Aufreger im DFB-Pokalfinale Kein Rot gegen Ribéry — BVB fühlt sich betrogen

Berlin · Ein "Augenstecher" von Franck Ribéry im DFB-Pokalfinale hat noch lange nach dem letzten Elfmeterschuss die Gemüter erhitzt – naturgemäß besonders bei Borussia Dortmund.

Franck Ribéry sticht Gonzalo Castro den Finger ins Auge
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Ribéry sticht Castro den Finger ins Auge

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Foto: Screenshot ARD

Ein "Augenstecher" von Franck Ribéry im DFB-Pokalfinale hat noch lange nach dem letzten Elfmeterschuss die Gemüter erhitzt — naturgemäß besonders bei Borussia Dortmund.

Ribéry tanzte in schwarz-weiß-gescheckter Unterhose an der Seite von Douglas Costa durchs Entmüdungsbecken, als draußen im Bauch des Olympiastadions die Anklage gegen den Bayern-Superstar verlesen wurde. Das einstimmige Urteil, selbst aus den eigenen Reihen: schuldig!

Der "Augenstecher" des Münchner Bad Boys im DFB-Pokalfinale gegen Dortmunds Gonzalo Castro (38.) erhitzte die Gemüter der Borussen noch Stunden nach dem dramatischen Duell. Selbst auf Siegerseite fiel die Beurteilung der Szene gleich aus. "Es ist berechtigt, dass sie sich aufregen", sagte Bayerns Weltmeister Thomas Müller nach dem 4:3 i.E.: "Aber das interessiert mich jetzt überhaupt nicht mehr."

Franck Ribéry klettert mit letzter Kraft über die Bande
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Ribéry, der nach dem Spiel zunächst schwieg, verteidigte sich im Gespräch mit dem kicker. "Castro hat mir auch mit seinen Fingern ins Gesicht gelangt. Deshalb habe ich so reagiert. Aber selbst Castro hat das als nicht so schlimm empfunden. Er ist ein guter Junge. Emotionen, Kampf, das alles gehört zum Fußball."

Ganz anders die Dortmunder, die sich zum wiederholten Mal gegen die Bayern betrogen sahen. "2013, 2014, 2016. Geschichte wiederholt sich", sagte Kapitän Mats Hummels in Anspielung auf die verlorenen Endspiele in Champions League (2013) und Pokal (2014): "Ein Hattrick von Finalspielen, die der Schiedsrichter wesentlich beeinflusst hat. Niemand im Stadion hat nicht gesehen, was passiert ist."

Verteidiger Marcel Schmelzer klagte: "Es macht echt keinen Spaß, zum dritten Mal nach einem Finale über die Schiedsrichterentscheidungen zu sprechen." Dabei hätte der Vierte Offizielle Bastian Dankert Ribérys Tat an der Seitenlinie vor der Haupttribüne "aus zehn Zentimetern sehen" können.

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Foto: dpa, shp nic

Der Franzose (33) fasste Castro nach einer Rangelei ins Gesicht. Ein Finger seiner rechten Hand landete in Castros Auge, einer in dessen Mund, einer in der Nase, einer im Ohr. Schiedsrichter Marco Fritz (Korb) beließ es bei einer Gelben Karte - für beide!

Er habe bereits in der Halbzeit auf Fritz eingeredet, erzählte Hummels, und auch nach dem Spiel habe er die Szene dem Unparteiischen gegenüber noch einmal thematisiert. Fritz entgegnete, er habe die Rückmeldung bekommen, dass Gelb angemessen gewesen sei. "Wer ihm das gesagt hat - keine Ahnung", sagte Hummels in einer Mischung aus Verwunderung und Unverständnis.

Was die Dortmunder besonders ärgerte: Ribéry ist Wiederholungstäter. Im Endspiel der Königsklasse vor drei Jahren in Wembley schlug er dem damaligen BVB-Star Robert Lewandowski den Ellbogen ins Gesicht - und kam ungeschoren davon. Später leitete er das 1:0 von Mario Mandzukic ein und legte Arjen Robben den Siegtreffer auf.

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Ribéry wird wegen seiner überragenden Fähigkeiten oft hart angegangen — und lässt sich fast genauso oft provozieren. Im Halbfinal-Rückspiel der Champions League 2014 ohrfeigte er Madrids Daniel Carvajal. In der Gruppenphase 2014/15 schlug er Manchester Citys Vincent Kompany ins Gesicht. Beide Male passierte — nichts.

Es war einer von vier Platzverweisen des Franzosen in neun Jahren beim FC Bayern (je zweimal Gelb-Rot und Rot). Bayern-Coach Pep Guardiola ermahnte ihn nach Ausrastern mehrfach — erfolglos.

Öffentlich entschuldigt hat sich Ribéry übrigens bei keinem seiner "Opfer", auch bei Castro nicht. Am Samstag lachte und feixte er auf dem Münchner Bankett bis tief in die Nacht.

(sid)
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