Niederlage gegen Real Madrid Lewandowski ist selbst für die Bayern nicht zu ersetzen

Ohne Torjäger Robert Lewandowski hat Bayern München das Hinspiel gegen Real Madrid verloren. Und konnte sich am Ende bei Torwart Manuel Neuer bedanken, dass es nicht noch deutlicher wurde.

FC Bayern München: Arturo Vidal jagt Elfmeter in die Wolken
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Vidal jagt Elfmeter in die Wolken

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Als das Preisschießen Real Madrid gegen Manuel Neuer immer bedrohlichere Ausmaße annahm, da wollten auch Carlo Ancelottis Hände aus den Taschen. Und als Bayern Münchens Trainer ihnen freien Auslauf gestattete, da gestikulierten sie wild. Sie zeigten seinem Mittelfeld den Weg: nach hinten. Die Spieler aber hatten sich entschlossen, in Unterzahl (Javi Martínez hatte sich die Ampelkarte eingehandelt) eher noch auf Sieg zu spielen, da konnte der Mister an der Seitenlinie gestikulieren, wie er wollte. Für Teams wie Real ist das unbedingt eine Einladung. Madrid nahm sie an. Zwei Tore von Cristiano Ronaldo reichten zum 2:1-Erfolg im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League, Arturo Vidal hatte Bayern in der ersten Halbzeit in Führung gebracht. Die Münchner fahren nächsten Dienstag sicher nicht als Favorit nach Madrid.

Der Abend von München brachte beim Treffen der Tabellenführer aus Deutschland und Spanien vor allem eine Erkenntnis: Bei den Bayern darf viel passieren, nur kein Ausfall von Robert Lewandowski. Auf fast jede Verletzungspause haben die Bayern eine einigermaßen taugliche Antwort, der Pole ist nicht zu ersetzen.

Müller strahlt keine Torgefahr aus

Thomas Müller hatte die undankbare Aufgabe, die Planstelle in der Angriffsmitte zu besetzen. Er hatte weder die Präsenz von Lewandowski, noch strahlte er dessen Torgefahr aus. Die Bayern spielten im Angriff ratlos, sie hatten keine erkennbare Spielidee außer der Hoffnung, die Dribblings der Außen Franck Ribéry und Arjen Robben würden irgendwann für Gefahr sorgen.

Weil diese Hoffnung im ersten Durchgang zumindest nicht trog, hätten die Münchner trotz einer keineswegs berauschenden Vorstellung das Spiel vor der Pause entscheiden können. Arturo Vidal wuchtete den Ball mit dem Kopf nach einer Ecke von Thiago zur Führung ins Tor. Und er verfehlte ebenfalls mit dem Kopf das Ziel nur knapp, nachdem ihm Robben eine Flanke fein hereingezirkelt hatte.

FC Bayern München - Real Madrid: die Bilder des Spiels.
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Bayern - Real: die Bilder des Spiels

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Unmittelbar vor dem Wechsel war der Weg aus elf Metern frei, denn Nacho war ein Schuss von Ribéry an die Schulter geprallt, und es gab Elfmeter. Aber Vidal wollte zu viel, er haute den Ball in den Oberrang. "Das waren spielentscheidende Momente", sagte Ancelotti. Über die vermeintlich ungünstigsten psychologischen Situationen für schlechte Chancenauswertung und für gegnerische Tore sind wahrscheinlich schon zahlreiche wissenschaftliche Werke verfasst worden. Ancelotti musste gar nicht erst daraus zitieren. In der Realität wird immer wieder bewiesen, dass ein Fehlschuss wie der Vidal vor dem Kabinengang und der Ausgleich direkt nach der Rückkehr aufs Feld selbst große Mannschaften vor große nervliche Probleme stellen.

Die Bayern machten da keine Ausnahme. Ribéry interpretierte im Duett mit David Alaba die Abwehrarbeit auf der linken Seite eher lässig. Carvajal bediente Ronaldo, und der Portugiese tat, was er immer noch am besten kann. Er schoss ein Tor. Es war die Trendwende in dieser Begegnung. Wenig später musste Martínez in die Kabine, fortan spielte Real mit müden Bayern Nachlaufen. "Wir konnten das nicht ausgleichen", erklärte Bayerns Trainer, "obwohl ich immer noch auf einen glücklichen Konter gehofft habe. Aber wir waren in Unterzahl, und das ist Real Madrid."

Die Münchner waren gut bedient, dass ihnen nicht noch mehr Treffer eingeschenkt wurden. Neuer stand Toren von Ronaldo und Benzema durch großartige Paraden im Weg, aber die Innenverteidigung gestattete den Spaniern derart viele Einschussgelegenheiten, dass Ronaldo zumindest noch einmal ziemlich unbehelligt einschieben konnte.

Nach zuletzt weitgehend überzeugenden Vorstellungen war die Begegnung mit Real ein heftiger Rückschlag für die deutsche Titelhoffnung. Nicht nur vom nackten Ergebnis her betrachtet, sondern auch von der Leistung. Die Bayern wirkten uninspiriert und verbreiteten wenig Spaß. Vielleicht kann Lewandowskis Rückkehr ins Team daran Entscheidendes ändern. An diesen Traum müssen sich die Münchner nun fürs Rückspiel klammern. Und an das Wort des großen Carlo Ancelotti. "Wir leben noch", sagte der Coach. Noch.

(pet)
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