Bayer Leverkusen Vier Zweikämpfe für Platz drei

Leverkusen · Diese Spieler und Duelle stehen bei der Partie zwischen Borussia Mönchengladbach und Bayer 04 (15.30 Uhr/Live-Ticker) im Fokus.

Bernd Leno: Von Bayer 04 Leverkusen zum FC Arsenal
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Das ist Bernd Leno

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Foto: dpa, bt hak

Sommer vs. Leno

Auf dem Platz werden sich diese beiden vermutlich nicht über den Weg laufen. Das heißt aber nicht, dass das Fernduell eine untergeordnete Bedeutung hat. Im Gegenteil: Die beiden Torhüter brauchen hohe Konzentration über die vollen 90 Minuten. Bayer-04-Schlussmann Bernd Leno hat eine fantastische Entwicklung in dieser Saison hinter sich. In der Hinrunde patzte er mehrmals, ließ sich davon aber nicht beirren, schüttelte den Frust schnell ab und fokussierte sich auf neue Aufgaben. Mit Erfolg: In der Rückrunde blieb er 527 Minuten lange ohne Gegentor und brach damit den Rekord von Bayer-04-Legende Rüdiger Vollborn aus der Saison 1983/84 (485 Minuten). Der Rekord steht dabei aber nur exemplarisch für die durchgehend starken Leistungen Lenos, der erklärte, dass ihn das Spiel von Manuel Neuer während der WM inspiriert hat und er nun versucht, "Chancen schon in der Entstehung zu verhindern", indem er hoch steht und früh eingreift. Vor allem beim Stand von 0:0 bewahrte der 23-Jährige sein Team in mehreren Spielen vor einem Rückstand und legte so den Grundstein für die Serie von sieben Siegen in Folge.

Auf der anderen Seite steht mit Yann Sommer ein nicht minder talentierter Torhüter. 23 Mal in 31 Einsätzen musste der Schweizer Nationalkeeper den Ball aus dem Gehäuse holen — nur Bayern München hat weniger Gegentore kassiert. Bei Sommer sticht neben einer ausstrahlenden Ruhe vor allem die für Gladbachs Spiel so unverzichtbare Qualität als hinterster Feldspieler hervor. Beide Torhüter haben in dieser Saison ihren Kasten jedenfalls reihenweise sauber gehalten. Sommer spielte 13 Mal zu Null, Leno gar 15 Mal. Nur Neuer kann mit 21 einen besseren Wert vorweisen.

Kruse vs. Jedvaj

Die Schlagzeilen rund um seine Person lassen Max Kruse offensichtlich kalt — oder sie beeinflussen zumindest nicht seine Leistung auf dem Platz. Mit seinen beiden Toren gegen Hertha BSC und Wolfsburg trug er maßgeblich zu den vergangenen Gladbacher Siegen bei. Wolfsburg ist dabei auch neben dem Platz das Thema. Der Wechsel des 27-Jährigen nach der Saison zum VfL scheint beschlossene Sache. Äußern will sich Kruse dazu erst nach der Partie gegen Leverkusen. Und passend zu diesem Duell ist der Nationalspieler wieder in Top-Form. Nachdem er neun Spiele in 2015 ohne Torerfolg geblieben war, traf er in den vergangenen fünf Begegnungen drei Mal.

Heute wird Kruse häufiger auf Tin Jedvaj treffen. Der Kroate nimmt den Platz nehmen Ömer Toprak in der Leverkusener Innenverteidigung ein — zwangsläufig, seit Emir Spahic nach seiner Prügelaffäre den Verein verlassen musste und Kyriakos Papadopoulos mit einer Schulterverletzung ausfällt. Jedvaj aber nur als zweite oder dritte Wahl zu bezeichnen, wäre falsch. Der 19-Jährige ist neben Karim Bellarabi der Senkrechtstarter bei der Werkself. Dass der Zugang vom AS Rom in dieser Spielzeit bereits in 26 Pflichtspielen eingesetzt wurde, hätte im Sommer wohl kaum einer vermutet. Und wäre Jedvaj nicht durch eine Rote Karte und einen Muskelfaserriss zeitweise außer Gefecht gesetzt worden, hätte er vermutlich noch häufiger gespielt. Nach Einsätzen links oder rechts in der Viererkette und im defensiven Mittelfeld, ist er nun auf seiner — nach eigenen Angaben — Lieblingsposition in der Innenverteidigung angekommen. Dort kann er seine Zweikampf- und Kopfballstärke sowie seine hervorragende Antizipation von gefährlichen Aktionen bestens zeigen.

