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Bayern-Doku "Mia san mia" "Größer als nur Fußball"

In Berlin feiert ein höchst bemerkenswerter Dokumentarfilm über das Bayern-Phänomen "Mia san mia" Premiere. Acht Monate waren die Macher dafür auf Weltreise.

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Foto: dpa/Tobias Hase

Camila Borborema wird Oliver Kahn auch an diesem Abend nicht heiraten. Obwohl: "Er ist der Mann meines Lebens." Zuhause in Rio de Janeiro hat Borborema ihr Bayern-Trikot zu besonderen Anlässen auch schon mal ins Eisfach gelegt, damit der heilige Stoff ihren Körper kühlt. Ist das verrückt? Nein, es ist ein Lebensgefühl. Borborema lebt es gut 9600 Kilometer vom heimischen Stadion des FC-Bayern entfernt. Sie sagt: "Mia san mia." Mehr Deutsch, besser gesagt Bayerisch, braucht sie nicht. Ein Gefühl ist ein Gefühl. Fußball, Familie, Firma, Fangemeinschaft, Fanatismus. Und natürlich: Siege und Titel. Kahn sagt über dieses "Mia san mia": "Vielleicht ist der FC Bayern eine Mischung aus Volksmusik und exzellent gut gespieltem Hardrock."

Hochzeit verschoben. Kahn hat es an diesem Abend einfach nicht nach Berlin geschafft, wo er Borborema hätte treffen können. Oder Kamal Abu Lail, FC Bayern-Fan aus Palästina. Oder Rafael Noboa y Rivera, FC Bayern-Fan aus New York. Anstelle von Kahn haben die Bayern andere Legenden geschickt: Franz "Bulle" Roth, Hansi Pflügler und Klaus Augenthaler, uniform im schönen roten Bayern-Janker. Was alle im ausverkauften Kino "Babylon" in Nachbarschaft zur "Volksbühne" zusammenführt, ist die Premiere einer Dokumentation der Deutschen Welle über das "Mia san mia"-Phänomen FC Bayern München.

Autoren auf Weltreise

Acht Monate waren die Autoren Niels Eixler und Manuel Vering dafür auf Weltreise. In Japan, wo sie einen Verein mit dem Namen FC Bayern Tsuneishi begleitet haben. Dort sichten Bayern-Nachwuchstrainer jüngste Talente und bringen ihnen bei: "Unsere Spieler haben einen Spirit: Sie wollen nicht verlieren." Der Wille zum Sieg wird den Jüngsten schon eingebrannt als quasi natürliches Erbgut eines jeden Bayern-Spielers. Weltweit. In Brasilien haben die Autoren Ex-Bayern-Stürmer Giovane Elber getroffen. Sie haben in Israel und in New York dem "Mia san mia"-Phänomen nachgespürt. In Ghanas Hauptstadt Accra hat ihnen nach mehreren Anfragen ("I am in a meeting") der frühere Innenverteidiger Sammy Kuffour dann doch noch ein sehr launiges Interview gewährt. 50 000 Recherche-Kilometer für 85 Minuten "Mia san mia". Herausgekommen ist ein bemerkenswerter Film, überraschend geschnitten, über eine Weltfirma, deren Wert der Unternehmensberater Roland Berger einmal auf rund eine Milliarde Euro taxiert hatte.

Natürlich spielt jener Mann auch in dieser Dokumentation eine Hauptrolle, ohne dessen Führung der Verein niemals die Weltmarke FC Bayern München geworden wäre: Uli Hoeneß, Metzgersohn aus Ulm, der als junger Spieler auf die Frage, wenn er sich zwischen Liebe und Fußball entscheiden müsste, trocken geantwortet hat: "Ich würde mich für den Fußball entscheiden." Daraus geworden ist eine Liebe — für den FC Bayern. Kahn sagt in dem Film über Hoeneß: "Ich glaube, er würde töten, wenn jemand seinem Verein etwas Böses will." Immerhin sagt Hoeneß noch, ihm sei in der Zeit seiner Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung im Gefängnis bewusst geworden, welche Bedeutung Familie für ihn habe.

"Ja mei, so is halt Fußball"

Womit sich wieder ein Kreis schließt. Denn der FC Bayern ist für Hoeneß auch Familie, Liebe, Verein, Religion. Rafael Noboa y Rivera, der Bayern-Fan aus New York, sagt: "Das ist ein Verein größer als nur Fußball." Kamal Abu Lail aus Tel Aviv sagt: "Mia san mia. Das ist ein wunderschönes Gefühl, das man nicht beschreiben kann. Man hat es. Oder man hat es nicht." Große Siege. Und ein tiefes schwarzes Loch der "bestia negra", wie die Bayern ehrfurchtsvoll in Madrid genannt werden. 1999 Endspiel der Champions League: Bayern dominiert Manchester United, führt bis zur 90. Minute mit 1:0 und verliert in der Nachspielzeit 1:2. Auch das war großes Kino. Mia san mia? Stürmer Elber erzählt, Bayern-Ikone Franz Beckenbauer sei nachher in die Kabine gekommen und habe gesagt: "Ja mei, so is halt Fußball."

(RP)
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