Transfer zu ManUnited Rummenigge: Schweinsteiger flüchtet nicht vor dem Trainer

München · Goodbye Schweini! DFB-Kapitän Bastian Schweinsteiger wechselt nach 17 Jahren Bayern München zu Manchester United - elf Monate vor der EM ein gewagter Schritt.

Bastian Schweinsteiger verlässt den FC Bayern München – Pressestimmen
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Pressestimmen zu Schweinsteigers Wechsel nach Manchester

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Als Karl-Heinz Rummenigge den 70.000 Bayern-Fans in der Münchner Arena am Samstag um 15.11 Uhr den Abschied ihres "Fußballgottes" verkündete, erntete der Vorstandschef des Rekordmeisters gellende Pfiffe. Viele Anhänger waren sauer, manche wütend über den Abschied ihres Idols, doch sie konnten den Transfer von DFB-Kapitän Bastian Schweinsteiger zu Manchester United nicht verhindern. "Es war Bastis Wunsch", sagte Rummenigge, aber die Volksseele beruhigte sich nur langsam.

Auch Bundestrainer Joachim Löw empfand Schweinsteigers Weggang als "Verlust" - für den FC Bayern und die Bundesliga. Doch der Reiz des Unbekannten und die Wertschätzung von Schweinsteigers früherem und künftigen Trainer Louis van Gaal waren letztlich wohl zu groß. "Wir haben versucht, ihn zu überzeugen, bei Bayern München zu bleiben, aber er möchte einfach am Ende seiner Karriere noch einmal was Neues machen", sagte Rummenigge.

Schweinsteiger verlässt Bayern: Reaktionen
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140.000 Pfund pro Woche

United erleichterte den Bayern das "Servus" mit einer kolportierten Transfersumme von fast 21 Millionen Euro; und Schweinsteiger (30) diesen schweren Schritt mit einem Vertrag bis 2018 und einem Gehalt von 140.000 Pfund/Woche, was den zehn Millionen im Jahr entspricht, die er in München verdient haben soll.

Dort hatte Schweinsteiger noch ein bis 2016 gültiges Arbeitspapier. Doch die Wertschätzung für das Eigengewächs, das 17 Jahre lang das rot-weiße Trikot trug, soll vor allem bei Trainer Pep Guardiola nicht mehr ganz so "super, super" gewesen sein. Rummenigge versuchte, derartige Spekulationen zu zerstreuen. "Dass er vor dem Trainer geflüchtet ist, kann man total vergessen", sagte er mit Nachdruck. Schweinsteiger werde "in großer Freundschaft verabschiedet".

Die Entscheidung darüber fiel bei einem "diskreten, sehr seriösen und sehr ehrlichen" Gespräch (Rummenigge) am Freitag nach Schweinsteigers Rückkehr aus dem Urlaub. Der Vize-Kapitän habe dort seinen Wunsch geäußert, zu United zu wechseln, erzählte Rummenigge, wonach er den Deal umgehend über die Bühne gebracht habe - ohne Guardiolas Beteiligung, wie er betonte. Obwohl sich Rummenigge mühte, dem Transfer das Geschäftsmäßige zu nehmen, wurden viele Zuhörer den Eindruck nicht los, dass hier eine Klub-"Ikone" (Sportvorstand Matthias Sammer) etwas zu emotionslos verabschiedet wurde. Das spürten die Fans.

Bastian Schweinsteiger – Leader und Weltmeister
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Der langjährige Präsident Uli Hoeneß, dem ein fast väterliches Verhältnis zu Schweinsteiger nachgesagt wird, sei nicht in den Transfer involviert gewesen, gab Rummenigge zu verstehen. "Bastis Spitzname ist Fußballgott, das gibt es nicht so oft, dass die Fans so hoch schießen, das ist eine Identifikationsfigur gewesen", meinte er noch, "aber irgendwann ist die Karriere zu Ende. Und von uns wird verlangt, einen Übergang zu schaffen." Diesen gewährleisteten Zugänge wie U21-Nationalspieler Joshua Kimmich, der sich wie 30-Millionen-Mann Douglas Costa erstmals präsentierte.

Müller soll bleiben

Rummenigge beeilte sich dennoch, die Fans auch mit "guten Nachrichten" zu erfreuen. Bei Franck Ribery gebe es nach offenbar überstandener Knöchelreizung "Licht im Tunnel"; der Franzose schlenderte unter dem Jubel der Anhänger in Trikot und Fußballschuhen über den Arena-Rasen. Und Rummenigge betonte: "Ich kann alle Fans des FC Bayern total beruhigen: Wir werden keinen Spieler mehr an Manchester United abgeben." Auch nicht Weltmeister Thomas Müller, an dem van Gaal ebenfalls Interesse haben soll.

Der Niederländer, der am Montag mit seiner Mannschaft auf USA-Reise geht, muss sich mit Schweinsteiger bescheiden. Löw verspricht sich für seinen Kapitän "einen weiteren Schub und Ansporn" von dem Wechsel, "auch in Hinblick auf die Europameisterschaft in Frankreich, bei der wir auf ihn setzen und er die Nationalmannschaft anführen soll".

Wenn das England-Abenteuer irgendwann vorüber ist, könne der verlorene Sohn "beim FC Bayern eine zweite Karriere starten, wenn er Lust hat", sagte Rummenigge. Das würde auch die Fans versöhnen.

(sid)
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