Kramer vs. Calhanoglu

Der eine, Hakan Calhanoglu, ist der teuerste Einkauf der Leverkusener Vereinsgeschichte. Der andere, Christoph Kramer, ist laut Sportdirektor Rudi Völler "das Paradebeispiel unserer Vereinspolitik schlechthin". Heute treffen sie ein letztes Mal aufeinander, in der kommenden Saison spielen sie beide mit dem Bayer-Kreuz auf der Brust. Kramer, das Muster für den Plan, Spieler, die noch nicht reif genug für den Leverkusener Kader sind, zur Entwicklung an Erst- oder Zweitligisten zu verleihen, spielt im zweiten Jahr für Borussia. Nachdem der 24-Jährige im Sommer mit dem deutschen Team Weltmeister wurde, brach ein Hype um ihn aus, der interessierte Klubs auf den Plan rief, ehe Bayer 04 in der Winterpause final verkündete: Kramer kommt zurück und verlängert bis 2019. Daraufhin konzentrierte sich Kramer wieder auf das, was er am besten kann: Laufen, Kämpfen und Passen.

Auf der anderen Seite steht in Calhanoglu ein Feingeist, ein Techniker mit Zauberfuß beim ruhenden Ball. Doch auch Calhanoglu rennt viel und ist sich für Zweikämpfe keineswegs zu schade. Am eindrucksvollsten stellte er das als "Sechser" im Spiel in St. Petersburg unter Beweis. Doch was dem Zuschauer beim türkischen Nationalspieler naturgemäß am ehesten in der Erinnerung haften bleibt, sind seine Tore. Acht Mal verwandelte Calhanoglu in dieser Saison bereits direkt einen Freistoß. Dass er in der Champions League bei Atletico Madrid und im Derby beim 1. FC Köln zwei Elfmeter vergab, haben ihm die Fans spätestens nach dem 1:0 gegen die Bayern am vergangenen Wochenende verziehen. Dass es Calhanoglu auch aus dem Spiel heraus kann, wissen die Gladbacher — er erzielte mit einem herrlichen Distanzschuss das 1:0 beim 1:1 im Hinspiel.

Brouwers vs. Kießling

Das 1:0 Calhanoglus im Hinspiel glich ein Gladbacher zum 1:1-Endstand aus, der nicht zwingend als Torjäger vom Dienst gilt: Roel Brouwers. Der Innenverteidiger wurde in den vergangenen Jahren immer mal wieder mit anderen Vereinen in Verbindung gebracht, wurde als zu alt, zu langsam verschrien, aber am Ende blieb er dann doch am Niederrhein. So ist es auch in diesem Jahr. In der vergangenen Woche verlängerte der 33-jährige Niederländer um ein weiteres Jahr. Es ist der Lohn dafür, dass Brouwers immer zur Stelle ist, wenn er gebraucht wird und zuverlässig seinen Job als Innenverteidiger verrichtet. Derzeit fällt Gladbachs Kapitän Martin Stranzl mit einem Ödem im Knie aus. Also übernimmt Brouwers die Rolle — wahlweise an der Seite von Tony Jantschke oder Alvaro Dominguez.

Brouwers wird heute vor allem einen Stürmer im Fokus haben, der ebenfalls eine "3" beim Alter vorne stehen hat: Stefan Kießling. Der Leverkusener Torjäger Nummer eins der vergangenen Jahre erlebt eine sehr wechselhafte Saison. Nach einem Traumstart ebbte die Form des 31-Jährigen nach und nach ab. Das lag aber keineswegs nur am Stürmer selbst. Das neue System von Trainer Roger Schmidt basiert weniger auf Flanken, konzentriert sich insgesamt weniger auf einen zentralen Stürmer. So blieb Kießling meist die Rolle des unermüdlichen Arbeiters, der aber wenig verwertbare Bälle zugesteckt bekam. Nach mageren vier Treffern in 26 Bundesligapartien, traf er gegen Hamburg, Mainz und Hannover zuletzt viermal am Stück. Mut für heute macht, dass Kießling gegen Mönchengladbach in seiner Karriere bisher acht Mal traf — nur gegen Nürnberg (10), Hamburg (10), Wolfsburg (11) und Stuttgart (14) ist seine Bilanz besser.

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