WM-Held beim FC Bayern in der Krise Mario Götze — Held außer Dienst
Leverkusen · WM-Torschütze Mario Götze erfüllt beim FC Bayern derzeit die hohen Erwartungen nicht. In Leverkusen vergibt er zwei große Chancen.
Pep Guardiola lobte Mario Götze vor ein paar Wochen als einen "der besten Profis, den ich je trainiert habe". Und nach der 0:2-Niederlage des Fußballmeisters Bayern München bei Bayer Leverkusen fand der Trainer: "Götze hat ein gutes Spiel gemacht, er hat ein bisschen Pech gehabt." Über mangelnden öffentlichen Zuspruch seitens seines Chefs kann sich der Mann, der Deutschland im Juli mit seinem späten Treffer zum vierten Mal zum Weltmeister machte, also nicht beklagen. Doch was sind Guardiolas Worte wert? Als "Märchenstunde" hat der kürzlich verstorbene Udo Lattek die Pressekonferenzen nach Spielen gern bezeichnet.
Nein, Götze hat in Leverkusen kein gutes Spiel gemacht, so wie die ganze Mannschaft verständlicherweise kein gutes Spiel gemacht hat, nachdem der Meistertitel feststand, Guardiola die Bundesliga für beendet erklärt hatte und alle nur die Champions League im Sinn haben.
Hinter Mitchell Weiser hatte Götze die zweitschwächste Zweikampfbilanz aller Münchner. Und es war auch nicht nur Pech, dass Götze die beiden besten Chancen seiner Mannschaft vergab. Es war viel mehr ein Mangel an Entschlossenheit und Vertrauen in die eigenen Qualitäten. Einmal hatte er Bayer-Torhüter Bernd Leno bereits umkurvt, schloss aber so halbherzig ab, dass Tin Jedvaj den Treffer verhindern konnte. Kurz vor Schluss tauchte Götze erneut allein vor Leno aus. Doch er rutschte mit dem linken Fuß weg. Die Szene erinnerte an den vergangenen Dienstag, als Philipp Lahm und Xabi Alonso bei ihren Elfmetern im Pokalspiel gegen Dortmund ausrutschten und Götze anschließend an BVB-Torhüter Mitch Langerak scheiterte.
Mario Götze schießt Deutschland zum WM-Titel
Mit neun Saisontoren steht Mario Götze in der internen Münchner Torjägerliste zwar auf Platz vier hinter Arjen Robben, Robert Lewandowski und Thomas Müller, seine Trefferbilanz in der Bundesliga-Rückrunde ist aber enttäuschend. In 13 Begegnungen gelangen ihm nur zwei Treffer beim 8:0-Sieg über den Hamburger SV. Er schafft es nicht, das Vakuum zu füllen, das die verletzten Arjen Robben und Franck Ribéry hinterlassen haben. Für 37 Millionen Euro war Götze vor bald zwei Jahren von Borussia Dortmund zu Bayern München gewechselt. Den aus dieser Summe abzuleitenden Ansprüchen wird er bislang nicht gerecht. Ihm fehlt Konstanz.
Die Winterpause hat ihn aus dem Tritt gebracht, nachdem ihn die WM-Euphorie noch durch die erste Hälfte der Saison getragen hatte. In den wichtigsten Wochen der Saison steckt Götze, der als einer der wenigen Münchner bislang ohne Verletzung durch die Saison gekommen ist, nun im Tief. Es war bezeichnend, dass Guardiola ihn vier Tage vor dem Hinspiel im Halbfinale der Champions League nicht schonte. Der 22-jährige Offensivspieler musste über die ganze Distanz gehen. Jerome Boateng und Thomas Müller waren hingegen erst gar nicht mit an den Rhein gefahren, Philipp Lahm und Thiago teilten sich den Dienst, und Bastian Schweinsteiger stellte wieder mal seine Fähigkeit unter Beweis, mit minimalem Kraftaufwand und vergleichsweise wenigen Ballkontakten Dienst nach Vorschrift schieben zu können. Egal ob Guardiola oder Lahm und Torhüter Neuer sprachen, bei allen Münchner lautete der Tenor nach der Begegnung "Hauptsache gesund".
Alle Joker-Tore der WM
Götzes Einsatzchancen am Mittwoch im Camp Nou hängen mit dem Gesundheitszustand von Robert Lewandowski zusammen. Ob der Pole, dem Langerak im Pokalspiel Kopfverletzungen zugefügt hat, spielt, "entscheiden die Ärzte, der Spieler selbst und auch die Maske", sagte Sportvorstand Matthias Sammer. "Kein Spieler der Welt kann so wichtig sein, dass man dafür dessen Gesundheit aufs Spiel setzt." Lewandowski twittert allerdings fortlaufend Kampfansagen an Barcelona. Er will dabei sein.
