Telekom Cup Genervte Gewinner

Düsseldorf · Bayern München gewinnt den Telekom Cup in Düsseldorf. Am Freitag geht es in der Bundesliga mit der Partie in Freiburg wieder los. Der Rekordmeister wirkt angespannt. Philipp Lahm ist mit der gezeigten Leistung nicht zufrieden.

FC Bayern München beim Telekom Cup: Genervte Gewinner
Foto: dpa, fg hak

Für den Sicherheitsmann war der Tag gerettet. Stoisch dreinblickend bewachte er stundenlang die Tür zur Kabine des FC Bayern München. Als Franck Ribéry nach dem Finale an ihm vorbeilief, schlug ihm der Franzose kräftig gegen die Brust und fragte: "Schläfst du schon oder was?" Ribéry hatte die Lacher auf seiner Seite. Das war es dann aber auch schon an guter Laune vonseiten des Rekordmeisters. Der Sieg beim Telekom Cup, einem gut organisierten aber für den Briefkopf wertlosen Vorbereitungsturnier, führt logischerweise nicht zu großen Jubelstürmen. Dennoch: Die Bayern wirkten knapp eine Woche vor der Rückkehr in den Bundesliga-Alltag seltsam dünnhäutig und genervt. "Schön, dass wir hier gewonnen haben. Aber wir können schon besser spielen", gab Kapitän Philipp Lahm einen Einblick, warum seine Stimmung trotz wohlig warmer Arena unterkühlt war. Und Trainer Carlo Ancelotti war ganz und gar unwillig, der Presse kurz zu übermitteln, welche Schlüsse er denn aus diesem Turnier ziehe.

Dabei gab es Interessantes zu beobachten, das Grundlage für ein Gespräch bot. Zum Beispiel, dass David Alaba mal wieder als Innenverteidiger eingesetzt wurde, Joshua Kimmich hingegen nicht. Nachdem Holger Badstuber die Bayern in Richtung Schalke verlassen hat, sind derzeit nur zwei gelernte Innenverteidiger fit. Ob man damit für die kommenden Aufgaben in Liga und Champions League breit genug aufgestellt sei? "Das ist nicht mein Thema", entgegnete Lahm. Man habe aber die Möglichkeiten, intern zu reagieren. In Abwesenheit des noch etwas länger verletzten Jerome Boateng verteidigte so Alaba an der Seite von Javi Martínez gegen Fortuna Düsseldorf (4:1 n.E.). Mats Hummels kam erst im Finale gegen Mainz (2:1) zum Einsatz. Auch Alaba konnte nicht verhindern, dass Fortuna die Münchner bei Kontern in Verlegenheit brachte.

Noch interessanter war die Personalie Arturo Vidal. Der Chilene überzeugte in deutlich offensiverer Rolle. Robert Lewandowski und Arjen Robben verpassten das Turnier wegen einer Erkältung. Somit beorderte Ancelotti den Chilenen für die 45 Minuten gegen Fortuna in den Angriff neben Thomas Müller. Und Vidal bewarb sich nachhaltig als hängende Spitze. Der "Krieger" wandelte sich zum torgefährlichen Spielmacher. Zusammen mit Ribéry sorgte Vidal gegen Fortuna immer wieder für Gefahr. Nur die Latte verhinderte Vidals Siegtreffer.

Weit weniger torgefährlich präsentierte sich Thomas Müller. Einzig im Finale gegen Mainz (Tore: Ribéry und Martínez) hatte der Nationalspieler eine nennenswerte Chance. Dass Müller in der Liga bisher nur einmal getroffen hat, nervt ihn. Was ihn noch mehr nervt, sind die Diskussionen darüber. "Man soll mal die Kirche im Dorf lassen, uns als Mannschaft sehen und nicht immer die einzelnen Spieler herauspicken und irgendetwas hineininterpretieren", sagte Müller. "Ich werde da spielen, wo mich der Trainer aufstellt und immer das Beste herausholen, was ich kann."

Für die kommende Saison haben die Bayern ihre ersten Verpflichtungen perfekt gemacht. Sebastian Rudy (26) und Niklas Süle (21) kommen aus Hoffenheim. Süle erhält in München einen Fünfjahresvertrag bis 2022 und soll etwa 20 Millionen Euro Ablöse kosten. Rudy wechselt ablösefrei und bekommt einen Dreijahresvertrag bis 2020.

(erer)
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