Bastian Schweinsteiger Bayerischer Lausbub, "Fußballgott" und WM-Held

München · Mit 18 gewann Bastian Schweinsteiger beim FC Bayern sein erstes "Double". Zur Kultfigur musste der "Fußballgott" erst reifen. Als Jungstar erregte er Hoeneß und Co. immer wieder mit Eskapaden.

Fragen und Antworten zu Schweinsteigers Wechsel
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Es ist erst ein paar Wochen her. Als Bastian Schweinsteiger am 23. Mai vor dem letzten Saisonspiel gegen den FSV Mainz von Vereinschef Karl-Heinz Rummenigge mit einem Blumenstrauß für sein 500. Pflichtspiel im Trikot des FC Bayern ausgezeichnet wurde, erhoben sich über 70 000 Fans in der Münchner Arena und feierten ihren "Fußballgott", ihren Basti, ihre Symbolfigur. Keiner dachte damals daran, dass die Jubiläumspartie, in der der Mann mit der Nummer 31 sogar noch das Tor zum 2:0-Endstand erzielte, zugleich sein Abschiedsspiel sein würde - nach 17 Jahren beim Rekordmeister.

Schon als Teenager wurde das Eigengewächs B-Jugend- und A-Jugend-Meister mit dem FCB. Mit 18, im ersten Profijahr, feierte Schweinsteiger gleich sein erstes "Double" mit Meisterschaft und Pokalsieg. Heute ist er mit acht Meistertiteln und sieben Pokalsiegen mit 15 Trophäen nationaler Rekordchampion vor Oliver Kahn (14).

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Die deutschen Spieler in der Premier League

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Ottmar Hitzfeld hatte den Youngster am 13. November 2002 beim 3:3 im Champions-League-Spiel gegen den RC Lens erstmals eingesetzt. Und Schweinsteiger fiel danach nicht nur durch sein Talent auf dem Fußballplatz aus. Der bayerische Gaudibursche erregte mit seinen jugendlichen Eskapaden auch immer wieder Uli Hoeneß und Co.

Nationalelf-Debüt mit 19

Mit wechselnder Haarpracht, Strähnchen und flippigen Armbändchen, einem lackierten Fingernagel oder einer nächtlichen Poolparty mit einer "Cousine" im Spielertrakt auf dem Vereinsgelände sorgte er für Aufregung. Sportlich ging es dennoch bergauf, schon mit 19 Jahren debütierte Schweinsteiger im Nationalteam. Und mit dem "Kölsche Jung" Lukas Podolski bildete er beim WM-Sommermärchen 2006 in Deutschland das beliebte Spaß-Duo "Poldi" und "Schweini".

Schweinsteiger verlässt Bayern: Reaktionen
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Während Podolski auch mit 30 immer noch der jungenhafte "Poldi" ist, reifte Schweinsteiger mit den Jahren zum Mann, der nun, mit knapp 31 Jahren und bereits leicht ergraut eine neue Herausforderung in seinem neuen, globaleren Leben an der Seite der Weltklasse-Tennisspielerin Ana Ivanovic in einem neuen Land und bei einem neuen Verein sucht.

Zurück lässt Schweinsteiger traurige Bayern-Fans, die ihre "Identifikationsfigur" verloren haben, wie ihn auch Rummenigge bezeichnete. Schweinsteiger verkörperte das Münchner "Mia-san-mia", seine "enormen Verdienste" (Rummenigge) verliehen ihm in München einen Heldenstatus. Denn Schweinsteiger weckte Gefühle, er besetzte alle Rollen eines Helden. Die der tragischen Figur wie bei seinem Pfostentreffer im verlorenen Elfmeterschießen im "Finale dahoam" gegen den FC Chelsea 2012. Ein Jahr später hielt er dann gemeinsam mit seinem langjährigen Weggefährten Philipp Lahm in London nach dem 2:1-Finalsieg gegen Borussia Dortmund den Champions-League-Pott endlich in Händen, krönte seine Vereinslaufbahn mit dem Triple.

WM-Finale als Heldenstück

"Wir haben vieles gemeinsam erlebt, Positives wie Negatives", erinnerte Lahm zum Ende des gemeinsamen Weges. Deutschlandweit zur Kultfigur wurde Schweinsteiger exakt vor einem Jahr, im WM-Finale von Rio. Mit blutverschmierten Gesicht, entkräftet, aber auch unbeugsam kämpfte er im Estadio Maracana durch die 120 Minuten gegen Argentinien. Lohn der Qual: 1:0-Sieg, Weltmeister!

Bastian Schweinsteiger verlässt den FC Bayern München – Pressestimmen
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Pressestimmen zu Schweinsteigers Wechsel nach Manchester

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Podolski ist gerade aus London vom FC Arsenal zu Galatasaray Istanbul in die zweitklassige türkische Süper Lig gewechselt. Schweinsteiger wagt auf der Zielgeraden seiner Karriere den Sprung in die extrem anspruchsvolle Premier League zum englischen Rekordmeister. Es ist ein Signal: Als alternder Bayern-Held wollte er nicht abtreten.

Im Old Trafford, dem "Theater der Träume", das er in seinem Profil auf der Bayern-Website zu den Stadien zählt, in denen er am liebsten spielt, soll es für ihn mit über 30 ein Happy End geben. Bundestrainer Joachim Löw traut es seinem Kapitän zu: "Basti ist ein absoluter Leader und Weltklassespieler, der jeder Mannschaft seinen Stempel aufdrücken kann, selbstverständlich auch Manchester United."

(dpa)
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