Halbfinale in der Champions League So viel Barca steckt im FC Bayern

München/Düsseldorf · Trainer Pep Guardiola hat die Mannschaft nach seinen Vorstellungen umgebaut. Zwei Jahre nach seinem Amtsantritt erinnert der Spielstil der Münchner an den, den er einst beim morgigen Champions-League-Gegner Barcelona erfand.

Historische Duelle zwischen dem FC Bayern München und dem FC Barcelona
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Historische Duelle zwischen Bayern und Barca

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Es ist nicht einmal zwei Jahre her, da sorgte ein Spanier in Deutschland für Verblüffung. "Guten Tag und grüß Gott", sagte Pep Guardiola bei seiner Vorstellung als Trainer des FC Bayern München. Er gab sich bemerkenswert bodenständig. "Das System ist egal", sagte er zu seiner Spielidee. Ziemlich merkwürdige Töne für einen, der mit seinem Fußball-Konzept gerade 14 Titel in nur vier Jahren gewonnen hatte und als Architekt einer neuen Epoche der großen Fußballgeschichte gilt. Erstaunlich demütig gibt sich der Spanier bis heute: "Ich habe nicht viel verändert hier", behauptet der Trainer. So ganz stimmt das aber nicht.

Der 44-Jährige hat den FC Bayern umgekrempelt, auch wenn er das nach außen hin anders darstellt. Das Spiel der Münchner erinnert kurz vor dem Aufeinandertreffen mit seinem Ex-Klub morgen Abend (20.45 Uhr, ZDF) sehr an das Spiel des FC Barcelona, das als "Tiki Taka" bekannt ist. Zwei Mal holte Guardiola damit den Champions-League-Pokal. Oberste Maxime im "System Guardiola" ist der Ballbesitz; 59 Prozent haben die Bayern in der Bundesliga davon im Durchschnitt. Alle sind in Bewegung, der Ball zirkuliert ständig. Daraus ergeben sich die Anforderungen an sein Personal.

Die wichtigste Fakten zum FC Barcelona
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Foto: afp, JL/seb

Im Mittelfeld setzt Guardiola lieber auf kleine, wendige Spieler statt auf robuste Balleroberer. Der Trainer braucht diese Spieler, weil sich seine Mannschaften mit vielen Pässen bis in den gegnerischen Strafraum schieben. Es geht um Ballkontrolle und Beharrlichkeit.

In Barcelona organisierten im zentralen Mittelfeld die spanischen Weltmeister Xavi und Andres Iniesta das Offensivspiel, der eine 1,70, der andere 1,71 Meter groß. Nach München hat Guardiola für diese Aufgabe gleich einen Spieler mitgebracht. Für 25 Millionen Euro folgte Thiago Alcantara, der in Barcelona von Guardiola ausgebildet wurde, seinem Lehrmeister nach München. Der Trainer sagte damals: "Thiago oder nix". Die Vehemenz, mit der der 44-Jährige seinen Wunschspieler forderte, ließ schon damals erkennen, was ihm wichtig ist. "Pep" setzt auf Spieler, die man im modernen Fußballdeutsch "polyvalent", also "vielseitig" nennt. Profis, die das nicht sind, müssen gehen. In München hat das zum Beispiel Stürmer Mario Gomez erfahren, bei "Barca" der schwedische Stürmerstar Zlatan Ibrahimovic.

8:0 - FC Barcelona überrollt FC Cordoba
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Den damals besten Rechtsverteidiger der Welt, Philipp Lahm, beorderte Guardiola bei den Bayern ins Mittelfeld. Lahm bringt das mit, was der Spanier verlangt: Ballkontrolle selbst unter Druck, Wendigkeit und Passgenauigkeit. Die zeichnet auch seinen Landsmann Xabi Alonso aus, der vor der Saison für das defensive Mittelfeld verpflichtet wurde. Mit ihnen im Spielaufbau schnüren die Bayern ihre Gegner an deren Strafraum ein. Klassische Balleroberer, wie der mit 40 Millionen Euro teuerste Zugang der Münchner Vereinsgeschichte, Javi Martinez, haben es schwer. Der 1,90 Meter große Spanier kommt bei Guardiola, so wie nach seiner Rückkehr von einem Kreuzbandriss am Wochenende in Leverkusen, nur noch in der Innenverteidigung zum Einsatz.

Schon in Barcelona sagte der Trainer, der mit Vornamen eigentlich "Josep" heißt: "Die Teams, die ich trainiere, wollen immer den Ball." Wieder so eine Parallele, denn auch die Bayern spielen frühes Pressing und setzen den Gegner unter Druck, um in Ballbesitz zu kommen. Guardiola vertraut dabei gerne Spielern, die mühelos zwischen mehreren Positionen rotieren können. Bei den Bayern verfügt er über zahlreiche Profis, die das beherrschen. Zu ihnen gehören die beiden Weltmeister Mario Götze, Thomas Müller, aber auch der verletzte Verteidiger David Alaba, die in einem Angriff alle Offensivpositionen bekleiden können und von überall aus gefährlich sind. In Barcelona rotierten Lionel Messi und die spanischen Nationalspieler Pedro und David Villa die Verteidigung schwindelig. Vor vier Jahren im Finale gegen Manchester United erzielten sie die Tore beim 3:1-Erfolg.

Josep Guardiola: Erfolgstrainer, Katalane, Barca, FC Bayern München
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Das ist Pep Guardiola

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Foto: AP/Scott Heppell

Guardiola hat den FC Bayern nicht neu erfunden. Er hat die Spielidee, die seine Vorgänger, der Niederländer Louis van Gaal und Triple-Gewinner Jupp Heynckes, etablierten, verfeinert. Van Gaal war es, der das Ballbesitzspiel einführte, Heynckes derjenige, der Effizienz und Teamgeist hinzufügte und so die Champions League gewann. Das versuchte "Pep" bei den Bayern in der vergangenen Saison vergeblich.

(RP)
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