auch Bayer eine Lehre sein.

(RP)
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