"Bin wie eine Frau" Multitasker Guardiola fühlt sich missverstanden

München · Vor dem Spiel gegen Bayer Leverkusen geht es bei Bayern München kaum um Bayer Leverkusen. Trainer Pep Guardiola muss sich zu seinem Leidwesen mit anderen Themen beschäftigen.

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Foto: dpa, kne lof

Es ist Pep Guardiola anzusehen, dass er sich nicht wohl fühlt. Und er klingt ein wenig verbittert. Es ist Freitag, es sind noch etwas mehr als 30 Stunden bis zum Spiel gegen Bayer Leverkusen - und der Trainer des FC Bayern München kommt sich vor wie im falschen Film, wieder einmal. "Ich liebe es, über Fußball zu sprechen", sagt er, sehr energisch, "aber heute fragt keiner mehr über Fußball."

Vergangene Woche der Maulwurf, angeblich schlechte Stimmung, übergewichtige Spieler und Mails. Diese Woche Manchester City und die Frage: Ist Guardiola in München noch bei der Sache, wo er doch am Montag, am Tag der Bestätigung des Wechsels, gleich mal nach England geflogen ist? Und war er sich wirklich schon zu Beginn des Jahres 2015 mit seinem künftigen Klub einig, wie es der kicker in Erfahrung gebracht haben will?

Guardiola hat eine einfache Erklärung für die derzeitige Unruhe, für das Misstrauen in ihn. "Ich weiß, es ist eine neue Situation: Noch nie in der Geschichte von Bayern München hat ein Trainer Bayern München verlassen, normalerweise verlässt Bayern München den Trainer", sagt er. Ansonsten will er über Manchester City nicht mehr reden. Er habe alles gesagt zu dem Thema. Warum, weshalb und wieso er nun da hingehe.

Davon abgesehen, müsse sich wirklich niemand Sorgen machen. "Die Zeitungen können jeden Tag sagen, was sie wollen", sagt Guardiola, "ich werde hier bis zur letzten Minute mein Bestes geben." Ja, er beschäftige sich auch mit Manchester City, gibt er zu, aber das sei nicht schlimm. "Ich bin wie eine Frau. Ich kann beide Situationen kontrollieren", er könne, beteuert er, mit seinen Gedanken an zwei Orten sein. Er lacht.

Tatsächlich wirkt Guardiola ein wenig resigniert an diesem Freitag. Er fühlt sich missverstanden, sich und die Kollegen, vor allem von den Medien. "Unser Beruf bekommt keinen Respekt mehr. Wir Trainer bekommen heute keinen Respekt mehr auf der Welt! Es ist egal, was wir sagen - ich verstehe nicht, warum wir eine Pressekonferenz machen, weil, was wir sagen, es ist egal", sagt Guardiola. Es klingt vorwurfsvoll. Enttäuscht.

Guardiola spricht auch über Fußball. Ein bisschen. Er spricht über Neuzugang Serdar Tasci, der zwar nicht mitspielen wird am Samstag wegen seines Brummschädels, aber "uns helfen wird". Er spricht über die Gefahr, die von Bayer Leverkusen ausgehe, die Flanken seien für "alle Innenverteidiger der Welt" ein Problem - wegen Stefan Kießling. Außerdem habe Chicharito eine "Nase", also einen Torriecher, und Kevin Kampl sei in guter Form.

Doch das Spiel ist Nebensache. Guardiola fühlt sich falsch verstanden, vermutlich sogar absichtlich missverstanden. Er würde, wie gesagt, gerne über Fußball reden, aber "ich muss oft über anderes sprechen". Er könne, betont er, "aber damit umgehen, und ich werde das auch in den kommenden vier Monaten tun". Es ist ihm aber anzusehen, dass er sich beim Gedanken daran überhaupt nicht wohlfühlt.

(ems/sid)
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