FC Bayern München Mario Götze am Scheideweg

Düsseldorf/Peking · Im ersten Spiel der Fernostreise gewinnt der Meister mit 4:1 gegen Valencia. Juventus Turin will Götze abwerben.

Mario Götze hat doch noch Fans. Ziemlich viele sogar - und noch dazu in China. 30 von ihnen präsentierten bei Bayern Münchens Gastspiel im Pekinger Vogelnest ein Banner, auf dem sie dem deutschen Nationalspieler Mut zusprechen. "Behalte deinen Glauben, Super-Mario", war da zu lesen. Tausende applaudierten dazu. Ob sich Götze von der Unterstützung beflügeln lässt, war nicht abschließend herauszufinden. Wegen einer Muskelverhärtung wirkte er beim Testspiel gegen den FC Valencia nicht mit. Die Kollegen stellten sich in guter Form vor, sie gewannen nach Toren von Thomas Müller (2), Thiago und Robert Lewandowski bei einem Gegentreffer von Rodrigo mit 4:1. Die chinesischen Fans riefen "Super-Bayern, Super-Bayern". Sie haben bei den Fernsehübertragungen der Münchner Spiele offensichtlich gut hingehört.

Philipp Lahm durfte sich besonders angesprochen fühlen. In Abwesenheit von Arjen Robben, der in München ein Fitnessprogramm absolviert, spielte Lahm mal wieder Rechtsaußen. Er bereitete zwei Treffer vor. Sein neuer Kumpel auf der anderen Seite, der Brasilianer Douglas Costa, überzeugte ebenfalls. "Ich bin sehr zufrieden, er hat sehr gut gespielt", stellte Trainer Pep Guardiola fest.

FC Bayern München von chinesischen Fans gefeiert
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Bayern in China gefeiert

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Götze sorgt weiterhin außerhalb des Rasenvierecks für Gesprächsstoff. Denn sein Name steht wie der des Schalker Mittelfeldspielers Julian Draxler auf der Wunschliste von Juventus Turin. Der Vorschlag der Italiener, Götze gegen Arturo Vidal auszutauschen, ist zwar offenbar vom Tisch. Dafür plant Juve nun ein Leihgeschäft auf zwei Jahre. Vorgesehen sei ein Jahresgehalt von sechs Millionen Euro, heißt es. Die Bayern und Götze haben sich dazu öffentlich noch nicht geäußert. Jedoch müsste vorher noch Götzes laufender Vertrag bis 2017 verlängert werden, um ein solches Leihgeschäft zumindest theoretisch möglich zu machen.

Zu Guardiolas erklärten Lieblingsspielern gehört Götze nicht (mehr). Daran ändern lautstarke Lobeshymnen auch nichts. "Er ist ein Topspieler, Mario wird in meinem Kopf die ganze Saison hierbleiben", sagte Guardiola gestern. Wahrscheinlich weiß er es längst besser. Im vergangenen Jahr legte Götze trotz der WM-Strapazen eine überzeugende Vorrunde mit vielen Toren und Torbeteiligungen hin. Nach der Winterpause aber war es mit der Herrlichkeit vorbei. Er turnte eher missmutig mit. Und es gelang ihm nicht, sein großes Talent auf den Platz zu bringen. Der berühmte Satz von Bundestrainer Joachim Löw bei Götzes Einwechslung im WM-Finale von Rio ("Zeig der Welt, dass du besser bist als Messi") ist nur noch Fußball-Kabarett.

Mit 23 Jahren steht Götze an einem wichtigen Punkt seiner Karriere. Er muss erwachsen werden. Ob er das bei den Bayern darf, ist nicht heraus. Auch wenn Sportvorstand Matthias Sammer versichert, "Mario Götze hat unsere ganze Unterstützung", steht er im extrem gut besetzten Bayern-Aufgebot nicht auf einem der ersten elf Plätze.

Mario Götze – Schwabe, Borusse, Weltmeister
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Das ist Mario Götze

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Foto: afp, desk

Guardiola hat ihn selbst in der Personalnot des vergangenen Frühjahrs in wichtigen Spielen lediglich eingewechselt. Manchmal beschämend spät. Vielleicht kommt ein Transfer nach Italien gerade recht. Seit Götze vor zwei Jahren für 37 Millionen Euro von Borussia Dortmund zu den Bayern kam, spielt das einstige Wunderkind unter den eigenen Ansprüchen. Dafür ist die kleine Vermarktungsfirma, die ihn umgibt, von internationaler Klasse. Sie setzt ihn außerhalb des Sportplatzes bestens ein, und sie kontrolliert seine öffentlichen Auftritte bei Interviews. Deshalb wirkt das Produkt Götze künstlich. Und deshalb hat der Fußballer Götze in seiner Heimat nicht zu viele Fans. Deutlich weniger als in China, wie es scheint.

(RP)
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