Bayer Leverkusen Werkself sucht eine neue Hierarchie

Leverkusen · Simon Rolfes hat seine Karriere beendet, der Kader von Bayer 04 durchlebt insgesamt eine Verjüngung. Die Suche nach neuen Führungspersönlichkeiten innerhalb des Kaders ist eine Chance für junge Talente und die Möglichkeit zur Schaffung neuer Strukturen.

Bayer 04 Leverkusen: Simon Rolfes und Stefan Reinartz verabschieden sich
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Rolfes und Reinartz verabschieden sich von den Fans

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Foto: dpa, fg jhe

Wenn Stefan Kießling am 3. Juli die Kabine in der BayArena zum Trainingsauftakt betritt, wird er einen Mann vermissen: Simon Rolfes (33). Neun Saisons lang bildeten Kießling und Rolfes zusammen einen tragenden Pfeiler im Bayer-04-Gebilde. Wen auch immer man rund um die BayArena nach Rolfes fragt, die Antwort ist immer die gleiche: "Simon wird vor allem auch in der Kabine fehlen." Eine natürliche Autoritätsperson, einer der mal auf den Tisch haut, wenn es nicht läuft, ist von Bord gegangen. Nun gibt es neben Kießling (31) in Roberto Hilbert (30) nur noch einen weiteren Feldspieler bei dem die "3" im Alter vorne steht. Es müssen sich zwangsläufig neue Wortführer finden. Kießling gilt intern nicht zwingend als Lautsprecher, Hilbert schon eher. Doch wer kommt noch infrage, in der Hierarchie einen oberen Platz einzunehmen?

Ob wirklich noch ein - auch vom Alter her - erfahrener Akteur verpflichtet wird, ist fraglich. Kandidaten, die auch die nötige Qualität für einen möglichen Champions-League-Teilnehmer mitbringen sind rar gesät. "Einen erfahrenen und qualitativ hervorragenden Spieler wie Spahic zu bekommen, war sicherlich ein Glücksfall. Erfahrung ist aber nicht immer nur mit höherem Alter gleichzusetzen", sagt Bayer 04-Manager Jonas Boldt zu den Aktivitäten auf dem Transfermarkt. Somit müssen sich in der kommenden Saison vermehrt jüngere Akteure in den Führungszirkel einbringen. "Papadopoulos und Toprak haben auch in jüngeren Jahren schon einiges erlebt und auf hohem Niveau gespielt", nennt Boldt zwei Namen für leitende Angestellte innerhalb des Mannschaftsgefüges. Naturgemäß gilt zudem der Kapitän als Führungspersönlichkeit. Der Vertreter von Simon Rolfes, und damit erster Anwärter auf die Nachfolge, ist Lars Bender. Der 26-Jährige hat reichlich Erfahrung, überzeugt aber eher mit konstanter Leistung als durch Kommunikation. Zudem nimmt der introvertiert wirkende Bayer seine öffentlichkeitswirksamen Aufgaben im Zusammenspiel mit den Medien für einen Mann mit Binde am Arm sehr spärlich wahr. Da gilt es für den Nationalspieler einen Schritt aus seinem Schneckenhaus zu machen.

Mit der Erfahrung des Triumphs bei einer Weltmeisterschaft kommt Christoph Kramer zurück nach Leverkusen. Der 24-Jährige steht für Zielstrebigkeit gepaart mit einer angenehm lockeren Außendarstellung. Aus den Verfehlungen bei seinen Aussagen nach der WM wird Kramer gelernt haben. Allerdings wird der Mittelfeldstratege als Zugang erst einmal Team und Umfeld kennenlernen müssen, bevor er Taten auch Worte folgen lassen kann.

Die weiteren Leistungsträger Karim Bellarabi, Hakan Calhanoglu oder Heung-Min Son gelten nicht als geborene Leader abseits des Rasens, müssen in dieser Hinsicht noch weiter dazulernen. Julian Brandt ist gerade erst 19 Jahre jung, besitzt das Potential als Lautsprecher aber noch nicht das Standing.

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Foto: Dieter Wiechmann

Ein Führungsvakuum sieht Boldt jedenfalls nicht: "Durch die Abgänge von Spahic, Rolfes, Castro und Reinartz ergibt sich automatisch eine neue Hierarchie. Wir haben aber genug Spieler die Führungsqualitäten haben oder in solch eine Rolle noch reinwachsen können."

(RP)
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