Deutscher Meister auf Asienreise Schweinsteiger-Weggang schockt Bayern-Fans in China

Peking · Das Reich der Mitte gilt als der wichtigste Auslandsmarkt für die Bayern. Drei Spiele machen die Kicker aus München für die Fans in China. Für viele ist der Weggang von Schweinsteiger ein Schock.

FC Bayern München: Franz Beckenbauer besucht Training in China
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Beckenbauer schaut bei Bayern-Training in China vorbei

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Der plötzliche Abschied von Bastian Schweinsteiger nach 17 Jahren in München hat auch die chinesischen Bayern-Fans tief getroffen. "Ich habe tagelang geweint", gestand die 24-jährige Hong Ye, als das Team am Freitag im "Vogelnest" in Peking zum Training auflief. "Aber es gibt zum Glück noch Thomas Müller", fügte die Uni-Absolventin hinzu und zeigte stolz auf ihre rote Mütze mit der 25: "Müllers Nummer." "Verrücktes Baby" (Erwa) nennen die Chinesen den Stürmer wegen seiner humoristischen Einlagen.

Jubelnd empfingen rund 1000 Fans in Bayern-Trikots die Kicker am Freitagabend (Ortszeit) in Pekings Olympiastadion, wo die Münchner am Samstag (13.35 Uhr/Sport1) gegen den spanischen Topklub FC Valencia spielen. Im Losverfahren haben sie Tickets für das Training von den Fanclubs bekommen. Einige sind bis zu 24 Stunden mit dem Zug aus fernen Provinzen nach Peking gefahren oder drei, vier Stunden mit dem Flugzeug unterwegs gewesen.

Für die Spieler des FC Bayern waren es neun Stunden Flug — und wegen des Zeitunterschieds eine kurze Nacht. Die Augen waren noch klein, als sie um 11.05 Uhr Ortszeit (5.05 Uhr MESZ) das Flugzeug verließen und chinesischen Boden betraten. Die Müdigkeit war schnell abgeschüttelt, als 1000 kreischende Fans ihnen schon am Hotel einen atemberaubenden Empfang bereiteten.

"Super-Bayern, Super-Bayern"

Das haben selbst Weltmeister wie Philipp Lahm oder Manuel Neuer noch nicht so oft erlebt. Sie zückten selbst ihre Handys, um Videos zu drehen. "Super-Bayern, Super-Bayern" — die Chinesen stimmten sogar deutsche Fangesänge an! "Echt unglaublich", sagte Neuer, bei dem das Geschrei am lautesten war. Auch Fotos mit den anderen Weltmeistern Lahm, Müller, Mario Götze und Jerome Boateng waren heiß begehrt.

Rund 90 Millionen Fans sollen die Bayern in China haben. Deswegen nimmt die Mannschaft auch die Strapazen der Marketing-Tour bei schwülheißen Temperaturen auf sich. Nach einem kräftigen Regenguss war es in Peking am Freitag für den Sommer eher kühl, aber bei immer noch knapp 30 Grad und 65 Prozent Luftfeuchtigkeit trotzdem heftig.

"Werden sie immer unterstützen"

Zwölf Stunden hat Gan Xingyu aus der Stadt Baotou im Zug nach Peking gesessen. Er ist Präsident des Bayern-Fanclubs der Inneren Mongolei und kommt auch nicht darüber hinweg, dass das "kleine Schwein" (Xiao Zhu), wie Schweinsteiger in China genannt wird, weggeht. "Ich bin so traurig." Aber dann reißt er sich pflichtbewusst zusammen: "Unsere Gefühle gelten der Mannschaft — egal wer kommt oder geht. Wir werden sie immer unterstützen."

Mit keinem Wort äußerte sich Bayern-Trainer Pepe Guardiola auf der Pressekonferenz über den geplanten Neueinkauf Arturo Vidal. Er sprach aber ausführlich über den "großartigen Kerl" und die "Legende" Schweinsteiger, die fehlen werde. "Am Anfang wird es schwer, aber wir müssen vorwärtsgehen."

Der Weggang wird die Bayern in China einige Fans kosten, glaubt der 27-jährige Pekinger Wang Geng, der mit seiner Freundin Zhu Min zum Training gekommen ist. Beide waren schon Bayern-Fans, bevor sie ein Paar wurden. Der 27 Jahre alte Reisebüroangestellte sagt: "Das 'kleine Schwein' sieht gut aus und klar doch, wenn er weggeht, werden sich einige Anhänger auch abwenden." Der 26 Jahre alte Angestellte Zhang Nan stimmt zu. Obwohl er seit sieben Jahren Bayern-Anhänger ist, will er Schweinsteiger auch in England treubleiben: "Jetzt habe ich eine weitere Wahl und werde Manchester United unterstützen."

Britische, italienische und spanische Klubs sind in China sehr beliebt, weiß Zhang Wenjie vom Pekinger Fanclub zu berichten. "Aber wir lieben das deutsche Team aus vielen Gründen: Die defensiven Fähigkeiten sind großartig. Das ist eine Stärke, genauso wie das Bewusstsein der Spieler für Zusammenarbeit", sagt Zhang Wenjie. "Das kann der chinesische Fußball von Deutschland lernen."

(dpa)
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