FC Bayern empfängt Leipzig Heute, Kinder, wird's was geben!

München/Düsseldorf · Drei Tage vor Heiligabend treffen Meister Bayern und der Herausforderer Leipzig im Topspiel aufeinander. Der forsche Aufsteiger will in München etwas mitnehmen – und ist nicht chancenlos.

Unbekannter Fan in bekannter Verkleidung: Ein Leipziger Anhänger beim 2:0-Erfolg über Hertha BSC.

Unbekannter Fan in bekannter Verkleidung: Ein Leipziger Anhänger beim 2:0-Erfolg über Hertha BSC.

Foto: dpa, woi jai

Drei Tage vor Heiligabend treffen Meister Bayern und der Herausforderer Leipzig im Topspiel aufeinander. Der forsche Aufsteiger will in München etwas mitnehmen — und ist nicht chancenlos.

Als der Heiligenschein des Fußball-Kaisers noch hell und rein strahlte, da turnte Franz Beckenbauer im Nebenberuf als Schauspieler eifrig durchs Werbefernsehen. Unter anderem fragte er im gut bezahlten Auftrag eines Mobilfunkanbieters zu den tollsten Jahreszeiten: "Ja, is' denn heut' scho' Weihnachten?"

Die Frage stellt sich im gern bemühten "Vorfeld" des Bundesliga-Spitzenspiels zwischen Beckenbauers Verein Bayern München und RB Leipzig (Mittwoch, 20 Uhr/Live-Ticker) erneut. Obwohl es beim Anstoß noch drei Tage bis Heiligabend sind, legen die Funktionäre der beiden zurzeit führenden Fußball-Unternehmen im Land eine zumindest vorweihnachtliche Liebenswürdigkeit im Umgang miteinander an den Tag, die so gar nicht zum üblichen Ballyhoo vor einem Topspiel passen will.

Zum Glück bemüht wenigstens Uli Hoeneß ein paar kämpferische Vokabeln. Bayerns auf den Präsidententhron zurückgekehrter Patriarch freut sich, "dass wir endlich wieder einen Gegner haben, den wir bekämpfen können". Das Wörtchen "Feind", das ihm im Überschwang der Gefühle nach der mit himmlischer Zustimmungsquote gelungenen Wiederwahl herausgerutscht war, hat er mit dem Ausdruck des Bedauerns schnell korrigiert.

Hoeneß flirtet mit Hasenhüttl

Vor ein paar Tagen schien ihn auch der Geist der Weihnacht zu erfassen, als er im "Kicker" den Leipziger Trainer Ralph Hasenhüttl als Anwärter aufs hohe Amt bei den Münchnern adelte. "Wenn wir irgendwann einmal einen deutschsprachigen Trainer suchen, gehört er mit Sicherheit zu den drei Kandidaten, über die man nachdenken muss", sagte er. Bei genauerem Hinsehen ist das aber nicht die reine Liebenswürdigkeit, sondern ein schöner Hinweis auf bestehende Machtverhältnisse. Die Botschaft ist nämlich: "Der Junge macht seine Sache ganz gut, wenn er noch ein bisschen wächst, ist er vielleicht gut genug für den besten Klub."

An der überragenden Rolle der Bayern hat Hoeneß natürlich keinen Zweifel. Er gönnt sich sogar Begeisterung darüber, "dass uns wieder jemand reizt, dass uns jemand ärgert. Wenn man ehrlich ist, mussten wir unsere Motivation die letzten Jahre immer aus uns selbst holen". Die Werksmannschaft des Red-Bull-Milliardärs Dieter Mateschitz tritt dem Serienmeister derart nachdrücklich auf die Zehen wie zuletzt Borussia Dortmund in der schillerndsten Zeit der Klopp-Ära von 2010 bis 2013. Gleich zweimal mussten die Bayern in dieser Zeit einem Gegner beim Dauerjubel zuschauen. Das macht ihnen entschieden weniger Spaß, als nur geärgert zu werden.

Das Leipziger Modell ähnelt dem Dortmunder Vorbild. Das Spiel der Emporkömmlinge aus Sachsen lebt von der Schnelligkeit. Nach Ballgewinn geht es mit wenigen Ballkontakten auf eingeübten Wegen nach vorn — möglichst so schnell, dass der Gegner seine Verteidigung noch gar nicht formiert hat. Und damit das gelingt, wird die gegnerische Mannschaft schon beim Aufbau mächtig unter Druck gesetzt.

Dafür braucht Leipzig Kraft und Leidenschaft. Das Team läuft im Schnitt vier Kilometer mehr als die Kontrahenten, und es läuft diese vier Kilometer nicht im Ausdauer-Trab, sondern im Vollsprint. Das ist die Lieblingsspielweise des Leipziger Sportdirektors Ralf Rangnick, der sie als Trainer eingeübt hat und wahrscheinlich von morgens bis abends herrliche Vorträge darüber halten kann. Er hat nun etwas mehr Zeit dafür, weil ihm Hasenhüttl die Arbeit mit der Mannschaft abnimmt. Rangnick sorgt fürs passende Personal. In den ungeheuer frischen Grundsätzen der rasenden Bullen ist die Verpflichtung zur Jugend hinterlegt. Kein neuer Mann soll älter als 23 Jahre sein, und Rangnick behauptet unnachgiebig, dass es eine Gehaltsobergrenze von drei Millionen Euro im Jahr gebe.

Das wird sich bestimmt noch ändern, wenn Leipzig die Bayern weiter ärgert. Und solange Mateschitz seinen Spaß an diesem neuen Lieblingsspielzeug behält, ist das wohl kein Problem. Im Moment hat er großen Spaß. Nach dem 2:0 gegen Hertha BSC machte der Milliardär den neuesten Produktbotschaftern sogar in der Kabine seine Aufwartung. Vermutlich ging es auch dort schon vorweihnachtlich zu. Auf den Tribünen war jedenfalls das Lieblingskleidungsstück die Weihnachtsmannmütze.

(pet)
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