Bayern holt Hummels und Sanches Zurück in die Zukunft

Düsseldorf/München · Meister München ging am Dienstag auf Einkaufstour. Für geschätzte 38 Millionen Euro kommt BVB-Kapitän Mats Hummels, für 35 Millionen Euro wurde das große Mittelfeldtalent Renato Sanches von Benfica Lissabon geholt.

 Für Renato Sanches (l.) und Mats Hummels hat der FC Bayern an einem Tag 73 Millionen Euro ausgegeben.

Für Renato Sanches (l.) und Mats Hummels hat der FC Bayern an einem Tag 73 Millionen Euro ausgegeben.

Foto: dpa, Kombo rpo

Vielleicht hat der FC Bayern am Dienstag sein berühmtes Festgeldkonto anknabbern müssen. Vielleicht aber hat er auch nur einen großen Teil der Einnahmen aus der Champions League (mindestens 90 Millionen) investiert. Jedenfalls ging der Meister auf große Einkaufstour. Er verpflichtete zunächst den hochtalentierten portugiesischen Mittelfeldspieler Renato Sanches (18) von Benfica Lissabon für die wahrlich unbescheidene Ablösesumme von 35 Millionen Euro. Ein paar Minuten später bestätigte der FC Bayern, dass er sich ebenfalls die Dienste des Dortmunder Innenverteidigers Mats Hummels (27) gesichert habe. Geschätzte Ablösesumme: 38 Millionen Euro. Beide Spieler erhalten Verträge bis 2021. 73 Millionen Euro hatte der Klub investiert. An einem Tag.

Für die Bundesliga sind das keine erfreulichen Nachrichten. Schon jetzt hat der Branchenführer die mit Abstand stärkste Abwehr, sie kassierte in 33 Meisterschaftsspielen gerade mal 16 Gegentore. Platz zwei in der deutschen Rangliste belegt Dortmund, das 32 Gegentreffer zuließ. Es ist wahrscheinlich, dass sich die Gewichte künftig noch deutlicher zugunsten der Münchner verschieben werden. Schließlich schicken sie nun die Weltmeister-Innenverteidigung Jerome Boateng/Hummels an den Start, während der BVB kaum über Nacht einen gleichwertigen Ersatz für seinen Kapitän finden wird.

Hummels gehörte über acht Jahre zum Inventar des Bundesliga-Zweiten. Deshalb bedachte ihn die Firmenleitung des BVB am Dienstag auch mit einem sehr freundlichen Nachruf. "Mats Hummels hat sich uns gegenüber zu jedem Zeitpunkt offen und fair verhalten", betonte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke auf der Internetseite des Vereins, "er steht für zwei deutsche Meisterschaften für den BVB und das Double 2012, er ist mit uns 2013 ins Endspiel der Champions League eingezogen. Wir respektieren seine Entscheidung."

Das hat nicht unbedingt jeder BVB-Fan getan. Beim Heimspiel gegen Wolfsburg (5:1) wurde Hummels von Teilen der Anhängerschaft ausgepfiffen, weil der Verein seine Wechselabsichten öffentlich gemacht hatte. Watzke rüffelte die Protestfraktion. "Mats ist ein großartiger Junge, wer den beleidigt, der hat eigentlich das Recht verspielt, zu uns zu gehören", sagte der Chef.

Der Spieler beteuerte, dass er es sich nicht leicht gemacht habe. Begründet wird sein Wechsel damit, dass er in seine Heimat zurückkehren kann. Seine getrennt lebenden Eltern wohnen ebenso in München wie sein Bruder Jonas, der für Unterhaching in der Regionalliga spielt. Hummels heiratete seine Frau Cathy, die aus Dachau in der Nähe von München stammt, in der bayerischen Landeshauptstadt. Und er wurde beim FC Bayern groß. Nach ein paar Minuten Bundesliga ließ ihn der Klub allerdings 2008 nach Dortmund ziehen. Der BVB zahlte für seine Festverpflichtung 4,2 Millionen Euro. Das war viel für einen jungen Kerl, im Endeffekt jedoch sehr gut angelegtes Geld.

Hummels geht es bei seiner Heimkehr natürlich nicht nur um die Familienzusammenführung. Argwöhnische Wegbegleiter haben bereits laut darüber nachgedacht, dass dem Fußballer der familiäre Druck, wieder an die Isar zu wechseln, mächtig auf die Nerven gegangen sein könnte. Er wird in München aber auch sicher mehr Geld verdienen als in Dortmund, wo er schon nicht zu den Mitgliedern der Leichtlohngruppen gehört. Branchenüblich wäre ein Einkommen von mindestens fünf Millionen Euro. Darüber hinaus hat Hummels berechtigte Aussichten auf Titel.

Das wird auch Sanches bewogen haben, den Münchnern den Vorzug vor Mitbewerbern wie Manchester United gegeben zu haben, das im Winter mit 60 Millionen Euro gewinkt hat. Der Portugiese gilt als eine der ganz großen Mittelfeld-Hoffnungen in Europa. Die Bayern greifen deshalb ganz tief in die Tasche. Benfica hat nämlich Sonderprämien in Höhe von sagenhaften 45 Millionen Euro ausgehandelt. Sie müssen allerdings erst gezahlt werden, wenn Sanches nicht näher definierte Erfolge mit der Nationalmannschaft feiert oder Weltfußballer des Jahres wird. In den Genuss des gesamten Pakets wird Benfica wohl nur gelangen, wenn der Spieler mit München vier Triple in Folge gewinnt und am Ende über den Starnberger See geht. Trotzdem ist den Bayern der Teenager zumindest virtuell 80 Millionen Euro wert. Ein anderes Wort für Wahnsinn.

(pet)
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