Bayer Leverkusen "Um Brandt und Öztunali beneidet man uns in Europa"

Leverkusen · Nach der U19-EM stehen die Youngster Julian Brandt und Levin Öztunali noch mehr im Fokus. Letzterer soll jetzt auch bei Bayer Leverkusen durchstarten.

 Julian Brandt zeigte schon starke Leistung in der Bundesliga.

Julian Brandt zeigte schon starke Leistung in der Bundesliga.

Foto: dpa, tothim hm

Sie sind schon mächtig stolz auf ihre U19-Europameister bei Bayer 04. So stolz, dass Michael Schade und Rudi Völler heute Mittag Julian Brandt und Levin Öztunali öffentlichkeitswirksam ehren. Die Live-Übertragungen vom Turnier in Ungarn sorgten in jedem Fall dafür, dass die Zahl der Vereine, die das bärenstarke Nachwuchs-Duo liebend gern im eigenen Team sehen würden, noch einmal gestiegen ist. Der Wersksklub selbst kann sich angesichts dessen imaginär zurücklehnen und sich auf die Schulter klopfen, dass man diese Ausnahmetalente hatte zu sich lotsen können. "Um die beiden beneidet man uns in Europa", sagt Nachwuchs-Cheftrainer Sascha Lewandowski, der Brandt und Öztunali in der Endphase der Vorsaison trainiert hatte.

Nicht einmal mehr zwei Wochen sind es noch bis zum DFB-Pokal-Auftakt, und diese finale Vorbereitungsphase wollen Brandt und Öztunali nutzen, um mit gehörigem Anlauf den nächsten Schritt in der steilen Entwicklung zu gehen. Wobei die Ausgangssituation unterschiedlich ist. Brandt hatte sich ab Winter eigentlich ein halbes Jahr lang stetig an den Kader heranarbeiten sollen, stand dann aber in der kribbeligen Endphase der Saison, in der es um die Rettung von Rang vier ging, unumstritten in der Startelf. Für ihn stellt sich nun die herausfordernde Aufgabe, in der um Hakan Calhanoglu, Josip Drmic und Karim Bellarabi bereicherten Offensive seinen Platz zu behaupten. Sein wohl größtes Plus bei aller sportlichen Qualität: Der 18-Jährige kennt keine Zweifel. Er kennt kein Nervenflattern, sondern zieht im Wissen um seine Stärken sein Spiel unbeirrbar durch. "Er hat einfach ein unglaubliches Selbstbewusstsein", sagt Lewandowski.

Anders gestaltet sich die Situation bei Öztunali. Er konnte sich in seiner ersten Spielzeit bei Bayer 04 medial unbehelligt akklimatisieren und parallel dazu seinen Schulabschluss bewerkstelligen. "Levin hatte den Ehrgeiz, sich vernünftig auf die Schule zu konzentrieren. Er wollte nicht nur das Abitur machen, er wollte ein gutes machen", sagt Lewandowski. Jetzt, von den Fesseln des Schulstresses befreit, kann der Enkel von Uwe Seeler den Fokus zu 100 Prozent auf seine Profikarriere legen. Welches Potenzial er mit gerade einmal 18 Jahren in punkto strategischem Verständnis und defensivem Mitdenken an den Tag legt, wurde bei der U 19-EM für jeden ersichtlich. "Levin fiel in der Wahrnehmung ja vor lauter Hype um Julian fast unter den Tisch. Dabei ist er ein ähnliches Juwel, an dem wir auch noch viel Spaß haben werden", sagt Lewandowski.

Nun gilt es für Öztunali in einem Leverkusener Kader, der womöglich die größte qualitative Breite der Vereinshistorie vorweist, seinen Platz zu finden, um Spielpraxis zu sammeln. Im auf zwei Plätze begrenzten zentralen Mittelfeld wird es schwer, da scheinen die Chancen rechts in der Viererkette größer, wo nach der Verpflichtung von Kyriakos Papadopoulos (knapp eine Million Euro Leihgebühr, keine Kaufoption) mit keinem Neuzugang mehr zu rechnen ist. Öztunali kann er diese Rolle ausfüllen. Ihm wie dem Verein muss indes daran gelegen sein, solche Polyvalenz nicht so sehr zu nutzen, dass Öztunali einem Gonzalo Castro folgend irgendwann (zu) viele Heimaten auf dem Platz besitzt. Dass er einen ähnlich steilen Aufstieg wie Kumpel Brandt hinlegen wird, steht für jeden im Verein außer Frage. "Diesen Burschen wird nichts aufhalten", sagt Lewandowski.

(RP)
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