Arturo Vidal Ein Krieger für die Bayern

München/Düsseldorf · Der Chilene Arturo Vidal steht vor dem Wechsel. Juventus Turin soll an Mario Götze interessiert sein.

Fußballprofis unterscheiden sich auch nur bedingt von anderen hormongesteuerten Jungmännern. Sie können sich lediglich mehr erlauben. Beispiel: Arturo Vidal. Der 28-jährige Chilene fuhr unlängst in seiner Heimat seinen Ferrari filmreif zu Schrott. Zur Entspannung von den Entbehrungen des Alltags während der Copa America hatte er vorher ein paar Drinks gekippt. Unter Tränen bedauerte er sein Missgeschick.

Es sieht ganz so aus, als sollte der auf dem Fußballplatz sehr begabte Mittelfeldspieler künftig seine Sportwagen in München ausfahren - wenn er denn seinen Führerschein bald wiederbekommt. Nach übereinstimmenden Berichten aus Italien und Chile hat er sich mit dem FC Bayern auf einen Fünfjahresvertrag verständigt. Sein (Noch-)Arbeitgeber Juventus Turin soll eine Ablösesumme von 36 Millionen Euro erhalten. Es ist nicht einmal ausgeschlossen, dass es ein größeres Tauschgeschäft gibt. Angeblich will Juventus Turin den Münchner Nationalspieler Mario Götze verpflichten.

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Vidal hat sich nicht nur als Draufgänger im Straßenverkehr einen Namen gemacht. Er beeindruckt durch seine kämpferische Spielweise in allen großen Wettbewerben des Weltfußballs. Man nennt ihn einen Krieger. In Südamerika ist das auf jeden Fall ein Kompliment, und Vidal ist in Chile ein großes Vorbild. In der Nationalmannschaft sieht es stark danach aus, als seien immer mindestens fünf Zwillingsbrüder des Kriegers auf dem Rasen. Und Chile rennt zuverlässig fast jeden Gegner in Grund und Boden.

Einer größeren europäischen Öffentlichkeit stellte sich Vidal in Leverkusen vor. Bayers Südamerika-Scouts hatten den Athleten 2007 entdeckt, an seinem Wechsel war Manager Michael Reschke führend beteiligt. Eben jener Reschke, der nun als Technischer Direktor für die Bayern arbeitet.

Seine beste Zeit in Leverkusen hatte Vidal bei Trainer Jupp Heynckes. Er führte den Chilenen auf das Top-Niveau, Vidal bremste nicht nur sehr erfolgreich das Spiel der Leverkusener Gegner, er hatte auch enorme Wirkung in der Offensive. Zehn Tore erzielte er als zentraler Mittelfeldmann in der Saison 2010/2011. Und es war nicht sehr verwunderlich, dass Heynckes ihn mit zu den Bayern nehmen wollte.

Arturo Vidal weint bei Pressekonferenz
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Foto: afp, CR/ii

Der Wechsel nach München kam 2011 allerdings nicht zustande. Vidal soll seine Zusage in letzter Minute zurückgezogen haben. Bayerns Vereinschef Karl-Heinz Rummenigge schäumte. "Dass Vidal nicht kam, bedauere ich überhaupt nicht. Solche Spieler möchte ich beim FC Bayern nicht haben", sagte er dem "Kicker". Gestern hörte sich das schon anders an. "Wir haben Interesse, und ich hoffe, dass der Spieler am Ende des Tages zu uns kommt", sagte der der Bayern-Boss.

Vidal bringt ins vornehme Münchner Mittelfeld einen guten Schuss Straßenkampf. Vielleicht ist es genau das, was Pep Guardiolas Team fehlt. Vidal könnte im defensiven Mittelfeld ordentlich aufräumen und den Feingeistern den Rücken freihalten. Er ist aber auch schon als bemerkenswert wirkungsvoller Antreiber aufgefallen. Ganz bestimmt steht er für Tempo, wovon zuletzt in der Zentrale des Bayern-Spiels keine Rede sein konnte.

Guardiola kann mit Vidal sein Spielsystem erweitern. Defensiver wird es sicher nicht, in der Defensive aber für den Gegner deutlich unangenehmer. Vidal kann auch große Jungs erschrecken. Und das wird notwendig sein, wenn die Bayern mal wieder über das Halbfinale der Champions League hinaus wollen. An Erfolgen in der Meisterklasse wird Guardiola gemessen.

(RP)
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