"Er muss Vollgas geben" Sanches flüchtet aus München für einen zweiten Anlauf

München/Swansea · Renato Sanches galt als größtes Talent im europäischen Fußball. Nun flüchtet der 20-Jährige erst einmal von Bayern München in die englische Premier League.

Renato Sanches bei Bayern München.

Renato Sanches bei Bayern München.

Foto: dpa, kne nic hak

Zum Abschied gab es noch eine klare Ansage von Karl-Heinz Rummenigge. Renato Sanches wisse, sagte der Vorstandschef von Bayern München dem kicker in aller Deutlichkeit, "dass er Vollgas geben muss". In München war dies dem 20-Jährigen nie gelungen. Sanches galt nach seiner Verpflichtung im vergangenen Sommer für 35 Millionen Euro von Benfica Lissabon zwar als größtes Versprechen im europäischen Fußball.

Doch beim Rekordmeister erfüllte der junge Portugiese nach einer bärenstarken Euro 2016 die großen Erwartungen nicht ansatzweise. Die Konsequenz lag auf der Hand, zumal auch in dieser Saison unter Trainer Carlo Ancelotti keine Besserung in Sicht war: Der Europameister flüchtet von München für ein Jahr zu Premier-League-Klub Swansea City nach Wales, um dort die nötige Spielpraxis zu erhalten.

"Es war unser Ziel, dass Renato in einer sehr starken Liga wie der Premier League regelmäßig zum Einsatz kommt"", sagte Rummenigge. Dies sei "bei uns angesichts der Qualität im Kader aktuell nicht gewährleistet". Trainer in Swansea ist der frühere Ancelotti-Assistent Paul Clement. Der soll den 13-maligen Nationalspieler wieder in die Spur bringen. Denn so ganz haben die Bayern den wuchtigen Mittelfeldspieler mit der markanten Rastafrisur nicht aufgegeben. "Wir sind nach wie vor davon überzeugt", betonte Rummenigge, "dass er das Potenzial hat, in der Zukunft ein wichtiger Spieler für den FC Bayern zu werden."

Swansea zahlt laut kicker 8,5 Millionen Leihgebühr, eine Kaufoption gewährten die Münchner den Briten jedoch bewusst nicht. Eine solche Vereinbarung hatten wohl die anderen Interessenten - Juventus Turin, Paris Saint-Germain und der FC Liverpool - gefordert. Nach einem Jahr soll Sanches dann möglichst als gereifter Profi zum FC Bayern zurückkehren. Denn, so Rummenigge, bei der jüngsten Asien-Tour habe Sanches im Spiel gegen Chelsea gezeigt, "weshalb wir ihn geholt haben, da ging er ab wie eine Rakete".

Es war aber nahezu das einzige Mal in den vergangenen 13 Monaten seit seinem Wechsel nach München, dass die "Rasta-Rakete" zündete. Sanches blieb in der Mittelfeldzentrale im großen Schatten von Stars wie Arturo Vidal, Thiago, Xabi Alonso, oder jetzt Corentin Tolisso oder Sebastian Rudy. Er wirkte oft wie ein Fremdkörper. Das Selbstbewusstsein, das ihn noch bei seinen frechen EM-Auftritten ausgezeichnet hatte, war weg.

Nur in neun von 25 Pflichtspielen in der vergangenen Saison hatte der Portugiese in der Startelf gestanden, davon zweimal über 90 Minuten. Tore oder Vorlagen? Fehlanzeige! In dieser Spielzeit war es bislang nicht anders: Sanches gehörte in der Liga zum Auftakt gegen Leverkusen (3:1) und im Pokal gegen Chemnitz (5:0) dem Kader an, spielen durfte er nicht. Eine Aussage von Ancelotti in der vergangenen Woche machte auch deutlich, dass die Wertschätzung nicht allzu groß ist. "Renato kennt seine Position in der Mannschaft.

Er weiß, dass es viel Konkurrenz gibt. Wenn er bleibt, ist das okay für mich, wenn er entscheidet zu gehen, ist das auch okay", sagte der Italiener lapidar. Sanches geht - und sucht einen neuen Anfang.

(sid)
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