Analyse Bayern macht sich Mut für Real Madrid

München · Das 5:2 über Werder Bremen ist ein Lehrstück fürs Champions-League-Halbfinale. Schwere Abwehrfehler führen zu Gegentoren, die zweite Halbzeit wird zu einer sehenswerten Aufholjagd. Und auch Ribéry trifft.

Es war ein schwerer Gang für Pep Guardiola, das war nicht zu übersehen. Sein dunkelblauer Rollkragenpullover und seine schwarze Hose drückten seine Trauer über den Tod seines Freundes Tito Vilanova ebenso aus wie seine hilflosen Gesten. Doch es blieb nach dem 5:2 (1:2) von Bayern München gegen Werder Bremen keine Zeit, allzu viele Worte über seinen früheren Assistenten beim FC Barcelona zu verlieren. Sein Herz, sagte Guardiola, sei bei der Familie Vilanova - sein Kopf aber war bereits bei Real Madrid, beim Halbfinal-Rückspiel (Dienstag, 20.45 Uhr/Live-Ticker) in der Champions League.

Und auch in seine Gedanken hatte sich eine gewisse Traurigkeit geschlichen. Es sei "das erste Mal, dass ich ein bisschen enttäuscht und traurig bin", sagte Guardiola über die erste Halbzeit seiner Mannschaft. Sie zeigte alle Schwächen der Bayern-Mannschaft. Die Münchner verloren sich in wirkungslosem Ballbesitz, und die Abwehr inklusive Nationaltorhüter Manuel Neuer reihte Fehler an Fehler.

Überdies waren die Bayern - auch das ein Spiegelbild der Vorstellung im Estadio Bernabeu - sehr anfällig für Konter. Theodor Gebre Selassie und Aaron Hunt bestraften dies mit Toren nach Gegenstößen. "Ja", sagte Guardiola lapidar auf die Frage, ob ihn das mit Blick auf Real beunruhige. Seine Spieler müssen aus ihrem Auftritt gegen Werder die Lehren ziehen.

Das gilt auch für den zweiten Durchgang. "In der zweiten Halbzeit waren wir besser", stellte Guardiola richtig fest, und das, da war er sich mit allen Beteiligten einig, "das ist gut für Madrid, für die Stimmung". Es macht Mut für das Semifinale. Der Trainer hatte an dieser Verbesserung einen großen, wenn nicht den entscheidenden Anteil. Er zog den formverbesserten Franck Ribéry mehr in die Mitte, brachte Kapitän Philipp Lahm, der eine Art zweiten Rechtsaußen gab, und zog Bastian Schweinsteiger etwas weiter nach vorne.

Das Resultat war erfrischender, aggressiver Pep-Fußball, wie ihn die Bayern schon seit fast einem Monat nicht mehr geboten hatten - und Real ihn fürchtet. Nach Ribérys zwischenzeitlichem Ausgleich drehten die Bayern mit einem Doppelschlag des langjährigen Bremers Claudio Pizarro und dank eines Kopfball-Geschosses von Schweinsteiger die Begegnung binnen acht Minuten.

Der eingewechselte Arjen Robben machte bei seinem ersten Ballkontakt mit einem tollen Solo alles klar. Sein Bauchgefühl für Madrid sei jetzt "sehr positiv", betonte Robben, der "viel Bewegung, viel Leidenschaft" gesehen hatte - in Hälfte zwei.

Einen guten, wenngleich nicht überragenden Ribéry gab es über volle 90 Minuten zu bestaunen. Der Franzose nahm wieder mehr teil am Bayern-Spiel, kein Münchner hatte so viele Ballkontakte wie er. Selbst äußern über seinen Auftritt wollte sich Europas Fußballer des Jahres nicht - das übernahmen andere. "Franck hat besser gespielt", lobte Guardiola. Lahm sagte über seinen sensiblen Mitspieler: "Ich mache mir um Franck überhaupt keine Sorgen und bin davon überzeugt, dass er am Dienstag ein überragendes Spiel machen wird - und wir ins Finale einziehen."

Um dieses Ziel zu erreichen, versprach Lahm, werde der FC Bayern "Vollgas spielen, mit Leidenschaft und Herz" - und, natürlich, mit dem lange erfolgreichen System. "Ich bin froh darüber, wie wir spielen. Es macht sehr, sehr viel Spaß."

(sid/RP)
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